Deutschland mit einem Kraftakt zum Auftakt-Sieg

Lang ist es her, dass die deutsche Nationalmannschaft in ein Turnier ohne Sieg gestartet ist. 2004 hatte es bei der EURO in Portugal ein 1:1 gegen die Niederlande gegeben.

Vor zwölf Jahren war noch Rudi Völler Teamchef gewesen. Seit Joachim Löw im Trainerstab arbeitet (bei der WM 2006 als Assistent von Jürgen Klinsmann, danach als Chefcoach) haben die Deutschen alle ihre ersten Turnierspiele gewonnen.

Das 2:0 gegen die Ukraine in Lille war der sechste Sieg in Folge. Schon die erste Standardsituation brachte den ersten Treffer: Real-Legionär Kroos zirkelte den Ball zu Mitte, Valencia-Legionär Mustafi war per Kopf zur Stelle (19.).

Premierentor

Zwei Spieler aus der besten Liga Europas, der Primera División, waren also für die Führung des Weltmeisters verantwortlich. Für Mustafi war es sein erstes Tor für Deutschland. Dass der 24-Jährige gegen die Ukraine in der Startelf stand, verdankte er dem Verletzungspech von Rüdiger (Kreuzbandriss) und der fehlenden Fitness von Hummels.

Deutschland - Ukraine in Bildern:

Offensiv war es durchaus sehenswert, was die Deutschen boten. Khedira hätte für das 2:0 sorgen müssen, als er alleine vor Ukraine-Keeper Pjatow aufgetaucht war (29.). Defensiv war es hingegen eine ziemliche Rutschpartie im Stade Pierre Mauroy, besonders in Hälfte eins.

Die Ukrainer hatten schon die erste Chance des Spieles gehabt. FC-Sevilla-Legionär Konopljanka prüfte mit einem Weitschuss Keeper Neuer (5.). Deutschlands Kapitän musste sich dann auch noch bei einem Kopfball von Chatscheridi auszeichnen (27.).

Zehn Minuten später war Neuer dann allerdings geschlagen. Boateng konnte den Ball, den Konopljanka zur Mitte gebracht hatte, allerdings spektakulär auf der Linie wegschlagen (37.).

Kontrolle

Nur eines fehlte: Die wirklichen Chancen auf das 2:0 und damit die Entscheidung. Kroos (52.) und Khedira (61.) wurden mit Weitschüssen gefährlich. Draxler kam an einen Kopfball, setzte den Ball allerdings doch deutlich vorbei (68.).

Das Spiel blieb vom Ergebnis her spannender als es war. Denn die Ukrainer kamen nach der Pause nicht mehr vor das Tor der Deutschen. Ein Freistoß von Rakizky sollte die einzige Torannäherung bleiben. Neuer hatte aber keine Probleme (57.).

In der Schlussphase wäre noch fast der Ausgleich gefallen. Mustafi hatte offenbar Geschmack am Toreschießen gefunden: Mit einem Kopfball überhob er den viel zu weit aus seinem Tor herausgestürmten Neuer. Der Ball ging am Tor vorbei.

Im Tor landete er noch einmal auf der anderen Seite: Der eingewechselte Schweinsteiger traf nach einem Konter in der Nachspielzeit zum 2:0-Endstand.

Joachim Löw (Deutschland-Trainer): "In der ersten Halbzeit war ich nicht in diesem Maße zufrieden, wie ich es in der zweiten Halbzeit war. Das war gut, dass wir den Konter auch konsequent zu Ende gespielt haben. Wir mussten ja schon ein paar heikle Situationen überstehen. Eigentlich war nicht geplant, dass Schweinsteiger so weit vorne auftaucht, er sollte ja für Ruhe sorgen. Natürlich ist er wichtig mit seiner Persönlichkeit in solchen Momenten, dann ist ein Bastian Schweinsteiger Gold wert. In der ersten Halbzeit haben wir viele Bälle verloren, wir waren eine zweigeteilte Mannschaft. In der zweiten Halbzeit haben wir die Bälle besser gehalten, die Räume besser aufgeteilt, die Ukraine kam dann auch zu keiner klaren Torchance mehr. Was wir noch verbessern müssen, ist, dass wir auch zum Abschluss kommen, also noch zielstrebiger. Mustafi hat seine Sache gut gemacht, er hat auch ein paar Wochen nicht gespielt."

Shkodran Mustafi (Deutschland-Torschütze): "Mich freut es natürlich, ein Tor zu machen. Für uns war es wichtig, mit einem Sieg in das Turnier zu starten. Zu null, das ist ein doppelter Erfolg und für das weitere Turnier ganz wichtig. Es war ein offenes Spiel. Es gab Situationen, in denen wir offen waren, ein typisch englisches Spiel, das wir eigentlich nicht wollten."

Bastian Schweinsteiger (Deutschland-Torschütze): "Meine Verletzung war ausgeheilt, ich fühle mich sehr gut. Nach dem Sprint nach vorne war ich ein bisschen außer Atem. Die Läufe nach vorne sind genau meine Qualitäten. Unglaublich, dass es so etwas gibt, das kann man sich nur wünschen. Ich habe jetzt fünf Minuten gespielt, ich bin noch nicht so weit, dass ich 90 oder 120 Minuten spielen kann. Mir geht es eigentlich richtig gut. Ich hoffe, dass ich jetzt ein bisschen mehr spielen kann."