Seit diesem Sommer ist Jakob Pöltl auf der Höhe von David Alaba. Natürlich nicht von der Körpergröße her. Da trennen Österreichs Star in der NBA und jenen bei Real-Madrid schon immer 33 Zentimeter. Vielmehr liegt Pöltl in der Verdienst-Rangliste von Österreichs Sportlern ganz vorne. Der 27-jährige Wiener unterschrieb einen Vier-Jahres-Vertrag bei den Toronto Raptors, der ihm jährlich 20 Millionen Dollar einbringt (18,5 Millionen Euro). Doch das Geld bedeutet ihm recht wenig, wie er im Interview erklärt.
KURIER: Sie sind gerade in Los Angeles. Was machen Sie dort?
Jakob Pöltl: Ich bin hauptsächlich zum Trainieren hier. Es ist die letzte Trainingsphase bevor es zurück nach Toronto geht.
Wie sieht das Sommertraining eines NBA-Profis aus?
Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, ist man auf sich alleine gestellt. Für mich hat es immer so ausgesehen, dass ich den ersten Teil des Sommers in Österreich verbringe. Da geht es um Skills-Work, das Werfen, um Feinheiten. Das war gepaart mit Krafttraining. In der zweiten Phase hier in Nordamerika kommt Live-Basketball dazu, also drei gegen drei, fünf gegen fünf, um in Spielsituationen hineinzukommen. Dann geht es darum, die Ausdauer aufzubauen und mit Vollgas ins Teamtraining zu kommen.
Seit 2016 sind Sie in der NBA und mittlerweile einer der bekannteren Spieler. Wo werden Sie eher erkannt? In Toronto oder Wien?
In Toronto oder San Antonio bin ich ein Stück bekannter, weil Basketball mehr Reichweite hat. Ich habe aber das Gefühl, dass die Amerikaner offener sind, auf mich zuzugehen, nach einem Foto fragen und ‚Hallo‘ sagen. In Österreich fällt es mir auf, dass ich zwar erkannt werde, aber dass nichts gesagt wird.
Sie haben in der kommenden Saison ab Oktober Ihr 500. Spiel in der NBA. Kribbelt es noch vor dem Spiel oder ist vieles Routine?
Es ist jetzt sehr viel Routine. Aber es gibt natürlich Spiele, in denen mehr auf dem Spiel steht. Vielleicht gegen Ex-Teamkollegen oder gegen einen besonders guten Gegenspieler. Das macht schon einen Unterschied.
Play-off-Spiele, in denen es ums Weiterkommen oder Ausscheiden geht und die Saison vorbei sein kann – das wird nie Alltag werden. Auch das erste Saisonspiel ist etwas Besonderes, weil die Vorfreude da ist, dass es wieder losgeht.
Apropos Auftakt: Wissen Sie schon was Sie erwartet bei den Raptors bezüglich Mannschaft, Trainer und Ihrer Rolle im Team?
Ich kann mir ungefähr ein Bild machen, sowohl in Las Vegas im Juli als auch im August in L.A. habe ich Zeit mit den neuen Trainern verbracht, auch mit Mitspielern. Wie es genau aussehen wird, wird sich erst in der Vorbereitung und im Laufe der Saison erweisen. Wir haben ein, zwei wichtige Spieler verloren. Ich denke, meine Rolle wird ähnlich sein, wie am Ende der Saison.
Bei Ihrem Wechsel von San Antonio zu Toronto im Februar wurde spekuliert, dass Sie in der besseren Mannschaft weniger Punkte machen werden. In den nächsten Partien scorten Sie aber wesentlich mehr als davor ...
Meine Rolle in Toronto war insofern anders, weil es Spiele gibt, in denen ich sehr aktiv werden kann und andere, wo ich weniger aktiv sein soll. Bei den Raptors haben sich die Gegner eher auf uns eingestellt und versucht, unsere Stärken wegzunehmen. Es gab einige Spiele, in denen sich die Gegner auf Spieler bei uns konzentriert haben und wir haben dann mehr über mich gespielt. So habe ich in einigen Spielen viele Punkte gemacht.
Wie ist das Leben als 2,13 Meter großer Mensch? In welchen Situationen wären Sie gerne kleiner?
Hin und wieder ist es auch unangenehm. Die Welt ist nicht gemacht für 2,13-Meter-Menschen. In Autos, Flugzeugen – die meisten Sitzgelegenheiten sind zu klein gebaut.
Nicht leicht ist es wahrscheinlich auch bei der Kleidung?
Genau, Anzüge und Hemden müssen maßgeschneidert sein. Da gibt es wenig Auswahl. Aber mir ist Fashion nicht so wichtig, daher trifft es mich nicht so stark.
Zum Reisen haben NBA-Teams eigene Flieger, die an die Größen der Spieler angepasst sind. Wie kann man sich das vorstellen?
Die Sitze sind größer und breiter, es gibt mehr Abstand zwischen den Reihen. Dort ist auch für mich mehr als genug Platz.
Sie sind neun Jahre in Nordamerika. Sind Sie innerlich schon amerikanisch oder noch durch und durch Österreicher?
Ich bin mir sicher, dass ich mich in irgendeiner Art angepasst habe. Sprachlich merke ich auch, dass Englisch in meinem Deutsch durchkommt. Ich vermische es in beide Richtungen. Vielleicht wissen das Leute um mich herum eher. Das ist ein laufender Prozess, daher bekomme ich das gar nicht so mit.
Neben Jakob Pöltl gibt es weitere Österreicher in den traditionell großen Sportligen Nordamerikas. Seit einem Jahr ist Bernhard Raimann in der National Football League (NFL). Der 25-Jährige aus Steinbrunn wurde von den Indianapolis Colts im Draft gezogen und absolvierte in der vergangenen Saison 16 Spiele auf der Position des Offensive Tackles. Ob er der einzige Österreicher in der NFL bleiben wird, ist noch nicht sicher. Der 25-jährige Bernhard Seikovits will sich einen Kaderplatz bei Arizona erkämpfen und hat Chancen, zumindest über einen Platz im Trainingskader ins Team zu rutschen.
In der National Hockey League könnten bald bis zu drei Österreicher für Furore sorgen. Marco Rossi (21) hat gute Chancen, weil seine Minnesota Wild teure Spieler abgeben mussten. Bei Detroit wird sehr auf die Entwicklung von Marco Kasper (19) gesetzt. Dass es der von Montreal an Nummer fünf gedraftete David Reinbacher gleich ins NHL-Team schafft, ist eher unwahrscheinlich.
Ihr neuer Vertrag bringt Ihnen in vier Jahren 80 Millionen Dollar. Was machen Sie mit dem Geld?
Mir ist recht klar, dass ich nichts Konkretes damit machen werde. Ich werde meinen Lebensstil nicht besonders anpassen. Das Geld wird keinen großen Einfluss auf mein Leben haben. Ich denke, ich werde es so gut wie möglich investieren und schauen, dass auch nach der Karriere noch was da ist. Vielleicht fällt mir eines Tages ein, was ich damit machen werde.
Gönnen Sie sich Luxus, den Sie sich davor nicht leisten konnten?
Nicht wirklich. Ich habe mir vor einem Jahr ein Auto (Audi RS7, Anm.) gekauft. Die Urlaube werden vielleicht ein bisschen teurer. Aber auch da gebe ich nicht besonders viel Geld aus. In Wien habe ich mir eine Wohnung gekauft. Es gibt keine Luxus-Sachen, die ich brauche.
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