Mike Tysons ewiger Kampf

Gestern noch geläutert, heute an der Schwelle zum Tod. Ex-Boxer Mike Tyson sorgt stets für Schlagzeilen.

Mike Tyson und die Schlagzeilen – ein unvollständiger Auszug aus dem Jahr 2013:

Februar: Mike Tyson verklagt Finanzdienstleister.

April: Mike Tysons Ex verspeiste seine Haustiere.

19. August: Mike Tyson steht für algerischen Action-Film vor der Kamera.

20. August: Schattenboxen mit Chinas Polizei.

25. August: Tyson überwältigt nach Promoter-Debüt: „Ein Traum wird wahr.“

26. August, nur einen Tag später: „Ich stehe an der Schwelle zum Tod.“

Es mögen die Auswüchse einer ausgeklügelten PR-Kampagne sein oder die Symptome einer schwerwiegenden Depression, eines ist jedoch unumstritten: Mike Tyson, 47, produziert Schlagzeilen wie einst Knockouts – am Fließband.

44-mal in 58 Profikämpfen schickte er seine Gegner frühzeitig auf die Bretter, 1986 stieg der Amerikaner zum jüngsten Weltmeister im Schwergewicht auf (siehe Kurzbiografie unten links). „Im Ring war ich ein Zerstörer. Ein Tier. Ich war darauf dressiert, alles auszuschalten, was sich bewegt. “, sagte er vor eineinhalb Jahren im Interview mit dem Spiegel.

Im selben Gespräch zeigte er sich geläutert und voller Reue. Als Veganer, Muslim, trockener Alkoholiker und Ex-Junkie. Als einer, der die Dämonen seiner Vergangenheit endlich hinter sich gelassen hat. Als einer, der Seelenfrieden und Ruhe sucht und stets das Rampenlicht findet.

Und nun, keine zwanzig Monate später, die neuerliche Wende. Immer noch abhängig sei er, jeden habe er belogen, Todesängste plagen ihn.

Hollywood & Häfn

Es ist dieses Spannungsfeld, in dem das Leben von Michael Gerard Tyson hin und her schwappt und das seine Karriere zur schillerndsten im Boxsport gemacht hat nach jener von Muhammad Ali.

Ein Leben zwischen den Filmstudios von Hollywood und der Haftanstalt von Montgomery County. Ein Leben zwischen Ohr-Abbeißen im Ring und der Taubenzucht in seiner Villa in Las Vegas.

Ein Leben, das ihn trotz Einnahmen in der Höhe von 400 Millionen Dollar in den Ruin trieb. 2003 hatte Tyson 27 Millionen Dollar Schulden angehäuft. Nur dank eines Abkommens mit der Steuerbehörde durfte er in seiner Villa bleiben.

Ein Leben, das in Bromsville, Brooklyn, begann, einer harten, rauen Ecke von New York City. Die Mutter war Prostituierte, der Vater Zuhälter. „Was sollte ich anderes werden als einer geiler Bock?“, fragt Tyson.

So kämpfte der vom Boulevard einst als „bösester Mann des Planeten“ bezeichnete Tyson nicht nur um WM-Titel, sondern auch um Verständnis. „Ich bin nicht Mutter Teresa, aber Charles Manson bin ich auch nicht.“

Ein starker Satz. Und nur einer von vielen, der auch in seinem Theaterstück „Die uneingeschränkte Wahrheit“ fiel. Die kontrovers diskutierte und vielbeachtete Ein-Mann-Show war im Sommer 2012 am Broadway zu sehen. Das Drehbuch dazu schrieb Tysons aktuelle Frau, die Inszenierung übernahm Spike Lee. Der Kultregisseur und Sportfan („Malcolm X“) arbeitet derzeit an einer Fernsehfassung, die Ende dieses Jahres ausgestrahlt werden soll. Die Hauptrolle übernimmt Mike Tyson höchstpersönlich. Wer auch sonst? „Sein Leben war immer schon eine Ein-Mann-Show“, urteilte das Magazin New Yorker in dessen Kritik.

Nicht anders sieht es Ex-Champion Mike Tyson: „Ich hätte der Größte werden können, aber ich habe es versaut.“

Kommentare