Cristiano Ronaldo in der Wüste: Ein Sportparadies, auf Sand gebaut

Cristiano Ronaldo in der Wüste: Ein Sportparadies, auf Sand gebaut
Mit dem Superstar holte sich Saudi-Arabien den berühmtesten Sportler ins Land. Es war der nächste Schritt, um das Image aufzupolieren.

Katar hat das Drehbuch geschrieben, wie man als WM-Veranstalter für positive Stimmung auf der Welt sorgen kann. Und in Riad hat man sich Notizen gemacht.

Die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo ist nur der jüngste Coup von Saudi-Arabien, um sich als Sport-Nation zu präsentieren. Auch Lionel Messi, der in Katar noch den WM-Pokal gestemmt hat, steht auf der Gehaltsliste der Saudis. Er soll als Tourismusbotschafter 25 Millionen Euro kassieren. Vielleicht auch als Botschafter für eine Fußball-Weltmeisterschaft 2030?

Mit Sportswashing soll auch die Vision 2030 von Kronprinz Mohammed bin Salman transportiert werden – auch nach innen, als Zeichen für die junge Bevölkerung von Saudi-Arabien. Nach außen hin hat sich der vermeintliche Modernisierer nicht mit Ruhm bekleckert: Die Saudis führen Krieg gegen die Rebellen des Jemen. Als PR-Supergau erwies sich der Mord samt Zerstückelung des Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018.

Letztlich war es puncto Sportswashing aber nur ein leichter Rückschlag, immer leiser wird die Kritik.

Die Berichte, dass Saudi-Arabien 2022 an einem Tag 81 Todesurteile vollstreckte, hat auch kaum jemanden aufgeschreckt, schon gar nicht Gianni Infantino. Just in jener Woche, als die 81 Menschen ihr Leben lassen mussten, besuchte der Präsident des Weltverbandes FIFA den Staat. Der Sportminister aus dem Königshaus dankte für den Besuch. Saudi-Arabien wurde schon mehrmals vom mächtigsten Fußballfunktionär der Welt besucht; die Spanier spielen mit ihren Nobelklubs aus Madrid und Barcelona den Supercup aus; die Chefin der deutschen Fußball-Liga brachte das Land als Austragungsort für den Supercup ins Gespräch – das kann schon gar nicht so schlimm sein, wie vor allem im Westen behauptet wird.

Es geht ums Geld

Das ist das Prinzip von Sportswashing auf das Saudi-Arabien seit 2016 setzt, also den Versuch, durch die Ausrichtung von Sportveranstaltungen oder den Betrieb von Sportvereinen im Ausland das Image aufzupolieren. Als das Land 2017 die Blitzschach-WM veranstaltete, regte sich noch Widerstand, vor allem bei den Sportlerinnen. Die Veranstalter verlangten zunächst von den besten Spielerinnen der Welt, dass sie sich verschleiert ans Brett setzen. Letztlich kam es zum Kompromiss, dass sie in der Halle, in der gespielt wurde, ihr Kopftuch ablegen durften.

2018 und 2019 ging die Supercoppa Italiana in Saudi-Arabien über die Bühne. Schon seit Jahren verkauft die brasilianische Seleção Freundschaftsspiele für viel Geld ins Ausland: 2018 und 2019 sicherte sich Saudi-Arabien das Prestigeduell Brasilien gegen Argentinien.

In den Fußball wird auch im Ausland investiert. Im Oktober 2021 stieg der saudische Staatsfond PIF mit 350 Millionen Euro beim Premier-League-Klub Newcastle United ein und sicherte sich dort eine 80-prozentige Beteiligung. Der Erfolg von Newcastle mit derzeit Platz drei ist die Überraschung der Premier-League-Saison.

Seit 2021 fährt die Königsklasse des Motorsports in Saudi-Arabien. Der staatliche Ölkonzern Aramco ist potenter Sponsor der Formel 1. Er ist darüber hinaus auch beim Team Aston Martin als Hauptsponsor eingestiegen.

Nach zehn Jahren in Südamerika ist die traditionsreiche Dakar-Wüstenrallye im Jahr 2020 auf die arabische Halbinsel umgezogen (siehe unten). Damit steht sie finanziell wieder auf stabilen Füßen, und Matthias Walkner und Kollegen fahren vor motorsportbegeisterten Zuschauern. Der Vertrag läuft noch bis 2025.

Im Golf geht die Taktik mit Millionengagen auf: Ursprünglich waren die Spieler geächtet, die das Saudi-Geld nahmen und auf der LIV-Tour spielten. In den USA war der Widerstand noch stärker, von der European Tour wurden die LIV-Spieler nicht ausgeschlossen. Ein ultimatives Kräftemessen wird es 2023 bei bei den Nominierungen der Ryder-Cup-Teams gehen.

Der Boxkampf zwischen Anthony Joshua und dem ukrainischen Weltmeister Oleksandr Usyk im August in der Abdullah Sports City Arena in Jeddah wurde von Mohammed bin Salman besucht, an seiner Seite war FIFA-Boss Gianni Infantino. Joshua kann mit dem Vorwurf des Sportswashing gegen Saudi-Arabien nicht viel anfangen: „Ich weiß nicht, was das ist. Ich mag Saudi-Arabien. Ich habe eine gute Zeit hier. Ich werde wirklich gut behandelt. All diese Anschuldigungen sind für mich nicht von Belang.“

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