Am Donnerstagabend war es Gewissheit, Lionel Messi wird nicht mehr das Dress des FC Barcelona tragen. "Es gab die Absicht, einen neuen Vertrag zu unterzeichnen, aber es ging nicht – aufgrund finanzieller und struktureller Gründe", teilte der Verein mit. Im Klartext: Die schwer verschuldeten Katalanen können sich ihren Superstar nicht mehr leisten.
Am 30. Juni 2021 stand er erstmals seit 2000 ohne einen Vertrag mit dem FC Barcelona da. Die Legende besagt, dass der damalige Barça-Manager Carles Rexach am 14. Dezember 2000 den damals 13-Jährigen und seinen Vater auf einer Serviette unterschreiben ließ. Der Hintergrund: Sein Heimatklub, die Newell’s Old Boys in Rosario, wollte sich die Hormonbehandlung für den kleinen Burschen nicht leisten.
Aus Messi wurde einer der Größten des Fußballs. Er machte bei Barcelona die Ausbildung in der Akademie "La Masia", spielte 2004 erstmals bei den Profis, erzielte 2005 sein erstes Tor. Mittlerweile hat er 778 Spiele für Barcelona bestritten und 672 Treffer erzielt. Er gewann vier Mal die Champions League, zehn Mal die spanische Meisterschaft und wurde sechs Mal Weltfußballer.
Mit jedem Tor und jedem Titel stieg nicht nur sein Ruhm, sondern auch seine Macht im Verein. Schon 2012 meinte Messis Freund und Förderer Pep Guardiola: "Wir haben ein Monster erschaffen."
2012 beschwerte er sich über Stürmer David Villa, der keinen neuen Vertrag mehr erhielt. Auch Zlatan Ibrahimovic flüchtete aus Barcelona und erklärte: "Messi fing an, das Wort zu erheben. Er wollte in der Mitte spielen, nicht auf der Seite. Ich wurde dann geopfert". 2015 hatte er sich mit Trainer Luis Enrique überworfen, der Verein kündigte Sportdirektor Zubizarreta.
Je älter desto grantiger wurde der Argentinier. 2020 ätzte Messi gegen Sportdirektor Abidal, der zurücktrat. Das Trainerteam um Quique Setien mochte er nicht und ignorierte die Ansagen dessen Co-Trainers, dreht dem vor laufender Kamera den Rücken zu. Sie alle waren bald Geschichte bei Barcelona. Messis Landsmann und Trainer, Gerardo Martino, sagte einst zu ihm: "Ich weiß, wenn du jetzt den Präsidenten anrufst, werde ich heute Abend entlassen."
Messi hat auch eine dunkle Seite. Er sucht stets für sich den Vorteil, hinterzieht Steuern über ein Firmengeflecht, das er mit seinem Vater aufgebaut hat und das es sogar in die berühmt-berüchtigten Pana-Papers schaffte. Er wurde zu 21 Monaten Haft und 2,1 Millionen Euro Geldstrafe verurteilt. Unabhängig davon zahlten er und Vater Horacio 4,1 Millionen Euro Steuern plus 900.000 Euro Zinsen nach. Ende 2016 hatte Messi weitere zwölf Millionen Euro an das spanische Finanzamt nachgezahlt.
Messi lieferte sich auch einen Gehaltsstreit mit Cristiano Ronaldo. 2013 erhielt Messi zwölf Millionen Euro im Jahr, Real erhöhte bei Ronaldo auf 17. Messi wollte einen Nachschlag und bekam 20 Millionen. Den hatte ihm der damalige Vize-Präsident Faus zunächst verweigert. Messis Reaktion: "Er versteht nichts von Fußball."
Messi legte sich vor mehr als einem Jahr mit Präsident Bartomeu an, der schon 2019 beim Argentinier für Unmut gesorgt hat, weil er die Rückkehr von Neymar nicht in die Weg geleitet hatte. Der Präsident feuerte dann auch noch den von Messi geschätzten Trainer Valverde. Und schließlich brachte das "Barca-Gate" das Fass zum überlaufen. Der Klub hatte eine Agentur beauftragt, die ehemalige Stars wie Guardiola oder Messi in den sozialen Medien schlecht aussehen zu lassen.
Zuletzt hat Messi 50 Millionen Euro im Jahr verdient. Aber Barcelona hat mehr als eine Milliarde Schulden und daher von der Liga eine Obergrenze für die Gehälter bekommen. Da half es auch nichts, dass der Argentinier angeblich auf die Hälfte seinen vorherigen Honorars verzichten wollte.
Lionel Messi wird einen anderen Geldgeber finden. Schon letztes Jahr, als er wegen einer Klausel vorzeitig aus dem Barça-Vertrag wollte, kochte die Gerüchteküche hoch. Nach dem Copa-Sieg wurde jede seiner Aktivitäten minutiös verfolgt und gedeutet. Und siehe da, da lachte er mit seinem Kumpel Neymar, der bei Paris St-Germain spielt. Und posierte auf einem Bild mit dessen Kollegen di Maria, Paredes und Verratti.
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