Austria: Das Fleisch ist stark, doch der Geist unwillig

Darf Trainer Thomas Letsch bleiben?
Das Thema Europacup ist für die Veilchen abgehakt. Jetzt müssen die Weichen richtiggestellt werden.

Die violetten Fans waren nach der Niederlage in Pasching dermaßen aufgebracht, dass sie sich vor den Mannschaftsbus stellten und von den Spielern Erklärungen für deren schwachen Auftritt verlangten. Die Enttäuschung war auch Austria-Manager Markus Kraetschmer ins Gesicht geschrieben: Allein saß er unterdessen in den Katakomben der TGW-Arena zu Pasching auf einer Heurigenbank und gratulierte seinem ehemaligen Schützling James Holland zum Sieg. „Enttäuschend ist, dass es letztlich eine verdiente Niederlage war.“ Auch er hatte das Gefühl, dass der LASK viel eher die drei Punkte wollte als die Violetten, die den Sieg eigentlich mehr benötigt hätten als die Linzer. Beim 0:1 durch Goiginger kurz vor dem Ende wirkten die Austrianer wie Angestellte eines Escort-Services.

Alexander Grünwald brachte es auf den Punkt: „Wir reden immer nur davon, dass wir die Spiele gewinnen wollen.“ Doch die Mentalität der Austrianer ist in dieser Saison zu selten jene von Siegern. Theorie und Praxis sind kaum ident. In Linz, wo man dringend hätte siegen müssen, brachte man an Gefährlichkeit zwei Fernschüsse zustande. Viel zu wenig, auch wenn der LASK hervorragend verteidigte.

Mental fatal

Es deutet sich in Wien-Favoriten für den Sommer ein Umbruch an, einige Spieler wie Ruan, Alhassan, Lee und Stronati werden wohl gehen, andere, bessere, müssen kommen, um einen schlagkräftigen Kader aufbieten zu können. Sportdirektor Franz Wohlfahrt wird besonders gezielt aussuchen müssen, um eine höhere Trefferquote als im Vorjahr zu erzielen. Dabei gilt es, nicht nur auf die fußballerische Qualität allein zu achten, sondern vor allem auch auf die Mentalität der Spieler. In genau diesem Bereich ist der LASK der Austria voraus, wie nicht nur das 1:0 am Samstag verdeutlichte. Während die Wiener den Europacup abhaken können, freuen sich die Linzer bereits auf ihren internationalen Auftritt im Sommer.

Auch die violette Trainerfrage ist nach wie vor nicht beantwortet, wenngleich alle Verantwortlichen im Verein beteuern, mit der bisherigen Arbeit von Thomas Letsch und dessen Assistenten Roman Stary zufrieden zu sein. Man könnte dies als Tendenz in Richtung einer Vertragsverlängerung mit dem Deutschen interpretieren. Die Spielphilosophie von Letsch würde der Austria grundsätzlich gut zu Gesicht stehen. Entscheidet man sich für einen konkreten Weg, den man in den kommenden Jahren gehen möchte, dann braucht es aber auch die nötigen Fußballer dazu.

Der Kapitän

Ob Spielmacher Raphael Holzhauser weiterhin mit von der Partie sein wird, ist immer noch offen. Angebote liegen dem Linksfuß vor, darunter auch ein Offert der Austria, eine finale Entscheidung steht allerdings noch aus. Die Verantwortlichen der Austria haben aktuell alle Hände voll zu tun und sind angehalten, in den kommenden Wochen viele richtige Entscheidungen zu treffen.

alexander strecha

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