Meistermacher Daxbacher muss gehen

Abschied: Daxbacher muss beim SKN erneut nach dem Aufstieg gehen.
Erster Trainerwechsel: Aufsteiger St. Pölten beurlaubt den Coach, Sportchef Schinkels darf bleiben.

Das erste Engagement von Karl Daxbacher beim damaligen Amateurklub SKN endete nach zwei Jahren und zwei Titeln. Der Trainer musste 2002 trotzdem gehen.

2015 kehrte der Statzendorfer zurück und führte St. Pölten ebenso überraschend wie souverän vor Liga-Krösus LASK in die Bundesliga. Der Triumph vor den Linzern war für die Austria-Legende eine besondere Genugtuung. Denn Daxbacher war beim LASK trotz eines Punkteschnitts von 2,20 Zählern pro Partie der Aufstieg nicht mehr zugetraut worden.

Der folgende Punkterekord mit dem SKN in der Ersten Liga ist nur fünf Monate später keine Absicherung mehr: Der 63-Jährige muss wieder gehen. Platz neun in der Tabelle, das 1:5 gegen Salzburg und zehn Liga-Spiele ohne Sieg waren für den Aufsteiger zu wenig. Am Tag vor dem Cup-Heimspiel gegen Leader Sturm Graz (16.30 Uhr, live ORFeins) wurde Daxbacher beurlaubt.

"Die Vereinsverantwortlichen sind nach reiflichen Überlegungen zur Erkenntnis gekommen, dass man Daxbacher weder den Turnaround zutraut, noch, die gesteckten Ziele zu erreichen." Als "Hauptgrund" werden atmosphärische Störungen angegeben: "Die sportlichen Wege von Mannschaft und Trainer gehen nicht mehr in dieselbe Richtung."

Kein böses Wort

Daxbacher ist tief getroffen, bleibt aber – wie immer – beherrscht: "Die Entscheidung ist zu akzeptieren, kommentieren will ich meinen Rauswurf aber lieber nicht."

Intern hatte der Routinier mehrfach angezweifelt, dass der Kader stark genug für den Klassenerhalt ist. St. Pölten dürfte der erste Bundesliga-Aufsteiger sein, der in der zweiten Spielklasse eine stärkere Mannschaft stellen konnte. Flügelflitzer Dieng konnte nie ersetzt werden, von den zehn (!) Neuzugängen hat bisher noch kein einziger restlos überzeugt. Sportdirektor Frenk Schinkels bleibt trotzdem im Amt.

Am Mittwoch wird er mit Jochen Fallmann und Thomas Nentwich vor dem Cup-Spiel die Zukunftspläne des SKN erklären. Die Interimstrainer hatten im Frühjahr 2015 als Duo den Abstieg aus der Ersten Liga verhindert.

Stimmungskiller

Zuletzt versuchte Daxbacher, im Abstiegskampf den spielerischen Stil aus dem Aufstiegsjahr durch ein 4-4-2 mit langen Bällen zu ersetzen. "Das ist pragmatischer Zweckfußball", erklärte er, selbst nicht ganz überzeugt. Gescheitert ist Daxbacher aber auch am Vertragsstreit des Vereins mit Ex-Kapitän Wisio und Edelreservist Beichler. Die Gespräche über eine Vertragsauflösung scheiterten, die beiden klagten die Beteiligung am Profi-Training ein. Kapitän Thürauer erklärte, wie das die Stimmung trübte: "Wir fühlen uns wie Scheidungskinder zwischen den Fronten."

Daxbacher gewann von insgesamt 55 Spielen 33. Den Punkteschnitt von 1,91 Zählern pro Partie übertrumpft in der SKN-Geschichte nur einer: Karl Daxbacher, bei seinem ersten Engagement.

Kommentare