Ronaldo: Verletzungsdrama mit Happy End

Dimitri Payet foulte Cristiano Ronaldo.
Cristiano Ronaldo war nur kurz auf dem Platz und verließ Saint-Denis mit dem Pokal.

Cristiano Ronaldo weinte. Eigentlich wie so oft. Aber dieses Mal waren es Tränen der Freude, da wird man gerne zur Heulsuse. Der Superstar ist endlich auch mit der portugiesischen Nationalmannschaft dort gelandet, wo er immer hin wollte: "CR7 im siebenten Himmel" werden wohl die Schlagzeilen heißen. Vergessen die bitteren Erlebnisse mit der Seleção, die 2004 ihren Anfang nahmen, als Ronaldo bei der Heim-EM im Endspiel unerwartet Griechenland unterlegen war.

Ronaldo: Verletzungsdrama mit Happy End
Portugal's Cristiano Ronaldo holds his hands in prayer during the final minutes of their Euro 2004 soccer final against Greece at the Luz stadium in Lisbon July 4, 2004. Greece won 1-0. REUTERS/Giampiero Sposito
Tränen des Schmerzes gab es gestern auch. Als ein Tritt des Franzosen Dimitri Payet nach acht Minuten sein Knie beschädigte, als er nach langem Bemühen doch aufgeben musste, eine Viertelstunde später vom Platz getragen werden musste.In einer ersten Diagnose ist laut Medienberichten von einer Innenbandzerrung im linken Knie die Rede.

Ausgerechnet kurz nachdem Ronaldo in der Nachspielzeit wieder auf der Bank neben seinen Kollegen Platz genommen hatte, nahm das Glück seinen Lauf. Vergessen war der dicke Knieverband, vergessen der Schmerz, beim wichtigsten Match mit der Nationalmannschaft seit 2004 zuschauen zu müssen. Nun hat er nach seinem 133. Länderspiel auch diesen Titel, den er nach Schlusspfiff ausgiebigst mit den Kollegen feierte. Seinen ersten mit der Nationalmannschaft. Der Mann, der auf Vereinsebene alles gewonnen hat, neben Titeln in Spanien und England – vor allem drei Mal die Champions League. Versüßt das Ganze mit der dreifachen Wahl zum Weltfußballer des Jahres (2008, 2013 und 2014).

Rekordmann

Ronaldo: Verletzungsdrama mit Happy End
France v Portugal - EURO 2016 - Final - Stade de France, Paris - Saint Denis, France - 10/7/16 - Portugal's Cristiano Ronaldo celebrates after winning the Euro 2016. REUTERS/Charles Platiau
Im Gegensatz zu seinem argentinischen Pendant Lionel Messi, der jüngst bei der Copa América erneut in einem wichtigen Endspiel mit seiner Nationalmannschaft scheiterte, darf Ronaldo auch mit Landsleuten feiern. Dass er mit 21 Spielen Rekordspieler einer EM wird, war schon seit Tagen klar (Nummer zwei ist der Deutsche Bastian Schweinsteiger mit 18), für einen weiteren alleinigen Rekord blieb ihm gestern zu wenig Zeit. Der Franzose Michel Platini hält wie er bei neun EM-Toren (erzielt hat sie der ehemalige UEFA-Boss allerdings bei einer einzigen EM, beim Sieg 1984).

Auch Ronaldos Mutter wird wieder versöhnt sein. Während des Matchs twitterte Dolores Aveiro: "Ich kann es nicht ertragen, meinen Sohn so zu sehen. In diesem Spiel geht es darum, den Ball zu spielen – und nicht darum, den Gegner zu verletzen."

Ihr Sohn ist in seiner Karriere von schweren Verletzungen weitgehend verschont geblieben. Seine bislang längste Pause hatte Cristiano Ronaldo 2008: Im Juli unterzog er sich nach der EM in Österreich und der Schweiz wegen Schmerzen im Sprunggelenk einer Knöcheloperation, 94 Tage musste er danach pausieren.

Eine Knöchelverletzung zog sich der heute 31-Jährige auch ein Jahr später bei einem Länderspiel gegen Ungarn zu, im Oktober/November 2009 fehlte er seinem damals neuen Arbeitgeber Real Madrid neun Spiele lang.

Danach zwickte entweder der Oberschenkel oder er hatte irgendeine Zerrung. Alles logische Folgen eines Mammutprogramms, das Superstars wie er bei ihren Klubs absolvieren müssen.

Zukunftsmusik

Für Cristiano Ronaldo geht es nun vorerst einmal darum, wieder fit zu werden. Die Saison für Real Madrid in der Primera División startet erst am 21. August. Und in die WM-Qualifikation beginnt am 6. September mit einem Gastspiel in Basel gegen die Schweiz.

Zukunftsmusik. Vorerst wird gefeiert. Ob mit oder ohne Verband. Denn Cristiano Ronaldo hat erneut ein Stück Fußball-Geschichte geschrieben. Seine Kollegen haben ihm den Titel geschenkt. Seinen wohl wichtigsten in der einzigartigen Karriere.

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