Wie in Supermärkten, in denen schon jetzt Weihnachtsartikel auftauchen, muss im Sport, der letztlich auch vom Verkauf lebt, alles immer früher sein. Zur Rechtfertigung der Organisatoren: Es bedarf eines besonderen Geschicks, um zeitgleich die große Stadthalle als Gala-Schauplatz und einen dem ORF genehmen Übertragungstermin zu bekommen. Hauptgrund für die frühherbstliche Ehrung aber ist, dass deren Stammgäste, die beliebten Alpinstars, später nicht mehr nach Wien zu bekommen sind.
Heuer freilich dürfen diese mit keinem Wahlsieg spekulieren. Die Topfavoriten kommen zwar aus dem Skiland Tirol, doch aus einem anderen Metier. Radprofi Felix Gall gewann die Königsetappe der Tour de France, Jakob Schubert ist Doppel-Weltmeister im Klettern.
Bei den Frauen zeichnet sich ein Duell der Königinnen der Lüfte ab. Zwischen der Snowboard-Big-Air-Weltmeisterin Anna Gasser und der Gesamtweltcupsiegerin im Skispringen Eva Pinkelnig. Auch die Mountainbikeweltmeisterinnen Valentina Höll (Downhill) und Mona Mitterwallner (Marathon) und Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr drängen sich für’s Podest in der Stadthalle auf. Sie dominieren Sportarten, die einst für Frauen völlig undenkbar waren ...
... als die Qual der Sportler-Wahl trotzdem noch größer war, zumal es keine getrennte Wertung Mann/Frau gab;
als ein Jahr nach Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Trixi Schuba auch Ausnahmeskifahrerin Annemarie Moser mehr Stimmen bekam als die Herren;
und als – ignoriert von den Medien – Frauen erstmals in Wien per Meisterschaftsmodus zu kicken wagten.
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50 Jahre danach steigt am heutigen 1.Oktober auch Rapid in den Frauen-Fußball ein. Zunächst mit dem Nachwuchs. Nachdem über 100 Mädchen den Grün-Weißen bei einem Sichtungstraining die Türen in Hütteldorf einrannten, werden dort erstmals eine weibliche U 10 und eine U 12 spielen. Jeweils gegen SC Brunn. Ab 15 Uhr. Weshalb Ehrengäste der Mädchen-Premiere das Derby der Herrn Profis vor Ort in Favoriten versäumen werden.
In der Kategorie „Mannschaft der Jahres“ der Sportlerwahl wurden – wenig überraschend – Austria und Rapid im Gegensatz zu ÖFB- und Hockey-Nationalteam vom Wahlkomitee nicht nominiert.
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