60 Kilo hat der ehemalige 150-Kilo-Mann abgenommen – auch als Schiedsrichter muss man topfit sein. „Im letzten Spiel bin ich 17 Kilometer gelaufen“, erzählt Horak selbst ein wenig überrascht. Das ist deutlich mehr, als die meisten Profi-Fußballer in 90 Minuten zurücklegen. Horak ist gelernter Kindergärtner und erkennt da auch durchaus Parallelen zum Football. „Wenn ein 2,10 Meter großer und 150 Kilo schwerer Mann sich ärgert und aufstampft, dann ist er wie ein kleines Kind. In seiner Welt ist gerade etwas passiert, das ihm ganz und gar nicht gepasst hat.“
Nach dem Ärger zeigen aber auch die Spieler Respekt. Respekt, den sich Horak erarbeitet hat. Sein Leitsatz: „Ich bin da, um auf dich aufzupassen.“ Trifft sowohl im Kindergarten als auch auf dem Football-Feld zu. „Als ich einer Frau eines Spielers gesagt habe, dass ich auf ihren Mann aufpasse, hat sie sich bedankt bei mir.“
Rund 20 Stunden pro Woche steckt Heinz Horak in seinen Zweitjob – und das, bevor das Spiel losgeht. Es beginnt bereits am Montag, Online-Besprechungen und Videostudium stehen genauso auf dem Programm wie die Kontaktaufnahme zu den Kollegen. Die Schiedsrichter-Crew für ein Football-Spiel besteht immer aus neun Leuten. Die kommen jeweils aus ganz Europa zusammen.
„Zuletzt war der Hauptschiedsrichter aus den USA, er lebt jedoch in Polen. Dazu kamen wir zwei Österreicher, zwei Norweger, ein Ungar, ein Pole, ein Serbe und ein Kroate“, erzählt Horak. Der Zusammenhalt sei groß, er selbst bringe auch jedes Mal Mannerschnitten als Geschenke mit und freut sich über Präsente aus anderen Ländern. Konkurrenzdenken oder Neid gibt es nicht, im Gegenteil. „Kritik ja, aber immer konstruktiv. Wir wollen uns immer gegenseitig helfen, keiner lässt den anderen sterben“, erzählt Horak.
Ganz wichtig sei auch die Nachbereitung der Spiele. „Da bekomme ich Rückmeldung, ob ich beispielsweise richtig gestanden bin.“ In der ELF gibt es dafür sogar eine eigene Abteilung, die Tipps gibt. Horak: „Die Liga macht das sensationell.“
Was Horak antreibt? „Die Liebe zum Football.“ Die braucht es auch, denn das Geld kann nicht die Motivation sein. Wenn man alles zusammenrechnet, kommt ein Schiedsrichter auf einen Stundenlohn von gerade einmal rund sechs Euro.
Bevor die Nachbereitung direkt in die Vorbereitung auf die nächste Partie übergeht, darf man es sich aber auch einmal kurz gut gehen lassen. „Nach dem letzten Spiel bin ich zu Hause im Pool gesessen und meine Frau hat mir einen Aperol-Spritzer gebracht. Ich war erledigt, aber rundum glücklich“ , erinnert sich Horak.
Und es war ihm völlig egal, wer wusste, wo sein Auto steht.
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