Und so kommt es, dass sich im Sportzentrum NÖ Welten treffen und miteinander messen. „Ein Land wie Österreich kann nicht alle 33 Disziplinen mit dem gleichen Aufwand betreiben“, sagt Gregor Högler, der Sportdirektor im Verband.
Das Beispiel im Diskuswurf der Männer ist besonders extrem, aber plakativ. Mit Weißhaidinger verfügt Österreich über einen absoluten Weltklasse-Leichtathleten. Gegenwärtig befindet er sich im Kraftaufbautraining für die WM. Umso überraschender waren Samstagabend die starken 65,31 Meter, die locker zum Staatsmeistertitel reichten.
Der 30-Jährige ist gleichermaßen Ausnahme wie Vorbild, sein Karriereweg ist beispielgebend für Österreichs Rolle im beinharten Verdrängungswettbewerb der internationalen Leichtathletik. „Er war amtierender Jugendeuropameister und stand dennoch kurz davor, alles hinzuschmeißen“, erinnert sich Gregor Högler, der auch der Haupttrainer von Lukas Weißhaidinger ist.
Im Alter zwischen 20 und 23 entscheide sich in der Leichtathletik, ob man es wirklich schafft, der Schritt von der Jugend zur Allgemeinen Klasse sei mit enormen Aufwand verbunden. „Im Erwachsenenbereich muss man rund das Vierfache an Zeit und Arbeit aufwenden“, sagt Högler und liefert gleich die Zahlen dazu: Von 100 Teilnehmern einer U-18-EM schaffen es im Schnitt nur acht auch in der Allgemeinen Klasse zu einer Europameisterschaft. „Unser Hauptgegner in dieser Zeit der Ausbildung ist das soziale Leben“, sagt Högler.
Dennoch befindet sich Österreichs Verband seit einigen Jahren im Aufwind. Bei der letzten Weltmeisterschaft, 2019 in Doha, eroberte Rot-Weiß-Rot zweimal Bronze (Weißhaidinger und Siebenkämpferin Verena Preiner), zu den Olympischen Spielen 2021 nach Tokio hatten es sieben ÖLV-Athleten geschafft.
Im Nach-Olympia-Jahr plagt sich nun der eine oder andere Leichtathlet noch mit dem Formaufbau oder dem einen oder anderen Wehwehchen herum. Bei der WM im Juli in den USA kommt realistischerweise nur Lukas Weißhaidinger für einen absoluten Spitzenplatz infrage. Anders dürfte das aber im August bei der EM in München aussehen. Högler: „Unser Europa-Niveau ist hoch.“
Um die nötigen Weiten, Zeiten und Qualifikationspunkte zu sammeln, überlässt der Verband nichts dem Zufall. Bei den Staatsmeisterschaften in St. Pölten wurde etwa extra eine zweite Zeitmessanlage installiert. Damit kann – je nach Wind – in beide Richtungen gelaufen werden. Um im Aufwind zu bleiben, ist eben manchmal auch Rückenwind nötig.
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