Skateboard-Profi Alisa Fessl und der Balanceakt für Olympia

Skateboard-Profi Alisa Fessl und der Balanceakt für Olympia
Die Kärntnerin könnte Österreich in Paris vertreten. Mit 23 Jahren ist sie in der jungen olympischen Sportart fast schon ein „alter Hase“. Die Szene ist wegen der Sommerspiele gespalten.

Auf Reisen ist Alisa Fessl oft. Immer mit dem Skateboard, versteht sich. Die Reise nach Dubai im Jänner hat sich für die Kärntnerin definitiv gelohnt. Bei dem Qualifikationsbewerb für die Olympischen Spiele hat sie sich einen Platz in den letzten beiden Runden gesichert, die vom 14. bis 19. Mai in Schanghai und vom 18. bis 19. Juni in Budapest stattfinden werden.

Die 22 Besten schaffen es nach Paris. Denn seit 2021 ist auch ihr Sport, das Skateboarden, olympisch. „Olympia war immer schon ein Ziel von mir“, sagt Fessl im KURIER-Gespräch. Bedeuten würde es ihr „sehr viel“.

Alisa Fessl ist 23 Jahre jung. Zum Skaten ist die Kärntnerin über ihren Snowboard-Verein gekommen. „Die anderen haben mich mal mitgenommen und nach kurzer Zeit hat es mir schon besser gefallen als das Snowboarden.“ 

Fessl blieb auf dem kleineren Brett mit den vier Rollen, mit 15 Jahren fuhr sie ihren ersten internationalen Bewerb. Mittlerweile ist sie in der Szene angekommen, zählt 12.000 Follower auf Instagram und hat die Chance in ihrer Disziplin „Park“ (siehe Infobox unten) in die Weltspitze zu gelangen.

Die erste Österreicherin bei einem olympischen Skateboard-Bewerb war Julia Brückler in Tokio 2021 in der Disziplin „Street“. Die Niederösterreicherin, die 2018 Europameisterin geworden war, erreichte in der starken Konkurrenz den 18. Rang.

Dass es die Frauen sind, die Österreichs Skateboard-Flagge hochhalten, spiegelt nicht den Frauenanteil in heimischen Skateparks wider. Wenn sich Alisa Fessl an ihre Anfänge zurückbesinnt, fallen ihr nur wenige skatende Mädchen ein. Es werde aber besser, sagt sie. „Es kommt darauf an, wo man ist. Aber in Österreich könnten wir auf jeden Fall noch daran arbeiten.“ In Amerika sei das schon ganz anders. Da seien in manchen Parks bereits mehr Frauen als Männer zu sehen.

Vielerorts sind die deutlich jünger als Fessl: 12- bis 14-Jährige finden sich in den Ranglisten ganz vorne. Mit dem Ziel Olympia haben viele angefangen, in Ländern wie den USA oder Japan hätten sich die Strukturen schnell professionalisiert. „Sie sind schnell gut geworden, weil sie perfekte Skateparks hatten und von Anfang an mit Coach trainiert haben.“

Kontroverse: Ist Skateboarden Sport oder Lifestyle?

Bleibt aber eine Frage: Kann man einen Sport, der lange als ungezwungener Lifestyle galt, überhaupt in einen maximal durchgetakteten Wettbewerb wie Olympische Spiele pressen? Die Aufnahme ins olympische Programm hat in der Szene jedenfalls für Kontroversen gesorgt. „Für mich hat Skateboarden nichts mit 'höher, weiter, schneller` zu tun“, sagte etwa die 50-jährige Skateboard-Legenede John Cardiel. „Da geht es um Individualität und Originalität. Dass es eine olympische Sportart ist, widerspricht dem Skateboarden an sich.“

Fessl verkörpert eine andere Generation. Für sie „kann es beides geben. Die, die in den Skatepark gehen, Spaß haben wollen und nichts Professionelles damit machen wollen, können das ja immer noch – trotz Olympia“. Für sie ergeben sich durch die größere Aufmerksamkeit mit der Olympia-Bühne mehr Chancen, von dem Sport zu leben: „Es werden mehr Skateparks gebaut, es gibt einfach mehr Möglichkeiten. Als olympische Sportart wird Skateboarden mehr ernst genommen.“

KURIER TV-STudiogespräch mit Alisa Fessl

Das Leben als Athletin finanziert sich Fessl als Polizeisportlerin. Zusätzlich erhält sie Unterstützung vom Rollsportverband, der Reisekosten übernimmt. Hinzu kommen Sponsoren. „Momentan kann ich gut davon leben.“ Essenziell sei es dabei aber, „gesehen zu werden“, sagt Fessl. Deshalb ist sie regelmäßig auf Social Media aktiv.

Eine „Herzensangelegenheit“ ist skaten für Alisa Fessl auf jeden Fall immer noch. Auch wenn sie sechs Tage die Woche in zwei Trainingseinheiten an Tricks feilt, teils auch mit Coach, und sich zusätzlich dreimal mit Krafttrainings dafür stärkt. „Ich habe immer wieder Sessions, bei denen ich einfach nur mit Freunden skate und Spaß habe. Das war ja auch der Grund, warum ich damit überhaupt angefangen habe.“

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