Rapid strauchelt in Wr. Neustadt

APA10666624 - 15122012 - WIENER NEUSTADT - ÖSTERREICH: Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen SC Wiener Neudstadt und SK Rapid Wien, am Samstag, 15. Dezember 2012 in Wiener Neustadt. Im Bild (v.l.) Christian Ramsebner (SC Wiener Neustadt) und Terrence Boyd (SK Rapid Wien). APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
Die Hütteldorfer unterliegen bei schlimmen Bodenverhältnissen dem Tabellen-Vorletzten 0:1.

Die Wiese im Stadion Wr. Neustadt hat derzeit kein leichtes Leben. Diese Woche war sie gefroren, dann wurde sie mit 60 Tonnen Sand malträtiert, dass sie bespielbar wird, ehe sie literweise Regenwasser bändigen musste. Zum Drüberstreuen traten auch noch 22 Kicker von Wr. Neustadt und Rapid drauf herum. Der Platz wird sich erholen. Rapid kann in diesem Jahr nichts mehr gutmachen: Mit einem 0:1 geht es in die Winterpause.

Die Gastgeber kümmerten sich nicht um die Rasenverhältnisse und vergaben durch Offenbacher und Rakowitz schon zu Beginn gute Chancen. Rapid spielte nur gelegentlich wie Rapid, Boyd rutschte vor dem Tor am Ball vorbei und verfehlte kurz darauf mit einem Schuss knapp das Tor. Gefährlicher blieben die Gastgeber. Nach 32 Minuten verfehlte Wallner mittels sehenswertem Kopfball nur knapp das Rapid-Tor. Auch sehenswert: Schimpelsberger landete nach einem Zweikampf in der größten Wasserlacke des Platzes und sah danach aus wie ein Schlammcatcher. Dann folgten aber wahre Höhepunkte: Gerson bediente Königshofer mit einem unüberlegten Rückpass, der Ball blieb stecken, Rakowitz spritze dazwischen, Goalie Königshofer hatte den Mittelfeldmann aber gefoult. Den etwas umstrittenen Elfer schoss Offenbacher in der 38. Minute weit über das Tor. Die verdiente Führung fiel noch kurz vor der Pause: Tadic verwertete einen mustergültigen Pass von Hofbauer.

Nach der Pause mobilisierte Rapid nach einem anstrengenden Herbst noch einmal alle Kräfte. Die Gastgeber hielten sich vorwiegend im eigenen Strafraum auf, einmal musste Berger nach einem Sonnleitner-Kopfball auf der Linie klären. Bei Alars Freistoß klärte Siebenhandl. Es war zu viel Krampf bei Rapid, auf dem längst unbespielbaren Platz kam nichts mehr heraus. In einem Rugby-Match vergab Rakowitz sogar das 2:0.

Von heiliger Ruh’ kann bei Rapid noch nicht gesprochen werden, schließlich soll ein Sportdirektor nächste Woche präsentiert werden. Zwei Deutsche haben sehr gute Karten. Carsten Jancker, den man beinahe schon als Rapid-Urgestein bezeichnen darf, ist eine billigere Lösung als Christian Hochstätter. Der 49-jährige ehemalige Bundesliga-Spieler führte die Position des Sportdirektors sechs Jahre bei seinem Stammklub Mönchengladbach aus, zuletzt von 2007 bis Jänner 2009 bei Hannover.

Tabelle der tipp3 Bundesliga

SC Wiener Neustadt - SK Rapid Wien 1:0 (1:0)

Stadion Wiener Neustadt, 3.050, SR Prammer

Tor:
1:0 (44.) Tadic

Wr. Neustadt: Siebenhandl - Mimm, Ramsebner, M. Wallner, Berger - Piermayr, Hlinka - Rakowitz (92. Fröschl), Offenbacher (67. Pollhammer), Hofbauer - Tadic (86. Freitag)

Rapid: Königshofer - Schimpelsberger, Sonnleitner, Gerson, Schrammel - Heikkinen (78. Schaub), Ildiz (46. Pichler) - Burgstaller, Alar, Drazan (68. Grozurek) - Boyd

Anmerkung: Offenbacher verschoss in der 38. Minute einen Elfmeter.
Gelbe Karten: Mimm, Offenbacher, Siebenhandl, Wallner, Berger bzw. Königshofer, Drazan, Heikkinen
Die Besten: Hofbauer, Hlinka, Ramsebner, Siebenhandl bzw. Schrammel, Gerson, Burgstaller

Red Bull Salzburg - SV Mattersburg 7:0 (2:0)

Red Bull Arena, 3.820 Zuschauer, SR Lechner

Tore:
1:0 (16.) Mane
2:0 (24.) Teigl
3:0 (58.) Berisha
4:0 (60.) Mane
5:0 (67.) Hierländer
6:0 (72.) Soriano (Elfmeter)
7:0 (91.) Mane

Salzburg: Walke - Klein, Schiemer, Vorsah, Ulmer - Ilsanker (61. Hierländer) - Teigl (84. Maierhofer), Berisha (77. Nielsen), Hinteregger, Mane - Soriano

Mattersburg: Böcskör - Farkas, Rodler, A. Pöllhuber, Rath (33. Steiner) - Höller, Lovin (70. Domoraud), Prietl, Röcher (50. Seidl) - Naumoski - Bürger

Rote Karte: A. Pöllhuber (71./Torraub)
Gelbe Karten: Ilsanker bzw. Röcher, Rodler, Höller
Die Besten: Schiemer, Teigl, Mane, Soriano bzw. keine

FC Wacker Innsbruck - FC Admira Wacker Mödling 3:1 (2:0)

Innsbruck, Tivoli-Stadion, 3.956, SR Schörgenhofer

Tore:
1:0 (21.) Wallner
2:0 (37.) Bergmann
3:0 (56.) Wallner (Foulelfmeter)
3:1 (69.) Sax

Wacker: Safar - Bergmann, Dakovic, Svejnoha, Schilling - Saurer, Merino, Abraham (92. Piesinger), Hauser (23. Wernitznig) - Wallner, Perstaller (61. Schütz)

Admira: Tischler - Plassnegger, Pöllhuber, Schrott (72. Lackner), Palla - Schachner, Toth (65. Sulimani) - Seebacher, Schwab, Sax - Seeger (60. Thürauer)

Gelb-Rote Karte: Plassnegger (74./Schiedsrichterkritik)
Gelbe Karten: Dakovic, Wernitznig, Abraham, Saurer bzw. Toth, Seeger, Schrott, Palla, Thürauer
Die Besten: Wallner, Merino, Svejnoha bzw. Schachner

Über 30.000 Zuschauer passen in die Red Bull Arena. Samstag blieben aber mehr als 26.000 Plätze frei. Nur 3820 Fans wollten das letzte Spiel der Salzburger im Jahr 2012 gegen Mattersburg sehen und damit so wenige wie noch nie ein Ligaspiel seit der Klubübernahme durch Red Bull 2005. Unter Trainer Giovanni Trapattoni waren im Jänner 2007 sogar zu einem Test gegen Neumarkt am Wallersee mehr Zuschauer gekommen als am Samstag gegen die Burgenländer.

Die letzten Getreuen wurden wenigstens sehr gut unterhalten. Die Salzburger nützten die offensichtliche Verwirrung in der Mattersburger Abwehr, bei denen Böcskör statt des verletzten Borenitsch im Tor spielen musste, eiskalt aus. Mit einem 7:0 t bleibt der Meister nicht nur im Titelrennen, sondern feierte sogar den höchsten Saisonerfolg.

Die ersten 16 Minuten waren ganz im Zeichen von Sadio Mane gestanden. Zunächst verlängerte der im strafbaren Abseits stehende Senegalese einen Heber von Hinteregger, der wohl ins Tor gegangen wäre (7.). Dann sprang der Ball nach einem Mane-Heber von der linken an die rechte Stange, aber nicht ins Tor (12.).Schließlich staubte der 20-Jährige nach einem Freistoß von Hinteregger, den Böcskör nur kurz weggeschlagen hatte, ab (16.). Das 1:0 hätte aber genauso wie das erste Tor Manes an diesem Tag nicht zählen können. Der ebenfalls zum Ball gesprintete Soriano war beim Freistoß im Abseits gestanden und hatte danach aktiv ins Spiel eingegriffen.

In jedem Fall regulär war das 2:0 nach einer Aktion, die an eine offensive Trainingsübung erinnerte, bei der die Defensivspieler nicht eingreifen dürfen: Steilpass von Soriano, Querpass von Ulmer, Teigl schießt ein (24.).

Danach war das Spiel ein Schaulaufen ohne Eis. Der Widerstand der Burgenländer war nach dem 3:0 durch Berisha (58.) gebrochen. Zwei Minuten später stellte Mane auf 4:0 (60.). Hierländer traf bei seinem Comeback nach langer Verletzungspause zum 5:0 (68.). Soriano erhöhte per Elfer auf 6:0 (72.), Mane fixierte mit seinem achten Saisontor den 7:0-Endstand für spielerisch extrem starke Salzburger (90).

Kurt Jara fragte vorsichtshalber noch einmal beim Ordner nach. Der leere Parkplatz neben dem Tivolistadion kam dem einstigen Innsbrucker Meistertrainer, der gerade aus seinem Domizil in der Nähe von Valencia nach Tirol zurück gekehrt war, irgendwie spanisch vor. „Ist da heute wirklich ein Fußballspiel.“

Ja, im Tivolistadion wurde Samstag tatsächlich Fußball gespielt. Auch wenn der Appell der Wacker-Vereinsführung an die Fans unerhört geblieben ist. In Massen wollte man die Zuschauer für das Match gegen die Admira anlocken, als Symbol des Protests gegen die 25.000 Euro Geldstrafe, die der Verein zuletzt für den Abbruch gegen Sturm ausgefasst hatte. Nicht die einzige putzige Initiative: Die Gattin von Obmann Plattner bettelte am Eingang des VIP-Klubs mit einer Spendenbox um milde Gaben. Das zweifelhafte karitative Motiv dieser Sammelaktion: Spenden für die 25.000 Euro Abbruch-Kosten ...

Effizienz

Zumindest sportlich ist dem FC Wacker gegen die Admira ein versöhnlicher Abschluss einer vermurksten Herbstsaison gelungen. Die Innsbrucker bleiben zwar am Tabellenende, sie verabschiedeten sich aber immerhin mit einem Erfolgserlebnis (3:1) in die Winterpause.

Es war verblüffend, welch leichtes Spiel die effizienten Innsbrucker da hatten, vor allem aber war es erschreckend, wie desolat sich die Niederösterreicher erneut präsentierten.

Vor dem 0:1 durch Wallner (20.) ließen sich gleich drei Admiraner an der Seitenlinie von Perstaller austanzen – ein baugleiches Gegentor hatte die Admira zuletzt bereits gegen Ried kassiert.

Vor dem 0:2 ließ sich Seeger am gegnerischen Strafraum von Bergmann den Ball abluchsen, dann spielte Wallner den Ball Palla gefinkelt durch die Beine, ehe Bergmann von der Strafraumgrenze ins Eck traf (36.).

Vor dem 0:3 spielte Wallner schließlich auch noch Schrott den Ball durch die Bei Beine, der sich nur mit einem Foul zu helfen wusste – den Elfmeter verwandelte Wallner (56.).

Damit war’s um die Admira geschehen. Zwar gelang Sax nach einem Fehler von Goalie Safar noch der Ehrentreffer (69.), Plassneggers Ausschluss, der binnen wenigen Sekunden wegen angeblicher Kritik zwei Mal gelb sah, verhinderte aber eine Schlussoffensive der Niederösterreicher.

Wr. Neustadt - Rapid

Heimo Pfeifenberger (Trainer Wiener Neustadt): "Wir haben sofort gut ins Spiel gefunden und sind mit den Bedingungen besser zurecht gekommen als Rapid. In der ersten Hälfte haben wir eine sehr starke Leistung geboten, nach der Pause ist Rapid gekommen, da hatten wir in gewissen Situationen auch Glück. Aber unser Sieg war nicht unverdient. Es ist wichtig, mit so einem Erfolg in die Winterpause zu gehen."

Peter Schöttel (Trainer Rapid): "Vor der Pause waren wir nicht vorhanden. Es hat in der ersten Hälfte sehr gut ausgeschaut, was die Blauen (Anm.: Wiener Neustadt) gespielt haben. Ich bin angefressen. Erst in der zweiten Hälfte haben wir Druck aufgebaut und hätten uns zumindest den Ausgleich verdient. Das ist eine unnötige und ärgerliche Niederlage, aber wenn man nur eine Hälfte Fußball spielt, kann man sich nicht beschweren."

Salzburg - Mattersburg

Roger Schmidt (Salzburg-Trainer): "Wir haben uns heute alle damit ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Das war phasenweise schon klasse. Vor allem in der zweiten Hälfte hat die Mannschaft unwiderstehlich gespielt. Es war die richtige Antwort auf die letzten drei Spiele. Es war wichtig, ein positives Signal zu setzen. Insgesamt sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg. Man sieht eine Linie in unserem Spiel, wir können zufrieden sein. Jetzt heißt es einmal relaxen und dann im Frühjahr eine gute Vorbereitung zu machen."

Georg Teigl (Salzburg-Flügelspieler/1 Tor, 2 Assists): "Wir hätten höher gewinnen können. Ich hatte nie Angst, dass wir dieses Spiel verlieren könnten. Wir haben nach jedem Tor nachgesetzt. Es ist schön, mit diesem Ergebnis in die Winterpause zu gehen. Perfekt wäre es aber nur dann, wenn wir Erster wären. Die Meisterschaft wird aber erst nach 36 Runden vergeben. Wir hätten gerne mehr Zuschauer, aber wir haben auch für die 3.800 hier alles gegeben. Wir haben unseren Job erledigt."

Franz Lederer (Mattersburg-Trainer): "Der Frust in mir sitzt sehr tief. Das wird auch einige Tage dauern. So etwas tut schon weh. Auch die Mannschaft weiß sehr gut, was sie heute verbockt hat. Das ist noch das Positivste. Ich bin keiner, der eine Kabinentür eintritt. Aber wir alle haben wieder gesehen: Wenn wir nicht auf dem letzten Zacken sind, die letzte Bereitschaft zeigen, dann kommen solche Spiele heraus. Wenn du in der Bundesliga bestehen willst, noch dazu gegen so eine Klassemannschaft, darfst du keine Minute unkonzentriert sein."

Wacker - Admira

Roland Kirchler (Trainer Wacker): "Wir wollten gewinnen, das haben wir geschafft. Die Admira hatte die erste Möglichkeit, aber wir haben aus unserer ersten Chance ein Tor gemacht. Mit Roman haben wir auch einen richtigen Torjäger in unseren Reihen, auch wenn er noch nicht seine Bestform erreicht hat. Mein Ziel war es, den Rückstand am Tabellenende zu verkürzen. Jetzt ist auch die Admira dabei. Jeder muss seine Punkte noch machen."

Dietmar Kühbauer
(Trainer Admira): "Mir fehlen ein wenig die Worte über die Geschenke, die wir in jedem Spiel verteilen. In Wahrheit sollten sich die Spieler an der Nase packen. Wir müssen schauen, dass wir im Frühjahr wieder gut anfangen, derzeit müssen wir froh sein, in den Winter zu kommen. Wie wir nun auftreten hätten, wir niemanden mehr schlagen können."

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