Kanadische "Cowboys" sind Spezialisten für Großereignisse

Kanadische "Cowboys" sind Spezialisten für Großereignisse
Kanadische Skirennfahrer sind Spezialisten für Großereignisse. Heute offenbar mehr denn je. Vor zwei Jahren überraschte Dustin Cook mit Super-G-Silber in Beaver Creek, 2017 holten die "Cowboys" des österreichischen Speed-Trainers Burkhard Schaffer dank Erik Guay und Manuel Osborne-Paradis in St. Moritz überraschend sogar Gold und Bronze.

Dabei hatte Guay vor der WM noch einen Horror-Sturz in Garmisch zu verkraften gehabt. Dass er nach seinem "Köpfler mit Schraube" bei der WM starten konnte, grenzt an ein Wunder. Prompt fühlte sich der mit 35 Jahren und sechs Monaten nun älteste Ski-Weltmeister an Hermann Maiers Nagano-Sturz erinnert. "Ja stimmt", sagte er lachend.

Er sei selbst überrascht gewesen, so kurz nach einem derartigen Sturz wieder alles geben zu können. "Im ersten Training war ich noch super nervös. Ich hatte aber schon 2003 vor St. Moritz einen Riesensturz in Wengen. Dank meiner Trainer und der Physios ist es sich wieder ausgegangen", bedankte er sich.

Es sind nicht nur die zahlreichen Verletzungen, die an die legendäre Abfahrts-Generation der "Crazy Canucks" erinnert. Die heutigen Kanadier sind aber längst die "Canadian Cowboys" und der Sohn von "Ober-Canuck" Ken Read, Erik Read, startet lieber in Technikbewerben.

Guay und Osborne-Paradis sind eher noch die Wilden. Gleich sechs Knieoperationen und einige Rückenprobleme hat Guay seit 2003 hinter sich. Zuletzt konnte er auch deshalb lange nicht trainieren, weil man ihm wegen Arthritis im Knie einen Knochenersatz einpassen musste.

"Nach sechs Jahren wieder Gold zu holen, ist unglaublich", sagte Guay, der 2011 in Garmisch Abfahrtsweltmeister geworden war. Ob es angesichts seines Vorsprungs eine perfekte Fahrt gewesen sei, könne er nicht beurteilen. "Wenn du exakt fährst, fühlt es sich nie schnell an. Aber am Ende ist es egal, ob du 45 oder eine Hundertstel vorne bist. Als ich die Zuschauer im Ziel jubeln gesehen habe, war klar, es war gut."

Trotz seiner Verletzungen und der 35 Jahre habe er nie daran gedacht, aufzugeben, betonte Guay. "Ich gebe aber zu, dass ich in Garmisch Riesen-Glück hatte. Der Sturz war wirklich Wahnsinn. Den muss man erst aus seinem Kopf bringen." Gleich nach dem Rennen hatte Guay wie immer seine Frau und die drei kleinen Töchter in Kanada angerufen. "Sie haben es im TV angeschaut. Die Kleinste versteht aber noch nicht, worum es geht. Alles was sie weiß, ist, wenn es grün ist, ist das gut."

Auch Osborne-Paradis hat einige Verletzungen hinter sich und ist ebenfalls neuerdings Familienmensch. "Meine Frau ist doppelt happy weil sie sagte, jetzt hast du schon dein Geburtstagsgeschenk", erzählte der am WM-Tag 33 Jahre alt gewordene Rennläufer. Zwei Nummern vor seinem Start habe ihn Guay am Handy angerufen und zu vollem Risiko geraten. "Deshalb habe ich dann fast den Start verpasst", erzählte "Manny" grinsend.

Sein letztes Weltcup-Podest im Super-G vor der WM hatte der Kanadier bei seinem Sieg im November 2009 in Lake Louise geholt, das ist einige Zeit her. "Ich war immer ein guter Gleiter und weniger gut in den Kurven. Mit dem Wechsel zu Head bin ich nun wieder in den Top 30. Ich muss mich bei der Firma und bei den Coaches bedanken."

Das mit den "Crazy Canucks", das sei einmal gewesen. "Wir haben ihnen zugejubelt. Aber das ist längst vorbei. Heute, das ist eine andere Generation, nämlich die der Cowboys", so Osborne-Paradis. "Wir wollen alle einfach nur gut fahren. Und Weltmeisterschaften waren immer gut zu uns Kanadiern. Es ist schön, Teil dieser Truppe zu sein und ich hoffe, das Momentum geht nun weiter." Als Jungvater wisse er: "Sport ist superwichtig, aber nicht das Ende der Welt.

Für einen großen Teil des kanadischen Erfolgs ist mit Abfahrtscoach Burkhard Schaffer auch ein Österreicher mitverantwortlich Der frühere ÖSV-Damenchef und Trainer-Weltenbummler hat 2012 von Slowenien kommend die Nachfolge von Andreas Evers bei den ÖSV-Abfahrern angetreten. 2014 ist der Steirer aber wieder nach Kanada gegangen, wo er davor schon erfolgreich gearbeitet hatte. Alpinchef in Kanada ist mit Martin Rufener ein Schweizer.

Fairer Zweiter war in St. Moritz Top-Favorit Kjetil Jansrud: "So beeindruckend wie Erik gefahren ist, war es eine gewonnene Silbermedaille. Ich hätte nirgends schneller fahren können", sagte der Norweger.

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