"Unter der Gürtellinie": Warum Schicker Hoffenheim absagen könnte

Sturm-Sportchef Andreas Schicker
Andreas Schicker ist ein gefragter Mann. Der Sportchef von Sturm soll am Kader für die Champions League basteln und gleichzeitig über seine eigene Zukunft nachdenken.
Im KURIER-Gespräch nimmt sich der 37-jährige Steirer dennoch länger Zeit und kündigt an: „Noch diese Woche muss ich Hoffenheim Bescheid geben.“
Schicker beobachtet Hoffenheims Machtkampf um Hopp
Es geht um das monatelange Werben des Bundesligisten um den Baumeister des Meisterkaders. SAP-Gründer Dietmar Hopp, dessen Millionen Hoffenheim erst nach oben gebracht haben, ist ein Schicker-Fan.
Allerdings belastet ein Machtkampf den Verein. Sogar Hopp jun. soll sich gegen den 84-jährigen Vater und dessen Spielerberater-Freund Roger Wittmann von der mächtigen Agentur ROGON gestellt haben.
Mittlerweile mischen auch die Fans mit – mit einem ungustiösen Transparent. „Schicker: Böllerwerfer haben in Hoffenheim nichts verloren“, wurde dem Steirer hinter dem Tor in prominenter Lage ausgerichtet.
„Das ist unter der Gürtellinie“, reagiert Schicker entsetzt.
Zum Hintergrund: 2014 hatte der damalige linke Verteidiger für Silvester Pyrotechnik eingekauft. Durch eine Unachtsamkeit explodierte ein Böller am 23. November 2014 in Schickers linker Hand und zerfetzte diese.
Das geschmacklose Plakat der Hoffenheim-Fans stimmt also nicht einmal inhaltlich.
„Ich überlege noch“
Schicker kämpfte sich als Kicker zurück, wurde Sportdirektor, in Graz zum Helden – und jetzt soll er Hoffenheim dennoch zusagen? „Ich überlege noch und muss ein Gefühl bekommen, ob ich in Hoffenheim in meiner Arbeit wirklich frei entscheiden könnte“, sagt Schicker.
Gut möglich, dass ein Fan-Transparent den Sturm-Fans eine Fortsetzung mit Erfolgsfaktor Schicker bescheren wird.

Der Kader-Bastler will sich jedenfalls nichts nachsagen lassen und wickelt nach der rauschenden Double-Feier die nötigen Transfers im Eiltempo ab. „Schnegg wird in die MLS verkauft“, bestätigt Schicker. Um knapp 2 Millionen Dollar wechselt der 25-jährige Linksverteidiger David Schnegg zum früheren Klub des Ex-Rapidlers Taxi Fountas, Washington DC.

Meisterspieler vor Verkauf: David Schnegg wird in die USA wechseln
Als Nachfolger soll nach dem Europacup-Play-off von Hartberg Manuel Pfeifer zurückkommen. Der 24-Jährige wurde bei Sturm ausgebildet.
Rapid hätte Pfeifer auch gerne gehabt, die Grazer haben (neben der Champions League) aber mittlerweile finanziell viel mehr zu bieten.

Noch ein Linksverteidiger könnte kommen, wenn FC Zürich Leihspieler Amadou Dante fix verpflichtet. Schicker: „Bis Ende Mai läuft die Kaufoption von Zürich.“
Champions League oder ablösefreier Abschied?
So wie Schicker müssen sich auch Otar Kiteishvili und David Affengruber bis Ende der Woche entscheiden. Die Champions League könnte ein Argument sein, die auslaufenden Verträge doch noch zu verlängern.
Koller und Huskovic auf der Schicker-Liste
Innenverteidiger Affengruber würde durch den Kauf von Altachs Paul Koller ersetzt. Schicker sagt über den 22-Jährigen: „Ein Linksfuß, der sich sehr gut entwickelt hat.“
Und auch am Austria-Stürmer Muharem Huskovic, 21, gibt es großes Interesse: „Sehr interessantes Profil.“
Auch hier dürfte der Kauf des U-21-Teamspielers nach einem Abgang eines Sturm-Spielers angestrebt werden.

Österreicher gesucht
Warum die Grazer nach erfolgreichen Jahren mit Legionären plötzlich wieder am österreichischen Markt wildern? Die Antwort liegt in den UEFA-Regularien.
Für die Champions League dürfen maximal 25 Spieler genannt werden. Mindestens acht Kicker müssen als „lokal ausgebildet“ gelten.
Das sind entweder Talente, die bei Sturm drei Jahre lang entwickelt wurden. Oder eben Österreicher, die „vom Verband ausgebildet“ wurden.
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