Wie Red Bull zurück auf den Thron will

Die liebe Red-Bull-Familie: Sainz, Kwjat, Ricciardo, Verstappen (von links nach rechts).
2017 soll wieder der Angriff auf den WM-Titel erfolgen.

Welch beinharter Verdrängungswettbewerb die Formel 1 ist, zeigt sich nicht immer nur auf der Rennstrecke. Donnerstagnachmittag am Circuit de Catalunya nahe Barcelona, wo am Sonntag das fünfte Saisonrennen über die Bühne gehen wird (Start: 14 Uhr).

Zur offiziellen Pressekonferenz des Weltverbandes, an der stets sechs Fahrer teilnehmen, wurden nach der überraschenden Fahrerrochade bei Red Bull drei Piloten aus dem Bullenstall geladen: der beförderte 18-Jährige Verstappen (Red Bull), der degradierte Kwjat (Toro Rosso) und der übergangene Sainz (Toro Rosso). Die Stimmung ist angespannt, manche Frage hart ("Finden Sie das fair?"). Enger als in diesem Raum kann es auf der Strecke nicht zugehen.

Bei Red Bull sind solche Situationen durchaus erwünscht. Wer dem Druck nicht standhält, ist rasch ausgetauscht.

Szenenwechsel. Freitagmittag im Motorhome von Red Bull: Helmut Marko, der mächtige Motorsportberater des österreichischen Konzerns, sitzt vor einem Teller Paradeisersuppe, als Hauptgang hat er Steinbutt bestellt, doch der Steirer hat Appetit auf mehr. "Wenn alles nach Plan läuft, kämpfen wir 2017 wieder um die WM mit", sagt er zum KURIER.

Vorteil Fahrer

Red Bull, die ehemalige Weltmeister-Mannschaft, ist dabei, allmählich wieder das Tempo vorzugeben. Erst vor zwei Wochen haben die Rennställe das neue Reglement verabschiedet, das ab der kommenden Saison greifen wird. Die Eckpfeiler: mehr Chancengleichheit bei den Motoren und deren Entwicklung sowie breitere und schnellere Autos, die schwerer zu fahren sein sollen.

Hier kommen die Fahrer ins Spiel – und Red Bull sieht sich mit Daniel Ricciardo und mit Max Verstappen bestens aufgestellt. Dass die englisch-österreichische Renngemeinschaft Maßstäbe setzen kann beim Autobau, ist kein Geheimnis. 2009, als den Ingenieuren letztmals große Freiheiten beim Karosserie-Design gegeben wurden, baute Red Bull einen Boliden, der wenig später Sebastian Vettel vier WM-Titel in Serie ermöglichte. Abgehängt, manchmal sogar überrundet und daher vorgeführt wurden die stolzen Autobauer Ferrari und Mercedes von einem Getränkekonzern, der zu Beginn nur durch schrille Partys auffiel oder wenn zu Werbezwecken die Boxencrew in Star-Wars-Uniformen zum Reifenwechsel antrat.

Die Rache der Hersteller folgte mit jener komplexen Hybrid-Motorenformel, die bis heute kein Privatteam entschlüsseln konnte. "Das neue Reglement ist ein Kompromiss", sagt Marko. "Und wir werden bereit sein."

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