Verpatztes Rekordspiel für Kühbauer: 739 Partien und kein bisschen leise
Aus Didi Kühbauer wird in diesem Leben wohl kein Dietmar mehr werden, so wie es in seinem Reisepass steht. Da ist der Zug längst abgefahren und das ist auch gut so. Wer mag sich schon einen hochseriösen und untadeligen Trainer Dietmar Kühbauer vorstellen, der stillschweigend und mit Ruhepuls in seiner Coachingzone sitzt und alles mit sich geschehen lässt, was rund um ihn geschieht.
Dann schon lieber den Didi Dampf in allen Stadien. Ein Trainer, der unbequem, überbordend und undiplomatisch sein mag, für manche womöglich auch unsympathisch – der aber noch bei jedem Klub in der Lage war, Feuer zu entfachen. Deshalb findet der 53-Jährige ja immer wieder einen Verein. Weil die Klubs eben genau wissen, wie Kühbauer tickt und was sie mit ihm kriegen. Und das seit einer halben Ewigkeit.
Am Sonntag erlebte der 53-Jährige sein 739. Bundesligaspiel und ist damit die neue Nummer 1. Kein anderer hat als Spieler und Trainer hierzulande an mehr Partien mitgewirkt als Kühbauer, der seit 1988 zum Inventar der Liga zählt. „Schön, dass ich schon so lange dabei bin.“
Im Rekordmatch war dem Burgenländer am Sonntag genauso kein Erfolg vergönnt wie seinerzeit bei seiner Premiere, einem 0:1 gegen Ernst Happels FC Tirol. Drei Mal dürfen Sie raten, wer damals die einzige Gelbe Karte kassiert hat.
Zurückhaltender Kühbauer
„Ich halte mich heute mit Emotionen zurück“, sagte Didi Kühbauer zuletzt in einem Interview und lieferte gestern prompt den Beweis. Im Duell mit der WSG Tirol hätte es für ihn oft genug Anlass gegeben, aus der Haut zu fahren. Aus dem Pflichtsieg, den viele eingefordert hatten, wurde eine empfindliche 1:3-Heimniederlage, die gar nicht einmal unverdient war und den alten Trainerfuchs Kühbauer bestätigte. Vor dem Match hatte er nämlich eindringlich vor den Tirolern gewarnt.
Überraschung
Mag sein, dass die ungewöhnliche Aufstellung von WSG-Coach Philipp Semlic die Hausherren noch mehr in Sicherheit gewogen hat. Die Tiroler traten ohne nominellen Stürmer an, dafür mit einigen jungen Spielern ohne große Bundesligaerfahrung.
Die Wolfsberger wurden auf dem falschen Fuß erwischt und präsentierten sich sehr schlampig und fehleranfällig. Vor allem bei den Kontern sah die WAC-Defensive nicht gut aus: Das war bei Butlers 1:0 kurz nach Seitenwechsel (47.) ebenso der Fall wie beim 2:0 durch Üstündag (69.). Selbst das prompte 1:2 durch Zukic (70.) brachte keine Sicherheit ins Spiel der Lavanttaler. In der Nachspielzeit erhöhte Skrbo auf 3:1 und machte die Sensation perfekt.
Der WAC verpasste mit der Niederlage den Sprung an die Tabellenspitze. Didi Kühbauer, der in Wolfsberg wie bei seinen bisherigen Trainerstationen für frischen Wind gesorgt hat, war ohnehin in den letzten Tagen schon als Mahner und Warner unterwegs gewesen. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, betonte der 53-Jährige, der für Wunderdinge nicht zu haben ist. „Ich glaube, ich hatte als Trainer in den letzten Jahren gute Erfolge, ich bin aber auch kein Zauberer.“
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