Die erste Österreicherin bei einem olympischen Skateboard-Bewerb war Julia Brückler in Tokio 2021 in der Disziplin „Street“. Die Niederösterreicherin, die 2018 Europameisterin geworden war, erreichte in der starken Konkurrenz den 18. Rang.
Dass es die Frauen sind, die Österreichs Skateboard-Flagge hochhalten, spiegelt nicht den Frauenanteil in heimischen Skateparks wider. Wenn sich Alisa Fessl an ihre Anfänge zurückbesinnt, fallen ihr nur wenige skatende Mädchen ein. Es werde aber besser, sagt sie. „Es kommt darauf an, wo man ist. Aber in Österreich könnten wir auf jeden Fall noch daran arbeiten.“ In Amerika sei das schon ganz anders. Da seien in manchen Parks bereits mehr Frauen als Männer zu sehen.
Vielerorts sind die deutlich jünger als Fessl: 12- bis 14-Jährige finden sich in den Ranglisten ganz vorne. Mit dem Ziel Olympia haben viele angefangen, in Ländern wie den USA oder Japan hätten sich die Strukturen schnell professionalisiert. „Sie sind schnell gut geworden, weil sie perfekte Skateparks hatten und von Anfang an mit Coach trainiert haben.“
Kontroverse: Ist Skateboarden Sport oder Lifestyle?
Bleibt aber eine Frage: Kann man einen Sport, der lange als ungezwungener Lifestyle galt, überhaupt in einen maximal durchgetakteten Wettbewerb wie Olympische Spiele pressen? Die Aufnahme ins olympische Programm hat in der Szene jedenfalls für Kontroversen gesorgt. „Für mich hat Skateboarden nichts mit 'höher, weiter, schneller` zu tun“, sagte etwa die 50-jährige Skateboard-Legenede John Cardiel. „Da geht es um Individualität und Originalität. Dass es eine olympische Sportart ist, widerspricht dem Skateboarden an sich.“
Fessl verkörpert eine andere Generation. Für sie „kann es beides geben. Die, die in den Skatepark gehen, Spaß haben wollen und nichts Professionelles damit machen wollen, können das ja immer noch – trotz Olympia“. Für sie ergeben sich durch die größere Aufmerksamkeit mit der Olympia-Bühne mehr Chancen, von dem Sport zu leben: „Es werden mehr Skateparks gebaut, es gibt einfach mehr Möglichkeiten. Als olympische Sportart wird Skateboarden mehr ernst genommen.“
Das Leben als Athletin finanziert sich Fessl als Polizeisportlerin. Zusätzlich erhält sie Unterstützung vom Rollsportverband, der Reisekosten übernimmt. Hinzu kommen Sponsoren. „Momentan kann ich gut davon leben.“ Essenziell sei es dabei aber, „gesehen zu werden“, sagt Fessl. Deshalb ist sie regelmäßig auf Social Media aktiv.
Eine „Herzensangelegenheit“ ist skaten für Alisa Fessl auf jeden Fall immer noch. Auch wenn sie sechs Tage die Woche in zwei Trainingseinheiten an Tricks feilt, teils auch mit Coach, und sich zusätzlich dreimal mit Krafttrainings dafür stärkt. „Ich habe immer wieder Sessions, bei denen ich einfach nur mit Freunden skate und Spaß habe. Das war ja auch der Grund, warum ich damit überhaupt angefangen habe.“
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