McLaren-Honda: Sainz bringt den Stein ins Rollen

Vor dem Auftakt der Asien-Tournee der Königsklasse wartet alles auf die bevorstehende Scheidung von McLaren und Honda.

Nach drei Jahren, die zu den erfolglosesten in der Geschichte des Rennstalls zählen, wird McLaren am Saisonende die Notbremse ziehen und die als Traum-Ehe geplante Verbindung mit Motorenlieferant Honda lösen. Zu Buche stehen drei katastrophale Jahre ohne Podestplätze, aber mit reichlich Blamagen. Bereits kommende Woche in Singapur könnte der erste Schritt zum Abschied gemacht werden.

Laut Informationen von Motorsport-Total.com soll in Singapur der Wechsel von McLaren zu Renault als Motorenpartner bekannt gegeben werden. Das Zünglein an der Waage ist dabei aber ein - auf den ersten Blick - Unbeteiligter: Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz. Ein wesentlicher Teil der bevorstehenden Rochade ist nämlich das Red-Bull-Nachwuchsteam Toro Rosso und deren spanischer Fahrer.

Komplexes Puzzle um Sainz

Die Kurzversion: Um statt Toro Rosso künftig McLaren zu beliefern, verlangt Renault vom Vertragspartner Toro Rosso ein Zugeständnis - nämlich Carlos Sainz. Der Spanier soll bei Renault voraussichtlich ab dem Malaysien-GP Anfang Oktober den völlig erfolglosen Jolyon Palmer ersetzen. Im Gegenzug lässt Renault den italienischen Rennstall vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen und zu Honda wechseln.

Dass Toro Rosso ab 2018 mit Honda-Power fährt, ist im Interesse von Red Bull: Die Ehe zu Renault ist nicht erst seit den vielen Defekten bei Max Verstappen in dieser Saison zerrüttet; weil Renault ein eigenes Werksteam stellt, fürchtet man bei den Bullen, als Kundenteam benachteiligt zu werden, wenn Renault einmal um Podien und Siege fahren sollte. Bei Honda gibt es keine Ambitionen, ein Werksteam zu stellen - Red Bull hätte dann für die Japaner Priorität.

Renault erhält also Sainz als Ersatz für Palmer; im Gegenzug erhält Honda mit Toro Rosso einen Ersatz-Motorenkunden und lässt McLaren ab 2018 mit Renault-Motoren antreten. Das ist für den englischen Traditionsrennstall insofern wichtig, als es eine Bedingung für den Verbleib von Superstar Fernando Alonso darstellt. Das McLaren-Chassis erwies sich in diesem Jahr mehrfach als durchaus konkurrenzfähig, der Motor hielt die Briten jedoch zurück. Mit Renault-Power könnte McLaren vermutlich auf Red-Bull-Niveau um Podien und Siege fahren - Alonsos Minimalanspruch.

Ein Deal, der (fast) nur Gewinner sieht: Sainz darf wider Erwarten doch den Red-Bull-Konzern verlassen. Red Bull erhält einen de-facto-Werksmotorenpartner, der wohl ab 2019 auch das A-Team ausrüsten wird. Renault erhält einen Ersatz für den enttäuschenden Palmer. McLaren wird die ungeliebten Honda-Motoren los, und Honda muss trotzdem nicht aus der Formel 1 aussteigen. Bei Toro Rosso wird wohl der amtierende GP2-Champion Pierre Gasly das Cockpit von Sainz übernehmen. Der einzige Verlierer: Jolyon Palmer, dessen Formel-1-Karriere nach zwei ernüchternden Jahren zu Ende geht.

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