Beachvolleyball: Vom Center Court auf den Traktor

Stefanie Schwaiger (Mitte) will in Wien aufzeigen.
Ex-Europameisterin Stefanie Schwaiger über die WM, ihre Schwester und ihre Leidenschaft.

Mit ihrer Schwester Doris nahm Stefanie Schwaiger von 2002 bis 2014 an 156 Beachvolleyball-Turnieren teil. Zwei Siege auf der Europa-Tour in Baden und der EM-Titel 2013 in Klagenfurt waren neben den fünften Plätzen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und 2012 in London die größten Erfolge. Seit Saisonbeginn ist die 30-jährige Stefanie Schwaiger mit der 23-jährigen Katharina Schützenhöfer unterwegs und Österreichs größte Hoffnung auf ein gutes Resultat im Damen-Bewerb der Beachvolleyball-WM ab Freitag auf der Wiener Donauinsel.

Vom Fan zum Profi

"Ich freue mich, dass ich dort spielen darf, und dass so ein Weltklasse-Turnier in Österreich überhaupt stattfindet", sagt Schwaiger. Die letzte WM in Österreich war 2001 in Klagenfurt. "Ich war damals noch Zuschauerin und habe ab 2002 dann auf der World Tour gespielt."

Dass das erste große Turnier in Wien ein Erfolg wird, daran zweifelt Schwaiger nicht. "Wenn man den Hannes Jagerhofer (den Veranstalter, Anm.) kennt, dann weiß man, dass er – egal wo – die besten Turniere organisiert. Es war schon in Fort Lauderdale extrem schön."

Mit Katharina Schützenhöfer kehrt sie sportlich zu ihren Wurzeln zurück. Denn mit der Steirerin kann sie wie früher mit ihrer Schwester am Block spielen. "Auf dieser Position fühle ich mich viel sicherer. Aber ich kann jetzt beides. Wenn es notwendig ist, dann wechseln wir im Spiel." Die Umstellung auf eine neue Partnerin fiel Schwaiger schwer: "Im Winter hatten wir irrsinnig viel Arbeit, damit wir die Kommunikation auf dem Platz lernen. Das war sehr anstrengend. Aber das ist immer so mit einem neuen Partner."

Auch mit ihrer neuen Rolle als Führungskraft musste sie sich erst anfreunden: "Ich habe mit Doris nie die Leader-Rolle gehabt. Ich bin immer nur hinterhergegangen. Es war ein extrem schwieriger Lernprozess, dass ich meine Wünsche ausspreche."

Mit der neuen Stefanie kamen nicht alle zurecht. "Auch für die Leute in meiner Umgebung, die mich anders gekannt haben, war es ungewohnt. Ich bin eine direkte Person, mit der Ehrlichkeit haben manche Menschen ein Problem. Ich habe sehr viel für mein Leben gelernt."

Schwester Doris gibt natürlich noch ab und zu sportliche Tipps. "Sie schaut sich sehr viele Spiele an und sagt dann, das hast du schon einmal besser gemacht‘."

Neue Schwester

In der Zeit nach dem Karriere-Ende von Doris kam es zu einem Aha-Erlebnis, sagt Stefanie. "Nachdem sie 2014 aufgehört hat, haben sich unsere Wege komplett getrennt, weil sie in Wiener Neustadt studiert hat. Aber ich weiß jetzt endlich, was eine Schwester ist. Davor hatten wir immer ein Arbeitsverhältnis. Das war harte Arbeit, auch wenn es Spaß gemacht hat." Doris hat vor wenigen Wochen den Bachelor in Sport und Training an der FH in Wiener Neustadt gemacht und studiert auch Jus.

An die Zeit danach denkt auch Stefanie. Die Pferde-Freundin hat die Ausbildung für Horse assisted coaching gemacht. "Dabei arbeitet man mit Gruppen aus Firmen, die Probleme wie zum Beispiel Mobbing haben. Ein Pferd kann man nicht belügen. Es kann dann sein, dass das Pferd keinen Schritt weitergeht, weil jemand nicht der Leader ist. Auch wenn er der Chef der Firma ist. Manager, die etwas vorspielen, durchschaut ein Pferd sehr schnell."

Hobby-Bäuerin

Mit einem Teil ihres Ersparten hat sie für ihre drei Pferde in ihrer Heimat bei Großglobnitz acht Hektar Ackerland und Wiesen gekauft. "Es war mein Traum, dass ich das Futter für meine drei Pferde selber produzieren kann. So wie ich auf meine Ernährung schaue, ist mir auch wichtig, dass ich weiß, was meine Pferde fressen." Jetzt produziert sie so viel Heu, dass sie es verkauft und auch selber ausliefert. Vom Center Court auf den Traktor also.

Die Landwirtschaft wird freilich Hobby bleiben: Im Herbst beginnt sie die von der Sporthilfe ermöglichte MBA-Business-Ausbildung an der FH. "Auch eine Ausbildung im Bereich Physiotherapie und Osteopathie möchte ich machen. Ich würde gerne Menschen helfen, damit es ihnen besser geht."

Vorerst kann sie den Gemütszustand der Menschen nur mit ihren Leistungen im Stadion verbessern.

Ab Freitag in Wien.

Kommentare