Flick gegen Salihamidzic: Die bayrischen Streithansln
Bei den Bayern knarrt und knirscht es. Dabei haben die Münchner unter Trainer Hansi Flick in der letzten Saison alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Sie wurden in Deutschland Cupsieger, Meister, Supercupsieger, gewannen die Champions League, den europäischen Supercup und krönten sich zum Klub-Weltmeister.
Dieses Jahr ist man im Cup gegen Kiel schon ausgeschieden, in der Meisterschaft beträgt sechs Runden vor Schluss der Vorsprung auf Leipzig „nur“ fünf Punkte. Und in der Champions League scheiterte man bereits im Viertelfinale an Paris Saint-Germain.
Die Zukunft von Trainer Flick über den Sommer hinaus ist nicht geklärt. Und das hat nicht unbedingt mit der sportlichen Performance zu tun. Der 56-Jährige ist mit seiner aktuellen Arbeitssituation trotz seines bis Sommer 2023 laufenden Vertrags nicht glücklich. Sicherlich reizt Flick auch die Aussicht, dass er nach der EM die Nachfolge von Teamchef Jogi Löw antreten könnte. Primär sind aber die Spannungen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic Auslöser der Unzufriedenheit, in regelmäßigen Abständen geraten Flick und der 44-Jährige wegen Kader- und Transferfragen aneinander.
Transfertheater
Flick hatte kein Hehl daraus gemacht, dass er es gerne gesehen hätte, wenn man den Vertrag von David Alaba verlängert hätte. Und nun kam noch hinzu, dass man auch Jerome Boateng nicht verlängern wird. Beide bilden bei Flick aber die Einser-Innenverteidigung. Er vertraut zwei Spielern, die bei seinem Klub keine Zukunft haben.
Es ist aber Salihamidzic, der darauf beharrt, hauptverantwortlich in Transferfragen zu sein. Er wird dabei vom Ehrenpräsidenten und Aufsichtsratvorsitzenden unterstützt. Uli Hoeneß war schon immer der Ansicht, dass es Aufgabe eines Bayern-Trainers ist, das Beste aus dem Spielermaterial herauszuholen, das ihm der Verein zur Verfügung stellt.
Unterstützung bekommt Flick jedoch von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Der aber übergibt schon im Sommer etliche Kompetenzen an Oliver Kahn, ehe dieser ab 1. Jänner 2022 ihn gänzlich beerbt. Also ist der ehemalige Tormann der Bayern die Schlüsselfigur im Trainerspiel rund um Flick. Doch Kahn gibt sich diplomatisch. Er vermeidet es derzeit, Versprechungen zu machen, die er vielleicht nicht erfüllen kann. Zudem ist er wie Salihamidzic im Moment Teil des Bayern-Vorstands, dessen Chef wird er erst nach dem Jahreswechsel. Bis dahin ist die Causa Flick offiziell Chefsache von Rummenigge.
Kahn wird sich auch hüten, in den nächsten acht Monaten ins Spannungsfeld zwischen Rummenigge und Hoeneß zu kommen, das momentan mit „unterkühlt“ beschrieben wird. Wozu vor allem Hoeneß mit seinen Kommentaren auf RTL beiträgt. Zuletzt empfahl er dort Teamchef Löw, bei der EM auf Bayern-Spieler Boateng zu verzichten.
Kahns Vertrauensperson scheint derzeit Präsident Herbert Hainer zu sein. Der Ex-Tormann sieht sich punkto moderner Unternehmensstruktur dem ehemaligen Adidas-Manager nahe. Kahn setzt weniger auf Streitkultur, sondern auf moderne Personalführung. Als vor einem Jahr der erste Konflikt zwischen Flick und Salihamidzic ausgebrochen war, moderierte Kahn die Aussprache der beiden.
Real mit altem Boss
Am Mittwoch steht der Champions–League-Sieger vor den Bayern vor dem Aus. Liverpool hat das Hinspiel gegen Real Madrid 1:3 verloren. Bei den Spaniern wurde Präsident Valentino Perez in seine sechste Amtszeit gewählt, er ist seit 2009 im Amt. Der Bauunternehmer war schon von 2000 bis 2006 Präsident und Baumeister der „Galacticos“. Damals wurden die besten Spieler der Welt geholt, darunter Zinedine Zidane, der jetzige Erfolgstrainer von Real.
Für Schlagzeilen sorgte Sergio Ramos. Der verletzte Kapitän wurde positiv auf Corona getestet. Der Innenverteidiger fehlt gegen Liverpool ebenso wie Lucas Vazquez. Der Flügelspieler hatte am Samstag beim 2:1 gegen Barcelona die Führung mustergültig vorbereitet, sich danach aber eine Kreuzbandverletzung zugezogen.
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