Fußball-WM 2026: Wir müssen über Menschenrechte reden

Frau in Guadalajara vor einem Monument mit WM-Pokal und Bällen zündet Kerzen an
Die Weltmeisterschaften in Russland und Katar wurden heftig kritisiert. Doch auch in den USA, Mexiko und Kanada gibt es Schattenseiten.
Karoline Krause-Sandner

Karoline Krause-Sandner

Es war das Finale der Klub-WM im Juli. Rund 70.000 Zuschauer waren nach New Jersey gekommen, um den Sieg Chelseas gegen PSG zu sehen. So auch ein Vater mit seinen beiden Söhnen. Um den Tag in Erinnerung zu behalten, schoss die Familie ein Selfie – und benutzte dafür eine Mini-Drohne. 

Anwesende ICE-Beamte, die für die Trump-Regierung seit Monaten verstärkt die illegale Migration überwachen, wurden auf den Mann aufmerksam und überprüften seine Papiere. Es stellte sich heraus, dass er Asylwerber war. Mit dem unerlaubten Drohnenflug machte er sich strafbar und wurde verhaftet – und nach drei Monaten abgeschoben.

Den Fall machte kürzlich die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch publik. 

Die Kraft des Fußballs

Die Welt freut sich auf die Fußball-WM. Sie ist verbunden mit Euphorie, Kindheitserinnerungen, Heldenstorys und sportlicher Spannung. Doch es ist eine Zeit, in der man auch die Schattenseiten beleuchten darf – und soll.

Die Erleichterung war groß, als nach den vielkritisierten Turnieren in Russland 2018 und Katar 2022 die nächste WM nach USA, Kanada und Mexiko vergeben wurde. Die FIFA hatte Menschenrechte verstärkt in den Fokus gerückt. Die demokratische Lage dieser Länder war auf den ersten Blick zufriedenstellend.

Doch bei genauerem Hinsehen – und vor allem seit Jänner 2025, als Donald Trump seine zweite Amtszeit begann, kommen große Zweifel auf. Auch bei der kommenden WM wird über Menschenrechte zu sprechen sein:

Einwanderungspolitik

Wie das Beispiel bei der Klub-WM zeigt: Die Praktiken der US-Regierung in Sachen Abschiebungen, Einreisebeschränkungen und Einschüchterung hat in den vergangenen Monaten dramatische Ausmaße angenommen. Abgesehen davon, dass aus zumindest drei der qualifizierten Nationen die Einreise gar nicht oder nur erschwert möglich ist (Iran, Haiti, Venezuela), müssen viele Fans – insbesondere südamerikanischer Teams – befürchten, kontrolliert oder verhaftet zu werden.

Pressefreiheit

Veranstalterland Mexiko zählt zu den gefährlichsten Ländern für Journalisten laut „Reporter ohne Grenzen“. In den USA werden Journalisten immer wieder für kritische Berichterstattung – z. B. von Regierungseinrichtungen – abgestraft.

Indigenenrechte

Mexiko schmückt sich zwar gern mit der Kultur seiner indigenen Bevölkerung. Fakt ist aber, dass die Gemeinschaften immer noch Alltagsrassismus erfahren und ihr Zugang zu Infrastruktur, Gesundheit und Bildung teils eingeschränkt ist. Auch in Kanada, wo die Versöhnung weit fortgeschritten ist, haben Indigene weiter mit Nachteilen und Vorurteilen zu kämpfen.

LGBTQI-Rechte

Sowohl in Mexiko, als auch in den USA müssen LGBTQI-Personen mit verschiedenen Repressalien leben. Transpersonen werden durch die US-Visabestimmungen diskriminiert, weil sie ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht angeben müssen.

Frauenrechte

An die 1.000 Femizide pro Jahr werden in Mexiko registriert. In den USA wurde unter der Trump-Administration der Zugang zu sicheren Abtreibungen stark eingeschränkt, in Kanada wurde das Budget für Frauen und Gleichstellung zuletzt massiv gekürzt.

Das alles machte zuletzt die neue Initiative „Game on!“ in Wien publik. Sie findet unter der Führung der Fairplay-Initiative statt, wird umgesetzt in Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern und gefördert von Austrian Development Agency und Sportministerium.

Es geht nicht darum, Spielverderber in einer sportlich spannenden WM-Zeit zu sein. Sondern darum, dass das geliebte Spiel wieder in die richtigen Bahnen findet.

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