Cup der ungenützten Chancen

Selbstfaller: Tomas Jun (Bild) und die Wiener Austria stolperten in der zweiten Cup-Runde über die kleine Hürde Kalsdorf – Trainer Nenad Bjelica fordert am Samstag bei der Admira eine Reaktion.
Die halbe Bundesliga hat sich bereits nach zwei Runden aus dem Bewerb verabschiedet.

Der österreichische Cup ist gerade einmal zwei Runden alt und für die halbe Bundesliga ist der Bewerb schon wieder Geschichte.

Nach dem für die höchste Liga eher peinlichen Ausgang der Vorsaison – Cuspieger und Drittligist Pasching eliminierte auswärts nacheinander Rapid, Salzburg und im Finale die Austria – scheint es für die sogenannten Großen das große Ziel zu sein, ja keinen Fettnapf auszulassen.

In der ersten Rund nahm Rapid beim LASK (nach zwei Stunden ohne Tor und 4:5 im Elfmeterschießen) den Hut, Grödig bei Austria Salzburg (1:1, k.o. im Elferschießen). Am vergangenen Dienstag stolperte Innsbruck in Pasching, Meister und Champions-League-Teilnehmer Austria Wien machte sich in Kalsdorf, immerhin 13. der Regionalliga Mitte, aus dem Staub. Am Mittwoch musste im Duell Sturm Graz gegen Wiener Neustadt gezwungenermaßen ein weiterer Bundesliga-Vertreter ins Out des Cup-Bewerbs. Ein Bewerb, der die Grenzen des Profifußballs in Österreich schonungslos aufzeigt, oder der von den Bundesligisten einfach nicht mit dem erforderlichen Ernst in Angriff genommen wird?

Der ÖFB ist für Ausrichtung des von Samsung gesponserten Cups verantwortlich, aber machtlos gegen das reihenweise Ausscheiden der vermeintlich besten Vereine. ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig: „Natürlich gibt’s an der Schnittstelle zwischen Amateur- und Profifußball immer wieder Überraschungen. Was aber wirklich wehtut, ist, dass es die Austria sogar in numerischer Überlegenheit gegen einen einen Regionalligisten nicht schafft.“

Unverständlich

Cup der ungenützten Chancen
APA5836670 - 10112011 - WIEN - ÖSTERREICH: ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig am Donnerstag, 10. November 2011, während eines Trainings der ÖFB-Nationalmannschaft im Happel-Stadion in Wien. Das österreichische Fußball-Nationalteam reist kommende Woche zu einem freundschaftlichen Länderspiel in die Ukraine. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Dass die Vertreter aus der Bundesliga nicht erkennen mögen, den Cup als „zweite Lebensversicherung“ zu erachten, ist auch Ludwig ein Rätsel: „Wir müssen das mit Wehmut zur Kenntnis nehmen. Mit sechs Siegen hat man einen internationalen Startplatz. Aber wir werden nicht aufhören, auf die sportliche wie wirtschaftliche Chance hinzuweisen.“

Da ist es dem Gesamteindruck auch nicht förderlich, dass ausgerechnet am Tag nach der Blamage Austria-Torjäger Philipp Hosiner auf dem Weg zum Training mit einem Sackerl eines nahe gelegenen Fast-Food-Restaurants von den Sky-Kameras genüsslich eingefangen und der Auftritt dementsprechend kommentiert wird. Dass Hosiner nur als Imbiss-Transporteur für einen rekonvaleszenten Mannschaftskollegen fungiert, verschönert das Bild nicht erheblich. Ebenso wenig der Vergleich mit Brasiliens Ronaldo, der sich nach seinem 17-minütigen Auftritt im Jubiläumsspiel der Austria in eben diesem Restaurant mit 40 Chicken Nuggets stärkte.

Angefressen war Trainer Nenad Bjelica noch am Tag nach der Pleite, genierte sich für das Aus seiner Mannschaft. Freilich, die Wiener haben derzeit viele Ausfälle zu beklagen: Grünwald fällt monatelang aus, Gorgon ist langzeitverletzt, Royer, Okotie, Stankovic sind angeschlagen, Jun nicht in Form, Simkovic nach überstandener Blessur noch nicht voll auf Touren.

Dennoch ist es unverständlich, dass eine Mannschaft, die vor einer Woche den FC Porto in der Champions League gefordert hatte, wenige Tage später gegen einen Regionalligisten sogar in Überzahl nicht den Aufstieg schafft.

Beim Training stand die Fehleranalyse im Vordergrund. Die Spieler standen immer noch vor einem Rätsel, wie Markus Suttner bestätigt. „Das war viel zu wenig. Wir hatten eine gute Mannschaft auf dem Platz. Jeder drängt sich im Training auf, sonst würde er nicht spielen – und dann passiert so etwas.“

Niedergeschlagen

Florian Mader, einer der wenigen fitten Mittelfeldspieler: „Wir wissen alle, was das bedeutet. Der Cup war ein großes Ziel und zugleich eine Möglichkeit, einen internationalen Startplatz abzusichern. Wir sind sehr enttäuscht.“ Am Samstag gastiert die Austria bei der Admira, ein Punkteverlust ist beim Blick auf die Tabelle verboten. Am Montag hebt man um acht Uhr in der Früh in Richtung St. Petersburg zum zweiten Auftritt in der Gruppenphase der Champions League auf. Bleibt zu hoffen, dass der Leistungsunterschied auch wieder in die andere Richtung funktioniert.

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