Bayern mit Titelsammler Flick gebremst: "Enttäuschung ist groß"

Für David Alaba ist die Champions-League-Reise zu Ende, für Neymar noch lange nicht.
Ein Kopfballtor und "viel Herzblut" reichen den Münchnern in Paris nicht. Der Königsklassen-K.o. gegen Neymar und Co. hat mehrere Gründe.

Das Ende der langen Traumreise durch Europa setzte allen im Tross des FC Bayern mächtig zu. Bosse, Spieler und auch der Trainerstab um den ausgebremsten Titelsammler Hansi Flick verließen den Pariser Prinzenpark arg frustriert. „Direkt nach dem Spiel muss ich erstmal das Ausscheiden verdauen, das steht einem auch zu“, sagte der mit Zukunftsfragen konfrontierte Flick fast flehend vor der Fahrt zum Teamhotel nach einem 1:0-Sieg, der sich für den entthronten Titelverteidiger nicht nur wie eine Niederlage anfühlte, sondern nach dem unnötigen 2:3 gegen Paris Saint-Germain im Hinspiel wegen der weniger erzielten Auswärtstore in der Gesamtaddition auch eine war.

„Die Enttäuschung ist groß. Wir haben viel Herzblut reingesteckt aber ein Tor zu wenig erzielt“, stöhnte Vize-Kapitän Thomas Müller. Ein 2:0 hätte gereicht. Das Kopfballtor von Lewandowski-Vertreter Eric Maxim Choupo-Moting kurz vor der Pause langte nicht, um das Halbfinalticket gegen Manchester City oder Borussia Dortmund doch noch zu buchen. Die Hypothek des Chancenwuchers in der ersten Partie war letzendlich zu groß, ebenso das personelle Handicap.

Fünf-Minuten-Dialog

Gerade in der wichtigsten Phase der Saison, nämlich April, Mai, haben wir Lewandowski, Gnabry, Goretzka, Süle nicht zur Verfügung“, bemerkte Flick, „Spieler, die uns weitergeholfen hätten.“ Gegen die Besten der Welt, wie es der im Hinspiel zweimal erfolgreiche Kylian Mbappé und der am Dienstagabend herausragende, aber an Latte, Stange und Manuel Neuer scheiternde Neymar sind, war das mitentscheidend.

„Das Leben geht weiter“, sagte Flick. Und vor allem gehen die Debatten um ihn weiter, um sein Spannungsverhältnis zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic und seine womöglich schon im Sommer vorzeitig endende Bayern-Zeit. Und das in nun nochmals verschärfter Form. Das verdeutlichte ein fast fünf Minuten dauernder Flick-Monolog bei Sky, dem etliche Nachfragen in der anschließenden Pressekonferenz folgten.

Flick deutete manches an, sprach sogar über mögliche Vorteile des Bundestrainer-Postens, der einen anderen Lebensrhythmus ermöglicht. Aber als Abschiedsrede hielt er das für fehlinterpretiert: „Das steht einem auch zu, dass man nicht 30 Minuten nach dem Spiel seine ganzen Gedanken bei sich hat und über die Zukunft sprechen will.“

Einen Gesprächstermin mit dem desgnierten Vorstandschef Oliver Kahn zum Thema Zukunft bestätigte er nicht. Klar ist vorläufig nur eines: Flick, dessen Vertrag in München noch zwei Jahre läuft, will weiter als Trainer arbeiten, ob bei Bayern oder als heiß gehandelter Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw. „Ich hänge an dem Trainer-Job, und deswegen kann ich mir auch nichts anderes vorstellen als diesen Beruf“, sagte der Mann, der in dieser Saison nach dem frühen Pokal-Aus und dem viel schmerzlicheren Champions-League-K.o. nur noch ein Single-Titel-Trainer werden kann.

Die neunte deutsche Meisterschaft am Stück rief Flick auch sofort als letzten Auftrag für sich und sein Team aus. Fünf Punkte beträgt sechs Spieltage vor Schluss der Vorsprung auf RB Leipzig. „Jetzt schauen wir, dass wir in der Bundesliga das zu Ende bringen, die Meisterschaft holen. Das ist unser Minimalziel jetzt, mehr können wir leider diese Saison nicht mehr machen.“ Und nächste Saison? Das muss sich in den kommenden Wochen weisen. In Paris kam Endzeitstimmung um Flick auf.

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