„Kinder sollen wissen, dass Kühe nicht lila sind“
Schweine tränken, Heu verfüttern, den Stall aufkehren, mit dem Traktor mitfahren und zusammen Mittagessen kochen – so schaut der Tagesablauf von Stefanie und Julia bei Tagesmutter Brigitte Ehribauer aus. Ehribauer ist eine von 20 Hilfswerk-Tagesmüttern in Niederösterreich, die gleichzeitig Landwirtin ist.
Seit elf Jahren betreut sie Kinder auf ihrem Bauernhof in Mank. „Damals war mein jüngster Sohn zwei Jahre alt, und es gab im ganzen Ort keine Kinder“, erzählt Ehribauer, „damit er Spielgefährten hat, habe ich als Tagesmutter angefangen.“ Kinder hat die Landwirtin schon immer gern gehabt, und sie sieht den Job – trotz ihrer Meinung nach nicht gerechter Entlohnung – als finanziellen Nebenverdienst.
Aufwachsen im Familienverband
Besonders wichtig ist der Tagesmutter, dass die nächsten Generationen den Ablauf einer Landwirtschaft kennenlernt. „Die Kinder sollen wissen, dass Tiere nicht nur zum Streicheln da sind, und Kühe nicht lila sind“, meint Ehribauer. Außerdem liegt der Landwirtin das Aufwachsen im Familienverband am Herzen: „Bei uns sind die Kinder richtige Familienmitglieder, und nicht nur Betreuungskinder.“ Die ersten Buben, die Ehribauer betreut hat, sind mittlerweile Teenager, und kommen noch immer ab und zu am Hof vorbei.
Laut aktuell beauftragter Studie vom Land NÖ ist die Betreuung am Bauernhof optimal. Denn die vier wichtigsten Qualitätsmerkmale der Kinderbetreuung seien für die Eltern die Bewegung im Freien, rechtzeitiges Öffnen in der Früh, das Mittagessen sowie Betreuungspersonen, die das Kind kennt. Insgesamt werden dieses Jahr 4000 Betreuungsplätze für rund 6000 Kinder an 61 Standorten in ganz Niederösterreich gefördert.
Flexible Kinderbetreuung
Landesrätin Barbara Schwarz sieht die Betreuungsplätze am Bauernhof als einen Schritt, der für alle Seiten von Vorteil ist: „Eltern finden so eine flexible Kinderbetreuung. Die Kinder lernen Abläufe und Tätigkeiten in einer familiären Atmosphäre und oft auch die Nähe zu Tieren kennen, haben viel Freiraum im Grünen und erfahren den unmittelbaren Kontakt zur Natur.“
Und das gefällt den Kids. Am Liebsten sind Julia und Stefanie im Schweinestall, und packen richtig mit an. Die Aufgaben sind aufgeteilt: Während die eine die Tiere mit Wasser versorgt, holt die andere das Futter. Dazwischen spielen die Mädls mit Ehribauers Enkeltöchtern im Haus oder im Garten. Bei der Tagesmutter ist immer Full-House. Und wenn die zwei nach einem Tag Bauernhof nach Hause kommen? Dann heißt es erst einmal: Gewand ab in die Waschmaschine und Generalsanierung von Kopf bis Fuß.
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