Die Eishockey-Meisterschaft hat nach 25 Runden keine großen Überraschungen hervorgebracht: Salzburg ist der erwartete Titelfavorit, Meister KAC der erste Verfolger und mit 262 Minuten neuer Rekordhalter ohne Gegentor. Die Capitals haben nach dem Abgang der 86-fachen Saisontorschützen Chris DeSousa und Peter Schneider Probleme beim Toreschießen. Das beste Beispiel: die 0:3-Niederlage gegen Graz. Am Sonntag gastieren die Wiener in Bozen. Zuvor spricht der 23-jährige Ali Wukovits über seine verlorene Zeit, seine Ernährung und seine Erfahrung mit Rassismus.
KURIER: Vor kurzem gab es in Graz einen rassistischen Vorfall beim Gastspiel von Dornbirn mit Jordan Subban. Auch in der NHL wird heftig diskutiert. Wie sind Ihre Erfahrungen in Österreich?
Ali Wukovits: Das hat im Sport, nein nirgendwo, etwas verloren. Es ist egal, wo du hingehst, du wirst immer Leute finden, die mit gewissen Werten nicht aufgewachsen sind. Es gibt in allen Farben Rassisten und ignorante Menschen.
Waren Sie selbst betroffen?
Es gab nichts, das angesprochen werden sollte. Der Vorfall mit Subban hat mich extrem erschüttert. Ich habe oft in Graz gespielt und es war nie etwas. Ich weiß nicht, warum das ihm passiert und mir nicht. Ob das daran liegt, dass ich nicht so dunkel oder Österreicher bin? Ich weiß es nicht. Es ist unglaublich traurig für Österreich, dass es ausgerechnet so etwas ist, das man aus der Liga international hört.
Sie sind auffallend oft in Streiterein verwickelt.
Mir ist aber niemand in die Quere gekommen, der so einen schlechten Charakter hat. Ich bin nie wegen meiner Hautfarbe beleidigt worden.
Warum haben Sie öfter solche Gefechte?
Ich bin hungriger geworden. Wenn es nötig ist, dass ich dem Gegner unter die Haut gehen muss, damit er eine Strafe bekommt, dann mache ich das gerne. Ich will aggressiver zum Tor gehen und da stellen sich eben mehr Leute in den Weg.
Wenn man mehr Zeit in der Offensive ist als der Gegner und trotzdem verliert, deutet es darauf hin, dass man nicht gut genug zum Tor kommt oder die Chancenauswertung schlecht ist. Wir müssen uns an der Nase nehmen und nicht immer den letzten Pass suchen. Wir müssen jetzt mit dem Vorschlaghammer durch die Wand, wenn es mit der Pinzette nicht geht.
Sie persönlich wirken auf dem Eis sehr aktiv, auch wenn sich das an Toren noch nicht ausgewirkt hat.
Die zwei Gehirnerschütterungen haben mich in meiner Karriere sehr weit zurückgeworfen. Ich merke erst jetzt, dass es mir viel besser geht. Das Selbstvertrauen ist wieder höher, weil ich seit eineinhalb Jahren spielen kann.
Zur Person
Ali Wukovits wurde am 9. Mai 1996 geboren und erlernte beim EAC Pinguin das Eishockeyspielen. 2014 wechselte er als größtes Wiener Talent zum schwedischen Top-Klub Färjestad, wo er fast ein Jahr wegen einer Gehirnerschütterung ausfiel. 2016 kehrte er nach Wien zurück und bekam seinen ersten Profivertrag.
Vegane Sportler
Im September kam auf Netflix die Dokumentation "The Game Changers" heraus. Dabei geht es um den Einfluss veganer Ernährung auf die Leistungsfähigkeit von Athleten. Vegane Sportler sind zum Beispiel Lewis Hamilton, Serge Gnabry, Novak Djokovic oder Serena Williams. Auch Rapid-Tormann Richard Strebinger ernährt sich vegan.
Sie haben vor einiger Zeit Ihre Ernährung auf vegan umgestellt. Warum?
Im Sommer 2017 nach dem Meistertitel bin ich umgestiegen. Ich habe nach meiner zweiten Gehirnerschütterung sechs Monate lang keine Fortschritte gemacht. Einer meiner besten Freunde war schon länger vegan. Ich war an einem Punkt, an dem ich alles ausprobieren wollte.
Ein veganer Strohhalm also?
Es war Juni und die neue Saison vor der Tür. Nichts hat etwas gebracht. Dann habe ich es probiert. Zwei Wochen nach der Umstellung ging es mir tatsächlich wieder gut. Vielleicht war es nur ein zeitlicher Zufall. Aber ich habe mich nicht nur im Kopf, sondern auch vom Körper her besser gefühlt. Ich war fitter, klarer und nicht so schnell müde. Es war verblüffend.
Eishockey-Spieler müssen sehr darauf achten, ihr Gewicht nicht zu verlieren. Wie ging es Ihnen damit?
Ich habe damit nie große Probleme. Ich war am Saison-Anfang bei 81 Kilo und am Ende bei 77. Ich habe mich nicht schwächer gefühlt.
Aber Sie bekamen in Ihrer zweiten veganen Saison Zweifel ...
In der Saison 2018/’19 habe ich gegen Ende der Saison wieder begonnen einmal pro Woche nicht vegan zu essen. Da habe ich mich wieder besser gefühlt. Über die Saison hinweg dürfte ich mich vegan nicht ausgewogen genug ernährt haben. Danach ging mir wieder besser.
Welche waren die Probleme?
Vegane Ernährung benötigt viel Disziplin und hohen Aufwand. Ich bin nicht der begabteste Koch. Du musst Proteinquellen richtig kombinieren, damit alles passt.
Wie sieht Ihre Essensroutine jetzt aus?
Seit diesem Sommer war ich nicht mehr rein vegan. Ich habe zwar großteils vegan gegessen, aber ich habe auch alles gegessen. Am Tag vor dem Spiel und an Spieltagen ernähre ich mich vegan. So habe ich genug Energie und fühle mich gleichzeitig leicht.
Würden Sie vegane Ernährung empfehlen?
Wenn man sich zwei, drei Wochen so ernährt, und merkt, welchen Unterschied das macht, dann wird das augenöffnend sein. 2018 hatte Peter Schneider eine Gehirnerschütterung. Ich habe es ihm empfohlen und drei Wochen später hat er bei der WM gespielt. Er ist immer noch vegan. Diese Ernährung ist eine super Sache. Man kann sehr gesund leben und es sollte für jeden eine Überlegung sein – vor allem, welchen ökologischen und ethischen Abdruck man hinterlässt. Vielleicht wird es bei mir wieder, wenn ich ein wenig reifer werde und es organisatorisch besser hinbekomme. Ich bin überzeugt, dass es die Zukunft ist.
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