Das Kopf-an-Kopf-Rennen der Luxus-Mannschaften beim Giro d'Italia

Ausblick auf Mittwoch: 35 der 162 Kilometer führen kreuz und quer durchs toskanische Hügelland – und das auf Schotter
Die Millionen-Teams Ineos und Deceuninck-Quick Step geben bei der Italien-Rundfahrt den Ton an - das wird wohl so bleiben

Knapp die Hälfte der Arbeit ist erledigt: Am Dienstag hatten die verbliebenen 172 Profis der Italien-Rundfahrt den ersten Ruhetag. Am Mittwoch werden maximal 171 am Start stehen, nachdem der Belgier Tim Merlier von Alpecin-Fenix erklärte, nicht mehr weiterfahren zu können.

„Es ist eine Schande, den Giro so zu verlassen, aber es die einzige vernünftige Entscheidung. Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich zehn Renntage in Serie absolviert habe – und ich habe nicht mehr den Eindruck, dass ich noch um Etappensiege mitsprinten könnte. Und ich will mir auch nicht den Rest der Saison ruinieren.“

Nun ist Tim Merlier mit seinen 28 Jahren beileibe kein Frischg’fangter mehr, doch die offenen Worte des Siegers der zweiten Etappe zeigen, welche Anstrengungen so eine große Landesrundfahrt mit sich bringt. Immerhin ist der 162. des Gesamtklassements im Gegensatz zu einigen prominenten Kollegen ohne Sturz und Verletzungen davongekommen.

Wer hat begeistert an den ersten zehn Giro-Tagen, wer enttäuscht? Eine Bilanz.

Starke Briten

Irgendetwas muss das Team Ineos richtig gemacht haben in der Vorbereitung, das hat sich schon bei der Tour de Romandie gezeigt, die Geraint Thomas vor Richie Porte gewonnen hat. Nach Platz 13 bei der Tour de France 2020 (Richard Carapaz) stehen die Briten heuer exzellent da. Weltmeister Filippo Ganna gewann das Zeitfahren am ersten Giro-Tag, Egan Bernal kurbelte am Montag ins Rosa Trikot.

Die Mannschaft mit dem Rekord-Budget von 50 Millionen Euro ist so stark besetzt, dass der sturzbedingte Ausfall von Pawel Siwakow nicht einmal groß ins Gewicht fällt. In dieser Tonart wird es wohl weitergehen, denn Kapazunder wie Thomas Pidcock sind derzeit gar nicht dabei. Der Sieger des Amstel Gold Race bereitet sich auf Olympia vor, am Sonntag gewann der 21-jährige Brite den Mountainbike-Weltcup in Nove Mesto. Egan Bernal ist auch erst 24.

Ehrgeizige Belgier

Deceuninck-Quick Step um den belgischen Jungstar Remco Evenepoel (21) sammelt Klassiker-Siege wie andere Schallplatten, doch zum Erfolg bei den großen Rundfahrten hat es für das 40-Millionen-Team noch nie gereicht. Das soll sich heuer ändern: Mit nur 14 Sekunden Rückstand auf Bernal hat Evenepoel gute Karten – und starke Helfer: Fausto Masnada und João Almeida liegen an 23. und 24. Stelle. Die Frage wird sein, wie er seine erste 21-tägige Rundfahrt verkraftet.

Rätselhafte Spanier

Movistar gibt wie so oft Rätsel auf, personell wie taktisch. Marc Soler liegt an 12. Stelle, 1:21 Minuten hinter Egan Bernal. Der Spanier ist meist auf sich allein gestellt, seine starken Kollegen bereiten sich auf die Tour de France vor. Und er hat die Tour de Romandie (Platz 4) in den Knochen.

Hilfreiche Österreicher

Felix Großschartner (55./Bora-hansgrohe) und Matthias Brändle (138./Israel) sind als Helfer vorgesehen. Brändle wurde beim ersten Zeitfahren Neunter. Sollten sich Fluchtchancen ergeben, werden beide zur Stelle sein (dürfen).

Das Kopf-an-Kopf-Rennen der Luxus-Mannschaften beim Giro d'Italia

Der Mann in Rosa: Egan Bernal aus Kolumbien, 2019 bereits Sieger der Tour de France

Gesamtwertung nach zehn Etappen: 1. Bernal (COL) Ineos 38:30:45, 2. Evenepoel (BEL) Deceuninck-Quick Step +14, 3. Wlasow (RUS) Astana +22, 4. Ciccone (ITA) Trek-Segafredo +37, 5. Valter (HUN) Groupama-FDJ +44, 6. Carthy (GBR) EF-Nippo +45, 7. Caruso (ITA) Bahrain +46, 8. D. Martin (IRE) Israel +52, 9. S. Yates (GBR) BikeExchange +56, 10. Formolo (ITA) Emirates +1:02, 55. Großschartner (AUT) Bora-hansgrohe +35:19, 138. Brändle (AUT) Israel +1:32:13. 

Dienstag: Perugia–Montalcino, 162 km.

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