Doha hatte in den vergangenen Jahren immer nur Herren-Turniere veranstaltet. Somit stellte sich das Thema der leicht bekleideten Frauen nicht. Doch für 2021 bat der Weltverband den katarischen Volleyballverband, wegen Olympia auch ein Damen-Turnier zu veranstalten. Gesagt, getan. Doch in der Ausschreibung stand dann plötzlich ein Hinweis für die Frauen-Bekleidung mit einer Abbildung mit einem T-Shirt und einer knielangen Hose. Der Weltverband schreibt dazu, dass man mit diesem Outfit die lokale Kultur und Tradition respektiere. Man erwarte die volle Unterstützung der Starterinnen.
Boykott in Deutschland
Der Aufschrei war groß. Die deutsche Spitzenspielerin Karla Borger, die auf dem sicheren zehnten Platz im Olympia-Ranking liegt, hat ihre Teilnahme aus Protest abgesagt. Wenig später wurden die Regeln für die Damen wieder aufgehoben. „Ich wollte mich für meine Sportart einsetzen. Mir war es wichtig, dieses Statement zu setzen. Ich möchte mir aber nicht anmaßen, über die dortigen Frauenrechte zu urteilen. Die aufgehobene Kleiderordnung wird in diesem Land nicht viel ändern, ist aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte die 32-Jährige.
Mit Bikini, T-Shirts und langen Hosen im Gepäck sind Katharina Schützenhöfer und Lena Plesiutschnig nach Katar angereist. „Wir haben uns Shirts und Leggings mit unseren Sponsoren bestellt“, sagt Schützenhöfer. Wenn es kalt ist, sieht man immer wieder Spielerinnen mit langer Kleidung. „Das Problem ist aber, dass es dort 30 Grad hat“, meint Plesiutschnig. „Dann kann die lange Kleidung natürlich die Leistung beeinträchtigen. Der Bikini ist eben unsere Arbeitskleidung.“
Nach der Anreise mussten die beiden für zwölf Stunden in Quarantäne, bis die Ergebnisse der PCR-Tests vorhanden waren. Was Österreichs beste Spielerinnen in Doha tragen werden, wollen sie kurzfristig entscheiden: „Wenn die Stimmung schlecht ist oder alle die langen Hosen und die Shirts tragen, dann werden wir sie auch verwenden“, kündigt Schützenhöfer an. Die ersten Trainings gestalteten sich jedenfalls schwierig: „Es ist sehr heiß und sehr windig. Am Abend kühlt es aber stark ab“, berichtet Plesiutschnig.
Da es keine Zuschauer gibt und sich die Athletinnen in einer sehr engen Blase bewegen müssen, hat wohl kaum ein Katarer die Chance, die Damen zu sehen. „Wir dürfen nicht einmal auf einen Kaffee gehen oder einen Spaziergang machen. Wer die Blase verlässt, fliegt aus dem Turnier“, sagt Plesiutschnig.
Und das müssen die beiden tunlichst vermeiden. Denn nachdem drei Teams vor ihnen ihre Karrieren beendet haben, liegen die Österreicherinnen derzeit auf Platz 18 der 18 über die Rangliste qualifizierten Mannschaften. Die Punkte in Doha haben enorme Bedeutung.
„Es wird aber schwer, danach irgendwas zu planen“, sagt Katharina Schützenhöfer. Gemunkelt wird von zwei Bubble-Turnieren an einem Standort, eventuell in Mexiko. Fix sind nur der Continental-Cup in Baden im Mai, Olympia im August und gleich danach die EM in Wien.
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