Wie Ex-Generaldirektor Ludwig über ein Comeback an der ÖFB-Spitze denkt

Alfred Ludwig, Leo Windtner, Marcel Koller
Der 74-jährige Alfred Ludwig, viele Jahre an der Spitze des Unternehmens, wundert sich über die Streitereien in Österreichs Fußball-Bund.

Die soeben erfolgte Wahl des steirischen Juristen Wolfgang Bartosch zum Interimspräsidenten des Fußballbundes wird der oberösterreichische Jurist (und Landesverbandspräsident) Gerhard Götschhofer anfechten. In Anbetracht des vergifteten Klimas bei Österreichs größtem Sportverband schlug Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska via Kronenzeitung (= ÖFB-Sponsor) das Comeback des ehemals mächtigen ÖFB-Generaldirektors Alfred Ludwig vor. Dessen Reaktion fällt unerwartet aus.

In 28 Dienstjahren als bezahlter oberster Fußball-Funktionär galt der g’lernte Englisch-Lehrer und Mitorganisator der Schülerliga, auch bei FIFA und UEFA nicht nur optisch als starker Mann im österreichischen Fußball. Ludwig konnte in seiner Wortwahl originell, aber auch sehr deftig sein. Umso überraschender, dass er sich konträr zu seinem Naturell nach der Pensionierung nie als Ratgeber, geschweige denn mit Belehrungen öffentlich zu Wort gemeldet hatte. In Anbetracht der jüngsten ÖFB-Vorgänge machte Prohaskas Wunschfunktionär eine kurze Ausnahme.

Frage: Überrascht Ludwig, der in fast drei Jahrzehnten als ÖFB-General mit Beppo Mauhart, Friedrich Stickler und Leo Windtner nur drei Präsidenten über sich erlebte, dass es seit seines Abschieds 2016 beim ÖFB fast doppelt so viele Angestellte (100) und einen rekordverdächtigen Präsidenten-Verschleiß gibt? Antwort: „Dass sich inzwischen schon drei Präsidenten am Zerwürfnis zwischen den beiden Geschäftsführern die Zähne ausgebissen haben – das durchschaue ich nicht.“

Der Jurist Thomas Hollerer und der für die ÖFB-Wirtschaftsbetriebe zuständige, bei Teamspielern und Teamchef beliebte Bernhard Neuhold waren in Ludwigs Ära beim ÖFB groß geworden. Und laut Ludwig in ihrem Bereich bewährte Fachleute. „Sie könnten durchaus nebeneinander existieren. Keiner verlangt, dass sie gemeinsam auf Urlaub fahren.“

Über den Grund, weshalb Hollerer und Neuhold dermaßen unversöhnlich sind, rätselt auch ihr ehemaliger Vorgesetzter. „Ich habe bei beiden versucht, das herauszufinden. Beide wichen aus.“

Dass Prohaska ungeachtet der unversöhnlichen Geschäftsführer (an deren Kündigung auch der aktuelle Interimspräsident Bartosch festhält) oder gerade deshalb in Ludwig den richtigen Feuerwehrmann sieht, ehrt den Ex-ÖFB-General.

Kopfschütteln

„Ich hab’ mich beim Schneckerl bedankt. Aber ein Comeback kommt nicht infrage. Ich bin 74 Jahre alt – was wäre das für eine Neuanfang? Bei der UEFA würden sie den Kopf schütteln. Ich denke nicht daran, gegen deren Altersklausel zu verstoßen.“

Im Gegensatz zu Vatikan und USA, wo Donald Trump (78) Joe Biden (82) als Präsident ablösen wird, existiert bei der Europäischen Fußball-Union die Klausel, wonach mit 70 Schluss sein muss für eine Top-Position. Gleichgültig ob bezahlt oder ehrenamtlich.

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