Mediaaffairs macht in der Studie zwar eine deutliche Steigerung in der Sichtbarkeit von Frauen im Sport aus. Studienautorin Maria Pernegger will das aber noch nicht als generellen Trend festmachen, sondern sieht es auch als Folge der Fußball-WM der Frauen vergangenen Sommer, für die sich der ORF die Übertragungsrechte gesichert hatte.
Warum geht es dennoch so langsam mit der Gleichberechtigung? "In manchen Sportarten wurde lange das Bild kultiviert, dass sie vor allem von Männern betrieben werden", sagte Medienwissenschafter Jörg Matthes zuletzt im KURIER. "Dies ist natürlich falsch, lässt sich aber, wenn es einmal in den Köpfen ist, nur langsam ändern." Vor allem auch, weil Medien sich stark am Publikum orientieren (müssen).
ORF als Zugpferd
Bei der Analyse der TV-Sender hat die Studie einen großen Unterschied zwischen der Sportlerinnen-Präsenz im ORF (34 Prozent) und ServusTV (1,2 Prozent) ausgemacht. Daran ist aber auch ein anderes Phänomen erkennbar: Der Salzburger Privatsender berichtet viel über Motorsport, wo Frauen kaum eine Rolle spielen. Im ORF stieg durch die zuvor erwähnte Fußball-WM in Australien und Neuseeland hingegen die Übertragungszeit von Frauensport stark an.
"Der ORF hat da in den letzten Jahren stark aufgeholt", sagt Studienautorin Pernegger, die den Sender auch als eine Art Zugpferd für die Print-Berichterstattung sieht: "Wenn ein Bewerb, etwa im Frauen-Skispringen, live im ORF zu sehen ist, kommt es auch eher dazu, dass Printmedien darüber berichten."
Mit dem Privatauto zum Auswärtsspiel
Für Pernegger ist das Phänomen nicht allein ein mediales, sondern ein Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Medien und Wirtschaft.
"Mediale Präsenz ist aber ein unterschätztes Thema, das sich auf den Bekanntheitsgrad, die Wertschätzung, Karrierechancen und die finanzielle Situation der Sportlerinnen auswirkt."
Wegen fehlender finanzieller Mittel nehmen viele Frauen eigenes Geld in die Hand, um ihren Sport überhaupt ausüben zu können, wie Basketballerin Lisa Zderadicka im KURIER-Sport Talk erklärt. "Oft fehlen einfach die finanziellen Mittel. Da sprechen wir noch gar nicht von Bezahlung der Spielerinnen. Nur drei von acht Teams der Bundesliga haben etwa einen Bus, mit dem sie zu Spielen fahren können. Die anderen fahren privat mit den Autos, müssen nach dem Match müde wieder zurückfahren."
Durch den Equal Play Day erhofft sich die Wienerin, dass es selbstverständlich für Mädchen wird, Spitzensportlerinnen zu sehen.
"Wenn ich als Sportlerin nicht sichtbar bin, werde ich auch nicht gut vom Sport leben können", sagt Pernegger. Sichtbarkeit bedeutet mehr Sponsoring – mehr Sponsorengelder bedeuten einen höheren Grad an Professionalisierung. Gleichzeitig schafft weibliche Präsenz weibliche Vorbilder, die wiederum junge Mädchen zum Sport anspornen können und damit für ein langfristig höheres Niveau sorgen.
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