Wilmots packt das Kampfschwein aus

Belgiens Teamchef Marc Wilmots (re.) braucht dringend den ersten Sieg.
Nach harscher medialer Kritik wehrt sich Belgiens Teamchef. Am Samstag wartet Irland (15 Uhr).

Nicht umsonst wurde er während seiner Zeit beim deutschen Bundesligisten Schalke 04 als "Willi, das Kampfschwein" geadelt: Belgiens Teamchef Marc Wilmots war als Spieler keiner, der ans Aufgeben dachte – und als Trainer ist es der 47-Jährige auch nicht.

Auch nach der 0:2-Pleite im ersten EM-Spiel gegen Italien stellt sich Wilmots Tag für Tag den Medien, was längst nicht alle seine Kollegen tun. Doch inzwischen erinnert die Stimmung im Medienzelt der Belgier an eine tägliche Gerichtsverhandlung.

Het Laatste Nieuws, die populärste (auf Niederländisch erscheinende) belgische Tageszeitung zitierte dieser Tage Irlands einstigen Stürmerstar Tony Cascarino: "Die Belgier haben die Spieler, das Turnier zu gewinnen, aber nicht den Trainer."

La Dernière Heure aus dem frankophonen Landesteil assistierte: Der Teamchef hätte ja seine Taktik im Italien-Spiel anpassen können – hat er aber nicht, und das ist für das Boulevardblatt nicht weniger als eine "imposture". Das Wörterbuch lässt nur eine Übersetzung zu: Betrug.

Die französische Équipe brachte das Geschehen auf den Punkt: "Wilmots allein gegen (fast) alle."

Hauen und Stechen

Die Belgier waren vor EM-Start als der große und gar nicht einmal so geheime Turnierfavorit gehandelt worden, die hochtalentierte Mannschaft ist in der FIFA-Weltrangliste als Nummer zwei hinter Argentinien notiert – und sie enttäuschte in ähnlichem Maße wie die Erwartungen hoch waren.

Freilich trägt Marc Wilmots zumindest eine Mitschuld an der schlechten Stimmung, denn es war zumindest ungeschickt, kürzlich zu erwähnen, dass sein bis 2018 laufender Vertrag eine Ausstiegsklausel hat – und die beinhaltet seit dem 30. Mai "nur" noch eine Million Euro als fixe Ablösesumme.

Nach etlichen Nackenschlägen ist der Trainer vor dem Samstag-Spiel gegen Irland (15 Uhr, live ORFeins, ARD) in den Kampfschwein-Modus gegangen. "Nach dem einen Spiel soll meine Arbeit nichts mehr wert sein? Das ist mir ein wenig zu einfach!" Er habe nicht vier Jahre lang gearbeitet, "um alles über den Haufen zu werfen".

Und überhaupt: "Wir müssen uns bewusst werden, dass wir vielleicht eine Schlacht, aber noch lange nicht den Krieg verloren haben." Nun müssen das nur noch seine Spieler umsetzen.

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