Es ist ein bisschen wie lange die Luft anhalten. Noch mehr Fokus, noch mehr Entbehrungen. Die Olympia-Saison, das ist etwas ganz Besonderes. Vor allem, wenn man zum Favoritinnenkreis gehört. Vor allem, wenn man so gut wie alles erreicht hat – mit Ausnahme einer Olympia-Medaille.
Anna Maria Alexandri nennt es beim Namen: „Wir und das Duo aus China sind die Favoritinnen“, weiß die 26-Jährige. EM-Gold, WM-Gold und andere Farben. Eine Olympia-Medaille fehlt noch, die wollen sie im Sommer in Paris erschwimmen.
Könnte der Erfolgsdruck noch größer sein? „Es ist schon ein Druck, aber wir wollen es nicht so sehen“, sagt Anna Maria. „Wir wollen mit uns selbst zufrieden sein und dass unsere Performance so gut ist, dass wir eine olympische Medaille verdienen.“
Ihre Schulter, die zuletzt bei der WM in Doha dafür sorgte, dass das Duo nicht antreten und den Titel von 2022 verteidigen konnte, soll die Schwestern nicht an einer Topplatzierung hindern.
Eine der Drillinge muss im Duett zusehen
Sie und ihre beiden Schwestern sind ein Team. Auch wenn nur zwei von ihnen bei den Olympischen Spielen in Paris im August starten werden können. Im Synchronschwimmen sind nur die Bewerbe Team und Duett olympisch. Vasiliki Alexandri ist im Solo erfolgreich – und Ersatzkandidatin für das Duett, das Anna Maria und Eirini bilden.
Im Training sind die Drillinge immer zu dritt. Und dieses nimmt einen großen Teil ihres Tages ein. Um 6.40 wird zum ersten Mal trainiert, ab 7.30 geht es ins Wasser. Drei Stunden am Vormittag, dann noch einmal drei Stunden am Nachmittag. Dazu kommt eine Stunde Krafttraining, Yoga oder Ballett, manchmal auch noch Physiotherapie.
Sieben bis acht Stunden pro Tag arbeiten die Alexandris an ihrer Performance. „Danach analysieren wir zu Hause noch das Video“, sagt Vasiliki. Zudem arbeiten sie mit einer Sportpsychologin, um den Kopf klar zu behalten.
Sport Talk mit den Alexandri Schwestern
Ein Leben für den Sport
Zeit für Hobbys oder Freunde bleibt da kaum. Das nehmen die Schwestern, die sich eine Wohnung teilen, bewusst in Kauf. Vor allem im Jahr vor den Olympischen Spielen ist der volle Fokus darauf gerichtet. „Wir opfern schon unser ganzes Leben Dinge für diesen Sport. Weil es das ist, was wir lieben. Aber vor allem jetzt in diesem Jahr ist es wirklich der volle Fokus“, sagt Vasiliki Alexandri.
Ihre Leidenschaft und ihr Lebensinhalt Synchronschwimmen waren auch die Gründe, warum die Schwestern damals, 2012, als Teenager nach Österreich kamen. In ihrer damaligen Heimat Griechenland hätten sie Schule und Sport nicht so gut kombinieren können wie im Rahmen des österreichischen Internatkonzepts, erklären die Sportlerinnen.
Klingt überraschend, denn Synchronschwimmen war vor den Alexandris in Österreich kaum sichtbar. Die drei erfolgreichen Schwestern haben dem Sport in Österreich ein Gesicht gegeben. Sie merken, dass sie erkannt werden, immer wieder sprechen sie auch Kinder an.
Dass trotz ihrer Erfolge im Schwimmsport noch viel Luft nach oben ist, was die Infrastruktur betrifft, wissen auch die Alexandris. Etwa, weil sie so gut wie nie in einem Becken trainieren können, in dem sie so viel Platz haben wie bei den Wettkämpfen.
Umso besser, dass sie zuletzt in Paris beim Weltcup bereits das Olympiabecken ausprobieren konnten. Die Generalprobe ist geglückt. Beim Weltcup in Paris haben die Schwestern dreimal Gold geholt. Die Anlage und das Wasser „passen perfekt“, schwärmt Eirini. Die Schwestern fühlen sich gut in dem verhältnismäßig „leichten“ Wasser, wie sie erklärt. In der Südstadt, wo sie trainieren, fühlen sie sich um einiges schwerer.
Schuften für die Spiele
Zurzeit befinden sich Anna Maria, Eirini und Vasiliki Alexandri auf Trainingslager in Antalya, danach geht es für das Olympia-Duo nach Kanada zum Weltcup, wo sie erstmals die Olympia-Choreografie zeigen. Im Juni geht es zur Europameisterschaft nach Serbien. Nach Paris wollen Anna Maria und Eirini erst knapp vor ihrem eigenen Bewerb fliegen. „Sonst verliert man das Adrenalin“, erklärt Anna Maria, „es wird Gewohnheit.“ „Du sollst merken, dass es ein wichtiger Wettkampf ist, und nicht Alltag“, fügt Eirini hinzu.
Vasiliki trainiert bis zum letzten Tag mit den beiden anderen und Trainerin Albena Mladenova, die im Vorjahr zu Österreichs Trainerin des Jahres gewählt wurde. „Ich fliege dann mit der Mama meinen Schwestern zuschauen“, sagt sie ohne Bedauern.
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