Nach dem EM-Schock um Eriksen: "Es war ein Herzstillstand"
Dänemarks Nationalteam hat nach dem Zusammenbruch von Christian Eriksen das für Sonntag geplante Training zunächst verschoben. Auch alle Medienaktivitäten wurden gestrichen. Das teilte der dänische Verband Sonntagfrüh nach dem 0:1 (0:0) am Samstag in Kopenhagen gegen Finnland mit. Ein früherer Kardiologe von Eriksen erklärte indes, dass der Spieler während seiner Zeit bei Tottenham Hotspur keine Herzprobleme gehabt hätte.
Dr. Sanjay Sharma von der Londoner St. George's University sagte, bei Eriksen seien seit 2013 Tests ohne Auffälligkeiten durchgeführt worden, aber der Anblick des zu Boden stürzenden Spielmachers von Inter Mailand (seit Jänner 2020) habe kurzzeitig Bedenken geweckt, dass die Ärzte etwas übersehen hätten. "Ich dachte: 'Oh mein Gott? Gibt es da etwas, das wir nicht gesehen haben?' Aber ich habe mir alle Testergebnisse angesehen und alles sah perfekt aus", sagte Sharma gegenüber "The Mail".
"Er war schon weg"
"Von dem Tag an, an dem wir ihn unter Vertrag genommen haben, war es meine Aufgabe, ihn zu untersuchen, und wir haben ihn jedes Jahr getestet", ergänzte Sharma. "Seine Tests bis 2019 waren also sicherlich völlig normal, ohne offensichtliche zugrunde liegende Herzfehler. Das kann ich bestätigen, weil ich selbst die Tests durchgeführt habe."
Der dänische Mannschaftsarzt Martin Boesen schilderte die dramatischen Momente auf dem Feld: „Er lag auf der Seite, atmete und hatte auch Puls. Aber plötzlich änderte sich das, und wir haben mit der Herzmassage begonnen. Er war schon weg. Es war ein Herzstillstand. Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen.“ Die Hilfe sei „sehr schnell und koordiniert gewesen“ - und dadurch lebensrettend.
Eriksens Arbeitgeber Inter Mailand ist nach Aussage von Geschäftsführer Beppe Marotta in engem Austausch mit den dänischen Ärzten. Über die Gründe für den Zusammenbruch wolle er nicht spekulieren, sagte Marotta. "Er war nicht an Covid erkrankt und er wurde auch nicht geimpft."
Heimliche Helden
Viel Lob erhielt Simon Kjaer für seinen vorbildlichen Einsatz während der dramatischen Minuten. Der 32-jährige Kapitän der Dänen lief nach dem Kollaps von seinem Freund sofort hin und brachte Eriksen in eine stabile Seitenlage. Seine Teamkollegen wies er an, einen Kreis um Eriksen zu bilden, um ihn vor Zuschauern und Kameras abzuschirmen. Danach kümmerte er sich um Sabrina Kvist Jensen, die Freundin von Eriksen, die ein Ordner zunächst nicht auf das Feld lassen wollte. Kjaer klärte die Situation und spendete ihr minutenlang Trost.
Neben Kjaer war auch Thomas Delaney schnell in seinem Handeln und organisierte nach der Anweisung von Kjaer, dass die Sicht auf Eriksen verstellt wurde. Delaney hatte bereits vor vier Jahren eine ähnliche Situation erlebt, als beim Werder-Testspiel der Ajax-Spieler Abdelhak Nouri auf dem Platz zusammenbrach und es ewig dauerte, bis man die Situation richtig erkannt hatte.
Die UEFA hat Christian Eriksen am Sonntag zum Spieler des Spiels gekürt.
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