Monatlich 33 Missbrauchsfälle gemeldet

(Symbolbild)
Mehr als die Hälfte der Opfer in der "Wiener Heimstudie" ist vor 1970 geboren worden.

Wie der Kurier bereits berichtete, werden im Rahmen der "Wiener Heimstudie" die Langzeitfolgen von Misshandlungen in Jugendheimen untersucht. Nach wie vor gelangen pro Monat durchschnittlich 33 neue Meldungen über verjährte Missbrauchsfälle bei der Organisation "Weißer Ring" ein. Bei mehr als einem Drittel der gemeldeten Fälle handelt es sich um Opfer, die zwischen 1950 und 1959 geboren wurden. Knapp ein Viertel der Opfer wurde zwischen 1960 und 1969 geboren.

Laut Marianne Gammer, Geschäftsführerin des Weißen Rings, lassen sich die extrem hohen Zahlen in diesen Altergruppen auf verschiedene Faktoren zurückführen: Jugendheime in der Nachkriegszeit waren großteils stark isoliert von der Umwelt, das Personal hatte keine pädagoische Ausbildung und die generelle Haltung Kindern gegenüber war eine andere. Züchtigung und roher Umgang waren weit öfter die Regel als die Ausnahme.

Was sich geändert hat

Eine wirkliche Besserung fand erst im Laufe der 90er Jahre statt. "Heute wird einfach viel genauer geschaut," meint Gammer. Außerdem werden Opfern mittlerweile ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt. 2006 wurde etwa die Prozessbegleitung eingeführt, die Opfern sowohl gerichtlichen als auch psychologischen Beistand bietet. Auch die Gründung von Wohngemeinschaften hat sich positiv auf die Zahl sexueller Übergriffe ausgewirkt.

Die Zustände in Jugendheimen sind trotzdem in vielen Fällen prekär. Die Gründe dafür sind andere: Platz- und Personalmangel und fallweise auch Überforderung der Sozialarbeiter.

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