Rapid: Europa ist vergangen, das System hat Zukunft

Trotz der Pleite in Genk darf man auf die Zukunft hoffen.
Die Europa League ist für Rapid vorbei, aber die Ansätze in Genk waren positiv.

Auf den ersten Blick hat sich nichts geändert: Im Herbst 2013 gab es zwischen Rapid und Genk zwei knappe Spiele, die Belgier wären im direkten Duell aufgrund der Auswärtstor-Regel aufgestiegen (2:2, 1:1) und haben sich in der Europa League schließlich durchgesetzt. Im Herbst 2016 gab es zwei knappe Spiele, die Belgier wären aufgrund der Auswärtstor-Regel aufgestiegen (3:2, 0:1) und haben sich in der Europa League schließlich durchgesetzt. Rapid scheidet erneut in der Gruppenphase aus.

Auch am Transfermarkt liegt Genk voran: Damals wurden Spieler teurer verkauft als bei Rapid, etwa Stürmer Benteke um neun Millionen Euro zu Aston Villa. Auch jetzt werden die Belgier höher eingeschätzt: Der 19-jährige Sechser Ndidi soll im Jänner um 20 Millionen zu Leicester wechseln. War der Erfolgslauf aus der Vorsaison mit dem Gruppensieg nur ein Ausrutscher nach oben? Dann müsste das ohnehin in die Ferne gerückte Ziel "Top 50 in der Klubrangliste bis 2019" endgültig begraben werden.

Sechs-Punkte-Spiel

Nach dem Aus im Europacup muss der totale Absturz in der Liga verhindert werden. Nur 50 Stunden nach der Rückkehr aus Belgien wartet morgen, um 16.30 Uhr, das Duell mit Tabellenführer Sturm.

"Drei Niederlagen in Serie schmerzen. Gegen Sturm wird es ein echtes Sechs-Punkte-Spiel", weiß Damir Canadi. Die unglückliche Schiedsrichterleistung (Abseits vor dem 0:1; Schaubs Ausgleich war regulär) sieht er philosophisch: "Vielleicht waren wir in der Vergangenheit nicht fleißig genug, um bei engen Entscheidungen zu profitieren."

Der neue Trainer ist nach seiner zweiten Niederlage aber viel optimistischer als nach dem 1:2 in Salzburg: "Dass es dauert, das neue System zu verinnerlichen, war klar. Aber dann haben die Mechanismen gegriffen und die Mannschaft hat es hervorragend gemacht."

Hoffnung Dreierkette

Das neue, aus Altach importierte 3-5-2 gilt als Hoffnungsträger. Die Dreierkette, nach nur "eineinhalb Trainingseinheiten" ausgepackt, soll Sicherheit geben. "Wenn wir das öfter spielen, werden wir davon profitieren", vermutet Mario Sonnleitner. Der von Canadi gelobte Kapitän ist gegen seinen Ex-Klub gesperrt. Als es in Schwechat zum Treffen mit dem aus Istanbul heimgeflogenen Schiedsrichter Harkam kam, gab es eine Entschuldigung für die Rote: Nur der "vierte Mann" hatte in Salzburg einen Faustschlag gesehen.

Canadi muss trotzdem umstellen, vielleicht ausführlicher als geplant. Weil der in Genk überraschend aufgebotene Dibon abwarten muss, ob der Körper nach dem Comeback gleich noch einen Einsatz verträgt. Als "Balanceakt" bezeichnet Canadi seine ersten Wochen bei Rapid: Einerseits werden dringend positive Resultate benötigt, andererseits baut er das System um. Nebenbei sollen noch möglichst viele, zuletzt frustrierte Spieler eine neue Chance bekommen.

Die Kulisse gegen Sturm passt jedenfalls nicht zur Hütteldorfer Krise: Fast 26.000 Tickets sind weg, es gibt nur noch Restkarten.

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