Nächste "Corona-Bombe" bei WM: Darts-Star Chisnall positiv getestet

DATRS: WORLD-SERIES-FINALE: CHISNALL
Dave Chisnall ist bereits der vierte Spieler, bei dem das Coronavirus nachgewiesen wurde. Die WM droht zu einem Fiasko zu werden.

Die große Darts-Party in London droht zu einem Corona-Fiasko zu werden. Wie die Professional Darts Cooperation (PDC) am Mittwoch mitteilte wurde der Engländer Dave Chisnall vor dem Spiel gegen seinen Landsmann Luke Humphries positiv getestet und musste die WM vorzeitig beenden. Humphries rückte kampflos in das Achtelfinale vor.

Vor Chisnall hatte es bereits die drei Niederländer Michael van Gerwen, Vincent van der Voort und Raymond van Barneveld getroffen. Trotz der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante wird die Darts-WM bisher ohne Einschränkungen durchgezogen.

Van Gerwen hatte danach auch den Verband kritisiert. "Die PDC wird immer sagen, dass sie sich an die Regeln der Regierung gehalten hat, aber sie hätte mehr machen können. Die Kontrollen waren nicht stark genug. Es ist jetzt einfach eine große Corona-Bombe."

Kritik an der PDC

Die PDC steckt nun in einem selbst verschuldeten Dilemma. Mit relativ großzügigen Regeln und vielen Schnell- statt PCR-Tests ging der auf Show und Inszenierung ausgerichtete Verband die WM an. Nun gab es seit Weihnachten zwei Spielabsagen, was die Wertigkeit des größten Turniers beeinflusst. Weitere könnten folgen.

Die Kommunikation verläuft dabei einsilbig und stets nach dem gleichen Muster: Spieler A hat Corona, Spieler B kommt somit weiter. Kein Wort zu weitergehenden oder zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Stattdessen werden die übrigen Spiele extra laut gefeiert: Vieles ist "historisch" oder "episch" oder "fantastisch". Corona soll dagegen inmitten der schwachen Krisenkommunikation ein Randaspekt bleiben. Dabei wird es immer skurriler.

Im langjährigen Primus van Gerwen hat die für viele Außenstehende unbefriedigende Situation nun ein Gesicht bekommen. Denn tatsächlich gibt es schon seit Beginn der Titelkämpfe harsche Kritik an der Gesamtlage im Alexandra Palace, der trotz hoher Corona-Zahlen und der Verbreitung der neuen Variante Omikron voll ausgelastet werden darf. Während auch in Österreich die Geisterspiele zurück sind, gibt es auf der Insel volles Haus - unter 3G-Zulassung (Geimpfte, Genesene und negativ Getestete), die einem Bericht der "Bild-Zeitung" zufolge nicht einmal besonders streng kontrolliert wird.

Der Kontrast ist krass. Während im kurzen Zeitfenster zwischen Weihnachten und Silvester ein Spieler nach dem anderen wegen positiver Corona-Tests ausfällt, geht es auf den Rängen einfach genauso weiter. Die Verantwortlichen gelten nicht unbedingt als Befürworter strenger Corona-Maßnahmen.

Mit dem Virus leben

PDC-Boss Barry Hearn schrieb am 18. Dezember mit Bezug auf Omikron via Twitter: "Und denken wir ernsthaft darüber nach, die Wirtschaft zu schließen und Millionen Menschen endlose Not zu bereiten?" Der 73-Jährige stellt fest, dass es Zeit sei, "mit dem Virus zu leben". Derweil hatte Londons Bürgermeister Sadiq Khan schon vor knapp zwei Wochen den Katastrophenfall ausgerufen und dazu begründet: "Der Anstieg der Omikron-Fälle in unserer Hauptstadt ist sehr besorgniserregend."

Die PDC dürfte versuchen, das Event bis 3. Januar mit aller Gewalt durchzudrücken und weitere Ausfälle einfach zu ertragen. Der Schotte Peter Wright sagte: "Wir sollen uns fernhalten von anderen Leuten und drin bleiben. Wenn ich eine Essenslieferung bekomme, wasche ich meine Hände und mache alles mögliche, um das Virus nicht zu bekommen. Du willst nicht aus der WM fliegen deswegen. Niemand will das."

Kontakte, Händeschütteln und Umarmungen unter den Spielern sollen - zumindest an der Scheibe - vermieden werden. Auf die Bühne kam der extravagante Wright am Dienstagabend vor seinem 4:2-Sieg gegen Damon Heta nicht nur mit einem bunten Weihnachtsoutfit mit aufgedruckten Kerzen und Kugeln, sondern auch mit einem Mund-Nasen-Schutz. Das Lied "Don't stop the party" von Pitbull ertönte, die weitgehend unmaskierten Fans hüpften und sangen. Es war ein passendes Sinnbild.

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