Der unbekannte Achte: Canadi setzt auf Team-Entwickler
Wie viele Trainer sind das jetzt? Sieben oder acht? Selbst die Verantwortlichen bei Rapid stellten für die Fotografen zwei Varianten zusammen. Der Mann, der zwar eine Rapid-Trainer-Jacke trug, aber nicht auf allen Gruppenbildern zu sehen ist, heißt Michael Prokop.
Ohne viel zu reden, hat er sich die ersten 100 Minuten von Damir Canadi auf dem Rasen genau angesehen. Sein Job? "Externer Kommunikationstrainer", sagt der Chefcoach. Oberflächlich betrachtet könnte der Psychologe auch als Mentalcoach beschrieben werden.
Für Canadi ist Prokop aber noch mehr: ein langjähriger Vertrauter und seit 2007 ständiger Berater, der in Altach als Team-Entwickler große Erfolge gefeiert hat. "Team-Entwickler"? Diese Bezeichnung war in der österreichischen Bundesliga noch selten zu hören. Zuletzt bei Peter Stöger, der nach dem Meistertitel mit der Austria seinem Team-Entwickler Werner Zöchling großen Anteil am Erfolg zurechnete.
Vertrag mit Spielern
Kennengelernt hatten Canadi und Prokop einander bei einem Spiel ihrer Söhne im Austria-Nachwuchs. Marcel Canadi stürmt jetzt für Gladbach, Dominik Prokop (19) gilt als größtes Talent bei den Austria-Profis.
Viel Kommunikation
Ganz anders als Beobachter Prokop legte der Chefcoach seine erste Einheit sehr kommunikativ an. "Hört’s auf mit dem Gurken-Spielen. Das ist zu riskant", schimpfte er bei der "Hösche" zum Aufwärmen. Bei einer Spielform auf zwei Tore gab es für die Offensive klare Aufträge: "Sucht die Tiefe. Bietet Lösungen an." Zwischendurch gab es mehrere kurze Ansprachen. Auch auf die 150 Zuschauer am Montagmorgen ging der 46-Jährige im Prater ein: "Vor so vielen Fans habe ich noch nie ein Training geleitet. Grüß euch!"
Nur Susanne Canadi muss zurückstecken: "Meine Frau hat schon gefragt, wann ich mich wieder öfter melden werde." Neben Canadi spricht vor allem der aus Altach mitgenommene Co Martin Bernhard zu den Feldspielern. Ex-Goalie Helge Payer leitete derweil sein erstes Training mit den Torhütern.
Dass neben Hedl und Jancker auch der bei den Spielern beliebte Thomas Hickersberger gehen musste, wird mit dem Neustart begründet: "Das ist weder inhaltlich noch menschlich eine Kritik. Ich will, dass sich die Spieler komplett neu orientieren müssen und neue Reize bekommen."
Schobesberger zurück
Zu sehen gab es neben den acht Trainern nur 16 Spieler. Weil neben den Teamspielern und Langzeitverletzten auch drei Angeschlagene fehlten: Murg, Dibon und Pavelic. Sein Comeback gab Schobesberger, aber noch ohne Zweikämpfe oder Schüsse. Canadis erster Eindruck: "Sowohl die Spieler als auch ich waren anfangs angespannt. Aber sie haben es gut gemacht, und ich freue mich riesig auf die großen Aufgaben."
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