Schöpf: "Hoffnungsträger? Ich weiß nicht"

Der Mann aus der zweiten Reihe: Alessandro Schöpf (li.) könnte Zlatko Junuzovic am Samstag vertreten.
Eine Berechnung der Chancen unterlegt: Österreich hatte gegen Ungarn nur Möglichkeiten für 0,6 Tore. Alessandro Schöpf könnte gegen Portugal am Samstag helfen.

Ein Stangenschuss aus der Distanz? Eine weitere Chance von Alaba unter starker Bedrängnis durch einen Gegenspieler? Ein Stanglpass auf Harnik, der diesen nicht richtig erreichen konnte? Jene Meinung, wonach Österreich am Dienstag gegen Ungarn genug Chancen für einen Sieg gehabt hätte, wird zumindest durch den amerikanischen Statistiker Michael Caley und das Expected Goal Model der Sportdaten-Agentur OPTA widerlegt.

Schöpf: "Hoffnungsträger? Ich weiß nicht"
Dabei werden die Chancen nicht nur aufgezählt, sondern nach ihrer Qualität bemessen, was einen viel aussagekräftigeren Wert als jede blanke Torschussstatistik durch reine Aufzählung ergibt. Demnach hatten die Schützlinge von Marcel Koller im Auftaktspiel nur Chancen auf 0,6 Tore. Bei den Ungarn, die vor allem bei ihren beiden Treffern in deutlich besserer Torabschlussposition waren als Österreich jemals in dieser Partie, waren es immerhin 1,2.

Einer, der Österreich am Samstag im zweiten Spiel gegen Portugal dabei helfen könnte, wieder zu mehr Torabschlüssen zu kommen, ist Alessandro Schöpf. Ein Einsatz des 22-Jährigen ist ob der Verletzung von Zlatko Junuzovic, aber auch der Unform von Martin Harnik durchaus wahrscheinlich.

Universell

Marcel Koller setzte den Schalke-Legionär in seinen bisherigen fünf Länderspielen stets im Mittelfeld-Zentrum ein, wenn auch in defensiveren wie offensiveren Ausrichtungen. "Er kann auf der Sechser-Position, auf beiden Flügeln offensiv oder auch hinter der Sturmspitze spielen", sagte der Teamchef, als er den Tiroler im März erstmals in seinen Kader berufen hatte.

Drei Monate später wird der zweitjüngste Teamspieler nach Marcel Sabitzer (22) nach dem verpatzten Auftaktspiel schon als kleiner Hoffnungsträger dargestellt. Ob zu Recht oder nicht, und ob er am Samstag überhaupt in der Startelf steht, darüber lässt sich nur spekulieren. Fakt ist, dass der 1,78 Meter große Techniker durchaus Attribute mitbringt, die dem Offensivspiel der Österreicher guttun könnten. "Hoffnungsträger? Ich weiß nicht. Ich kann als Einzelner nicht glänzen, wenn die Mannschaft nicht funktioniert", betonte Schöpf am Donnerstag. "Am liebsten spiele ich hinter den Spitzen", sagt der flinke Mann aus Längenfeld im Ötztal, der immer Fußballer und nie Skifahrer werden wollte. Dass er Gegenspieler wie Slalomstangen stehen lassen kann, bewies er dennoch bei seinem ersten Tor im Team beim 2:1-Sieg gegen Malta.

Stärke

Das Spiel "zwischen den Ketten", nennt Schöpf als seine größte Stärke. Also im Raum zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe. Dort kann er mit seiner Ballsicherheit Gegenspieler binden und sie dazu zwingen, ihre Position aufzugeben. "Dann versuche ich, meine Mitspieler in Szene zu setzen oder selbst torgefährlich zu werden. Aber wo ich spiele, ist eigentlich egal."

Den Nachsatz "Hauptsache, ich spiele", verkniff sich Schöpf. Medial bestens geschult durch seine bisherigen Klubs in Deutschland meinte er stattdessen: "Der Teamchef wird sicher richtig entscheiden."

Allein durch personelle Umstellungen ein besseres Spiel der Österreicher zu erwarten, wäre aber naiv. Um wieder gefährlicher vor des Gegners Tor zu werden, muss Kollers Team in Ballbesitz besser agieren als in den jüngsten Spielen. Dazu bedarf es schon im Spielaufbau durch die Mitte klügerer Laufwege, um sich von mannorientierten Gegenspielern zu lösen und Überzahlsituationen zu schaffen. Gegen die Ungarn litt das Spiel der Österreicher auch an fehlenden Anspielstationen im Zentrum.

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