Giro d'Italia: Eine Machtdemonstration von Egan Bernal

Giro d'Italia: Eine Machtdemonstration von Egan Bernal
Der Kolumbianer gewann bei widrigen Bedingungen die Königsetappe und steht vor dem Gesamtsieg.

Wenn Felix Großschartner die Wahl hätte zwischen sengender Hitze und eisiger Kälte, dann würde sich der Oberösterreicher für die frostigere Variante entscheiden. „Ich bin ein Schlechtwetterfahrer“, sagt der Radprofi aus dem Bora-hansgrohe-Team.

Bei den Bedingungen freilich, denen er und seine Kollegen am Montag bei der 16. Etappe des Giro d’Italia ausgesetzt waren, stößt dann selbst ein passionierter und bekennender Schönwetterhasser wie Großschartner an seine Grenzen. Dauerregen, Kälte, Wind – bei so einem Wetter bleiben die meisten eigentlich lieber in den eigenen vier Wänden, doch auf die Radprofis wartete die Königsetappe dieses Giro d’Italia von Sacile nach Cortina d’ Ampezzo: 212 Kilometer, drei Pässe, 5600 Höhenmeter, eine Herausforderung im Extrembereich.

Große Strapazen

Das war zumindest der Plan, doch wegen der tiefen Temperaturen und des Schneefalls in über 2000 Metern Höhe sahen sich die Veranstalter dazu veranlasst, kurzerhand zwei Pässe (Fedaia, Pordoi) zu streichen und die Etappe auf 153 Kilometer zu kürzen. Die Radprofis mussten aber immer noch mehr als 3000 Höhenmeter bewältigen und rauf auf den Passo Giau (2236 m), wo die Temperaturen um den Gefrierpunkt lagen und Schneewände die Straße säumten.

Giro d'Italia: Eine Machtdemonstration von Egan Bernal

Egan Bernal trotzte dem Schlechtwetter

Einem schienen die widrigen Bedingungen und die großen Strapazen auch diesmal wieder nichts auszumachen: Egan Bernal. Der 24-jährige Kolumbianer zeigte in eindrucksvoller Manier, dass er nicht von ungefähr die Gesamtwertung anführt und, sofern ihm kein Sturz dazwischenkommt, am Sonntag im Rosa Trikot des Siegers in Mailand einfahren wird.

Auf dem anspruchsvollen Anstieg auf den Passo Giau ließ Bernal einen Konkurrenten nach dem anderen stehen und fuhr schließlich im Alleingang Richtung Cortina d’ Ampezzo. Seine Zieleinfahrt im Zentrum des mondänen Ski-Orts hatte Symbolcharakter: Auf den letzten Metern zog Egan Bernal demonstrativ seine Regenjacke aus, um allen sein Rosa Trikot zu präsentieren.

Großer Vorsprung

Mit seinem zweiten Etappensieg bei diesem Giro baute der 24-Jährige seine Gesamtführung weiter aus. Der Italiener Damiano Caruso, der am Montag mit 27 Sekunden Rückstand als Dritter in Cortina ankam, liegt als erster Verfolger schon knapp zweieinhalb Minuten zurück. Der Engländer Hugh Carthy hat als Gesamtdritter schon 3:40 Minuten Rückstand. „Wenn die Verhältnisse hart sind, dann muss man auch mental hart sein“, meinte Egan Bernal im Ziel.

Und Schlechtwetterfahrer Felix Großschartner? Der Oberösterreicher versuchte zu Beginn der Etappe sein Heil in einer Fluchtgruppe, wurde aber bald vom Feld eingeholt. Am Ende kam er mit fast einer halben Stunde Rückstand als 80. ins Ziel.

Nach der Tortur auf der Königsetappe haben sich die Radprofis den zweiten Ruhetag bei diesem Giro redlich verdient. Auf dem Weg nach Mailand warten ab Mittwoch noch drei anspruchsvolle Bergetappen und schließlich am Sonntag das abschließende Zeitfahren.

 

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