Über eine späte Premiere bei Rapid und die verfrühte Sportlerwahl

Über eine späte Premiere bei Rapid und die verfrühte Sportlerwahl
Nachdem über 100 Mädchen den Grün-Weißen bei einem Sichtungstraining die Türeneinrannten, wird jetzt erstmals gespielt.

Am 12. Oktober, 24 Stunden vor dem ausverkauften EM-Qualifikationsspiel Österreich – Belgien, werden Österreichs Sportler des Jahres gekürt. Des Dreiviertel-Jahres! Für die 599 Stimmberechtigten von Sportsmediaaustria war nämlich schon im September Wahlschluss gewesen:

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Noch vor der Champions-League, die für Salzburg nicht zuletzt dank Tormann Alexander Schlager mit einem sensationellen 2:0 gegen Benfica in Lissabon begann;

noch vor dem Golf-Ryders-Cup, bei dem Sepp Straka in Rom am Eröffnungstag für Europas Team gegen die USA Sporthistorisches gelang;

und noch vor der Turn-WM, bei der Österreichs „Herr der Ringe“, Vincenz Höck, zu den Medaillenanwärtern zählt.

Wie in Supermärkten, in denen schon jetzt Weihnachtsartikel auftauchen, muss im Sport, der letztlich auch vom Verkauf lebt, alles immer früher sein. Zur Rechtfertigung der Organisatoren: Es bedarf eines besonderen Geschicks, um zeitgleich die große Stadthalle als Gala-Schauplatz und einen dem ORF genehmen Übertragungstermin zu bekommen. Hauptgrund für die frühherbstliche Ehrung aber ist, dass deren Stammgäste, die beliebten Alpinstars, später nicht mehr nach Wien zu bekommen sind.

Tour de France

Heuer freilich dürfen diese mit keinem Wahlsieg spekulieren. Die Topfavoriten kommen zwar aus dem Skiland Tirol, doch aus einem anderen Metier. Radprofi Felix Gall gewann die Königsetappe der Tour de France, Jakob Schubert ist Doppel-Weltmeister im Klettern.

Bei den Frauen zeichnet sich ein Duell der Königinnen der Lüfte ab. Zwischen der Snowboard-Big-Air-Weltmeisterin Anna Gasser und der Gesamtweltcupsiegerin im Skispringen Eva Pinkelnig. Auch die Mountainbikeweltmeisterinnen Valentina Höll (Downhill) und Mona Mitterwallner (Marathon) und Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr drängen sich für’s Podest in der Stadthalle auf. Sie dominieren Sportarten, die einst für Frauen völlig undenkbar waren ...

... als die Qual der Sportler-Wahl trotzdem noch größer war, zumal es keine getrennte Wertung Mann/Frau gab;

FIS Nordic World Cup Lahti Ski Games

als ein Jahr nach Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Trixi Schuba auch Ausnahmeskifahrerin Annemarie Moser mehr Stimmen bekam als die Herren;

und als – ignoriert von den Medien – Frauen erstmals in Wien per Meisterschaftsmodus zu kicken wagten.

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50 Jahre danach steigt am heutigen 1.Oktober auch Rapid in den Frauen-Fußball ein. Zunächst mit dem Nachwuchs. Nachdem über 100 Mädchen den Grün-Weißen bei einem Sichtungstraining die Türen in Hütteldorf einrannten, werden dort erstmals eine weibliche U 10 und eine U 12 spielen. Jeweils gegen SC Brunn. Ab 15 Uhr. Weshalb Ehrengäste der Mädchen-Premiere das Derby der Herrn Profis vor Ort in Favoriten versäumen werden.

In der Kategorie „Mannschaft der Jahres“ der Sportlerwahl wurden – wenig überraschend – Austria und Rapid im Gegensatz zu ÖFB- und Hockey-Nationalteam vom Wahlkomitee nicht nominiert.

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