Französischer Jubel - deutscher Frust

Französische Freude: 80.000 Menschen feierten in der Fanzone in Paris vor dem Eiffelturm.
29,82 Millionen Zuschauer verfolgten in Deutschland, wie sich das DFB-Team aus dem Turnier verabschiedete. Im französischen TV sahen nur 22,2 Millionen zu.

Der Frust bei den Deutschen nach dem Aus im Achtelfinale war groß. So ließ es sich Bastian Schweinsteiger offen, ob er nach der EM noch weitermachen will. Der bald 32-Jährige hat am Donnerstag zum 120. Mal den Teamdress getragen.

Aber auch Teamchef Joachim Löw sorgte mit seinen ersten Aussagen nach der 0:2-Niederlage für diverse Interpretationen. Im ersten Frust legte er sich bezüglich seiner Zukunft noch nicht fest, obwohl er einen bis 2018 laufenden Vertrag hat. Angesichts der Leistungen der Deutschen hat er aber im DFB jeglichen Rückhalt. "Joachim Löw wird das Turnier in Ruhe analysieren. Er ist der Weltmeister-Trainer und wird mit Sicherheit den Titel verteidigen wollen. Ich will den Weg mit ihm gerne weitergehen", erklärte DFB-Präsident Reinhard Grindel noch im Stadion von Marseille. Er will mit seinem Erfolgstrainer sogar über eine vorzeitige Vertragsverlängerung verhandeln. "Er trainiert mit großer Ruhe, aber auch sehr entschlossen die Mannschaft. Er hat einen großen Erfahrungsschatz, aber auch eine Gelassenheit, die sich aus seinen Erfolgen ergibt", sagte Grindel.

Französischer Jubel - deutscher Frust
A German supporter leaves the stadium after the Euro 2016 semi final football match Germany v France, taking place in Marseille, at the Olympic stadium in Munich, southern Germany, on July 7, 2016. / AFP PHOTO / CHRISTOF STACHE
Am Freitagvormittag verließ die Nationalmannschaft nach einer kurzen Nacht den Halbfinal-Spielort Marseille. In drei Maschinen machten sich die Mitglieder des riesigen DFB-Trosses auf nach München, Düsseldorf und Frankfurt.

Großer Traum

"Le final à la maison", also das Finale dahoam, brachte hingegen Frankreichs Fans und Medien in Euphorie. "Und am Ende gewinnt diesmal Frankreich", schrieb die Zeitung Le Figaro. Die Sportzeitung L’Équipe titelte: "Die Ekstase." Die französische Mannschaft habe im Kampf gegen die technische Überlegenheit der deutschen Mannschaft ihr Gemeinschaftsgefühl bewiesen (hier geht's zu weiteren Pressestimmen).

Im Endspiel treffen die Franzosen am Sonntag (21 Uhr) auf Portugal. "Portugal hat noch nie einen Titel gewonnen, wir können Geschichte schreiben", sagte Mittelfeldspieler João Mário am Freitag im portugiesischen EM-Quartier in Marcoussis. Nach dem verlorenen EM-Finale vor 16 Jahren im eigenen Land gegen die Griechen (0:1) ist es für die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo die nächste große Chance auf einen Titel.

Großes Echo

Die Grande Nation ist da schon etwas titelerprobter. Den Franzosen könnte am Sonntag sogar ein historischer Hattrick glücken. Denn wann immer bisher eine Endrunde in Frankreich über die Bühne ging, konnte sich am Ende der Gastgeber durchsetzen. Das war 1984 bei der EM so, und das war 14 Jahre später bei der WM nicht anders.

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