Austria siegt auch in Unterzahl
Weihnachten steht vor der Tür, die Advent-Zeit biegt in die Zielgerade ein. Besinnlich war das Spitzenspiel zwischen Austria und Sturm in der Generali Arena aber keinesfalls.
Schon zu Beginn war von Weihnachtsfrieden nichts zu sehen. Für Austria-Spielmacher Jun war das Spiel nach elf Minuten beendet. Er schlug Sturms Kaufmann bei einem Zweikampf ins Gesicht und sah zu Recht die Rote Karte. Es sollte der Beginn eines heißen Tanzes sein. Denn nur eine Minute später foulte Dudic Hosiner, Austrias Stürmer revanchierte sich mit einem Rempler. Schiedsrichter Drachta zeigte sich gnädig, um die Emotionen nicht noch weiter zu schüren. Hosiner durfte weiter spielen. In der 27. Minute hätte der Unparteiische bei strenger Auslegung wieder Rot zücken können, als Madl Hosiner fällte.
Kampf war Trumpf
Zwischendurch wurde ein wenig Fußball gespielt, doch der Kampfgeist der Gäste stellte die spielerische Linie bei der numerisch unterlegenen Austria ins Abseits. In Unterzahl ging der Tabellenführer im eigenen Stadion in die Defensive, Sturm übernahm schrittweise das Kommando. Gute Chancen fehlten auf beiden Seite, bis der auffällige Ex-Austrianer Okotie mit einem Kopfball aus kurzer Distanz für Gefahr, aber nicht für das 1:0 für Sturm sorgte (34.).
Aufgrund des Spielverlaufs musste die Austria ihre Taktik adaptieren und ihr gewohntes Kombinationsspiel der letzten Wochen hintanstellen. Vielmehr war man darauf bedacht, die Angriffe der Grazer vorzeitig vor dem eigenen Strafraum zu stoppen, die Entlastungsangriffe verendeten meist weit vor des Gegners Tor.
Paukenschläge
Anders das Bild unmittelbar nach dem Wechsel. Dilaver, eingewechselt für den an der Hüfte verletzten Holland, assistierte mit einem schönen Pass Hosiner. Der Torjäger schoss zwar scharf, aber viel zu zentral aufs Sturm-Tor, doch Goalie Focher rutschte der Ball durch die Hände - 1:0 (49.). Die Führung euphorisierte die Austria, bei einem weiteren Schuss von Hosiner fehlten diesmal Zentimeter.
Sturms Antwort folgte auf dem Fuß. Und zwar auf jenem von Okotie, der nach einem Freistoß von Tobias Kainz - allerdings in Abseitsposition - zum 1:1 abstaubte. Es entwickelte sich ein temporeicher Schlagabtausch mit vielen Emotionen. Nach Foul von Rogulj an Okotie hätte es einen Elfmeter für Sturm geben müssen. Die Trainer, Hyballa hier, Stöger dort, hatten sich auch Nettigkeiten zu berichten.
Die Austria konterte. Verteidiger Suttner tanzte die stürmische Abwehr aus und traf mit seinem schwächeren, dem rechten Fuß, zum 2:1. Knapp vor Schluss schloss Stankovic einen Bilderbuch-Konter mit einem schönen Schuss zum 3:1 ab. Die Austria begibt sich mit sieben Punkten Vorsprung auf Salzburg in den Winterschlaf.
Austria Wien - Sturm Graz 3:1 (0:0)
Horr-Stadion, 11.120, SR Drachta.
Tore:
1:0 (49.) Hosiner
1:1 (55.) Okotie
2:1 (66.) Suttner
3:1 (89.) Stankovic
Austria: Lindner - F. Koch (76. Rotpuller), Rogulj, Ortlecher, Suttner - Holland (46. Dilaver) - Gorgon, Mader, Simkovic (63. Stankovic), Jun - Hosiner
Sturm: Focher - Ehrenreich (71. Schloffer), Dudic, Vujadinovic, Klem - Kaufmann, T. Kainz, Madl (58. Bodul), F. Kainz - Okotie, Sukuta-Pasu (24. M. Weber)
Rote Karte: Jun (11./Tätlichkeit)
Gelbe Karten: Mader bzw. Okotie, Sukuta-Pasu, Madl, F. Kainz., T. Kainz
Die Besten: Suttner, Mader, Hosiner bzw. T. Kainz, Vujadinovic, Okotie
James Holland trat am Sonntag den Beweis an, dass sein Deutsch Fortschritte macht - als er nach Schlusspfiff via Mikrofon zu den Austria-Fans sprach. Lautstark ging es nach dem Sieg in der violetten Kabine zu. Markus Suttner: „Sturm hatte einige Chancen, aber unsere Leistung kann sich sehen lassen.“
Während die Grazer heim fuhren, um in der UPC-Arena ihre Weihnachtsfeier abzuhalten, begaben sich die Austrianer am Abend ins Restaurant Livingstone zum Steak essen.Danach prosteten sie einander auf den tollen Herbst in der Innenstadt zu.
Trainer Peter Stöger ist stolz auf seine Mannschaft. „Ich bin mit dem Auftreten sehr zufrieden. Wir haben heute alles, was uns im Herbst ausgezeichnet hat, noch einmal gezeigt.“ Die Leistung war für Stöger der Beweis, dass das Team reif für den Titel ist. „Ob wir ihn dann erreichen, ist eine andere Sache. Das heute war noch nicht das Meisterstück, aber die Gesellenarbeit.“
Sturm-Trainer Peter Hyballa erwies sich als fairer Verlierer: „Ich gratuliere der Austria. Sie hat mit zehn Mann eine tolle Leistung geboten. Es ist uns nicht gelungen, die Austria auszuspielen.“ Rubin Okotie ärgerte sich über den Schiedsrichter: „Er hat zwei Elfmeter für uns nicht gegeben.“
Hyballa glaubt nur noch an einen Zweikampf um den Titel: „Die Entscheidung fällt zwischen der Austria und Salzburg.“
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