Die Austria steckt ganz tief in der Sinnkrise
Der Sieg eine Pflicht, drei Punkte ein Muss. Es hat freilich schon Spiele gegeben, in die die Wiener Austria mit weniger Druck gegangen ist als gestern daheim gegen Wr. Neustadt. Wer aber in der kommenden Saison am Europacup teilnehmen möchte, derzeit aber nur Fünfter ist, bei dem klafft eben eine Lücke zwischen Soll und Haben. Und gestern ist sie noch größer geworden, gegen Wr. Neustadt reichte es nur zu einem 1:1.
7430 Austria-Fans ließen am Ende ihrem Unmut freien Lauf, forderten die Ablöse von Trainer Nenad Bjelica. Sein Posten wackelt ob der mageren Ergebnisse. Nach der Derby-Niederlage vermochte die Austria auch nicht, daheim Wr. Neustadt zu schlagen. Viel zu wenig für den Noch-Meister, der immer mehr an Boden verliert im Kampf um einen Europacup-Platz.
Bjelica reagierte personell und setzte Kapitän Ortlechner auf die Bank, weshalb alle Austrianer in der Startelf unter 30 Jahre alt waren. Sicherheit gab das der Austria zunächst nicht, Stankovic musste beim ersten Angriff der Niederösterreicher auf der Linie retten.
Der erste Vorstoß der Wiener war besonders sehenswert und führte auch zum erwünschten Erfolg: Stankovic bedient Royer auf der rechten Flanke, der sieht Salamon im Strafraum. Und der Neuzugang erzielt die Führung für die Austrianer (10.). Die Veilchen kontrollierten in Folge zwar das Geschehen, blühten aber nicht wirklich auf. Immer wieder stockte das Spiel im Mittelfeld, keine Spur von violetter Selbstverständlichkeit.
Nach der Pause dösten Spiel und Zuschauer vor sich hin. Auf gute Torchancen wartete man vergeblich, weil es Wr. Neustadt gelang, die Austria vom eigenen Tor weg zu halten, umgekehrt aber selbst nicht gefährlich zu werden. Die Austria wurde bei Goalie Vollnhofer erst durch einen Schussversuch von Stankovic vorstellig, wenig später vermochte Royer den Ball in aussichtsreicher Position nicht zu bändigen.
Später Ausgleich
Die Wiener konnten in ihrer Vorführung keineswegs überzeugen, in der Vorwärtsbewegung kam das Spiel nie wirklich auf Touren, viele Aktionen blieben nur Stückwerk. Umgekehrt erhielt man hinten in der Nachspielzeit das 1:1 durch Rakowitz. Aus Sicht der Wr. Neustädter sogar ein verdienter Ausgleich. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass es am Verteilerkreis in den nächsten Tagen ziemlich rund gehen wird.
Bilder der 23. Bundesliga-Runde
Wien, Generali Arena, 7.433, SR Schörgenhofer
Tore:
1:0 (10.) Salamon
1:1 (93.) Rakowitz
Austria: Lindner - F. Koch, Ramsebner, Rotpuller, Suttner - Holland (65. Dilaver) - Royer, Stankovic, De Paula (88. Mader), Salamon - Hosiner (78. Kienast)
Wr. Neustadt: Vollnhofer - Pollhammer, Mimm, Mally, Stangl - Dobras, M. Koch, Säumel, Denner (72. Fröschl) - Rauter (82. Witteveen), Pichlmann (75. Rakowitz)
Gelbe Karten: Rotpuller, Holland, Ramsebner, Salamon bzw. M. Koch
Nenad Bjelica (Austria-Trainer): "Der Punkt für Wiener Neustadt war verdient. Es ist bitter, das wir in der 93. Minute den Ausgleich bekommen haben. Wir haben in der zweiten Hälfte nicht mehr Fußball gespielt, der Gegner ist immer besser geworden. Alles, was wir uns vorgenommen haben, ist nach der Pause nicht geglückt. Ich verstehe den Unmut der Zuschauer. Man hat gesehen, dass wir ohne Selbstvertrauen spielen. Ich kritisiere Spieler nicht in der Öffentlichkeit, sondern nur intern. Wenn einer nicht das Maximum gibt, wird er das nächste Mal nicht dabei sein. Ich fühle mich schon lange nicht mehr wohl, denn ich fühle mich nur bei Siegen wohl. Wir müssen jetzt weiterarbeiten."
Markus Kraetschmer (Austria-Wirtschaftsvorstand): "Diese Leistung ist nicht der Anspruch der Austria als regierender Meister in einem Heimspiel gegen Wiener Neustadt. Die Spieler müssen sich jetzt alle hinterfragen. Was wir in der zweiten Hälfte gespielt haben, war unverständlich. Wir müssen das Spiel in Ruhe analysieren und überschlafen. Wir werden die Situation auch mit dem Trainer besprechen. Wenn es eine Entscheidung gibt, werden wir sie mitteilen."
Heimo Pfeifenberger (Wr.-Neustadt-Trainer): "Wir sind sehr glücklich, dass wir noch den Ausgleich geschafft haben, der war auch verdient. Das fühlt sich wie ein Sieg an."
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