Emotionale Message des Erdogan-Kritikers und NBA-Stars Enes Kanter

Enes Kanter, ein erklärter Gülen-Anhänger ist in der Türkei nicht erwünscht. Per Twitter nimmt er Kontakt zu seiner Mutter auf.

Enes Kanter ist in seiner türkischen Heimat nicht mehr erwünscht. Der Basketballer, der sein Geld in der besten Liga der Welt, der nordamerikanischen NBA, verdient, hat aufgrund seiner politischen Einstellung den Groll des Machthabers Recep Erdogan auf sich gezogen. 

Der 26-jährige Center der Portland Trailblazers ist bekennender Anhänger des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen, den die Türkei für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation. 

Kanter zählt in der Sportwelt zu den schärfsten Kritikern Erdogans, den er mal einen "verdammten Irren" nannte. Seit 2017 ist der in der Schweiz geborene 211 cm große Basketballer nach der Aberkennung seiner türkischen Staatsangehörigkeit staatenlos und vermeidet alle Auslandsreisen außer jene nach Kanada für die NBA-Spiele gegen die Toronto Raptors. Speziell in Europa habe er Todesangst. "Sie (die türkischen Toppolitiker; Anm.) haben dort jede Menge Spione. Ich kann da ganz leicht umgebracht werden. Das ist eine sehr hässliche Situation", gab Kanter zu Jahresbeginn zu Protokoll. Da hat er gerade das NBA-Gastspiel seines mittlerweile Ex-Klubs New York Knicks in London verpasst. Aus Todesangst. 

Emotional

Der Kontakt zu der Familie hat Kanter abgebrochen. Die Familie soll ihn aufgrund seiner Ansichten verstoßen haben. Zumindest sein Vater. Dieser entschuldigte sich sogar öffentlich in einem Zeitungsinterview. Es tue ihm leid "einen solchen Sohn" zu haben, sagte er. 

Daraufhin veröffentlicht Kanter im August 2016 selbst einen Brief auf Twitter. Darin schreibt er: "Ich habe heute meinen Vater, meine Mutter und alle meine Verwandten verloren. Mein eigener Vater hat mich dazu aufgefordert, meinen Nachnamen zu ändern. Meine Mutter, die mir mein Leben geschenkt hat, hat mich ausgestoßen. Meine Brüder und Schwestern wollen mich nie mehr sehen."

Am Sonntag ließ der Abtrünnige seinen Emotionen freien Lauf. "Könntet ihr mir bitte helfen, diese Message für meine Mama zu teilen?", wandte sich der ehemalige türkische Teamspieler per Twitter an seine Follower. Es sei unmöglich, Kontakt zu ihr aufzunehmen. "Heute ist dein Tag, der Muttertag. Es tut mir leid, dass ich wegen allem, was in der Türkei gerade abläuft, dir nicht schreiben bzw. dich anrufen kann und hoffe, dass dich diese Botschaft zumindest auf diesem Wege erreichen wird", sagt Kanter in einer Video-Botschaft, die über eine halbe Million Mal angesehen wurde. 

"Ich weiß, dass du schon immer mal zu einem Spiel von mir kommen wolltest und ich weiß, dass das eines Tages geschehen wird. Sei stolz auf deinen Sohn, denn er opfert alles für die Freiheit und die Demokratie. Ich liebe dich sehr und hoffe auf baldiges Wiedersehen", ließ er seine Mutter wissen. 

Kommentare