"Blattl"-Duell Hirscher gegen Pinturault im Riesentorlauf

"Blattl"-Duell Hirscher gegen Pinturault im Riesentorlauf
Als einziger Athlet ist Marcel Hirscher in allen Weltcup-Riesentorläufen in diesem Winter auf dem Podest gestanden, zweimal gewann er, viermal war er Zweiter. Größter Herausforderer am Freitag im WM-Bewerb von St. Moritz (9.45/13.00 Uhr/live ORF eins) ist der dreifache Saisonsieger Alexis Pinturault aus Frankreich, der nach Team-Gold einen Extraschub für die nächste Medaillenentscheidung bekam.

Die weiteren Franzosen und der Norweger Henrik Kristoffersen sind ebenfalls als Medaillenanwärter zu sehen. Aber auch für Hirscher lautet das Duell er gegen Pinturault - "am 'Blattl' definitiv" -, wobei er aber auch eine Überraschung für möglich hält. "Der Hang ist von der Topografie schon eigen, da ist sehr viel möglich. Man hat in den letzten Rennen gesehen, dass nicht zwingend die Favoriten die Medaillen abgestaubt haben."

Slalom-Gold gewann Hirscher 2013, Kombi-Gold 2015, "ganz klar" würde er nun gerne die Riesentorlauf-Goldene von Weltmeisterschaften mit nach Hause nehmen. Letzter Riesentorlauf-Weltmeister für Österreich war 2005 Hermann Maier. Mit bisher sieben WM-Medaillen ist Hirscher der dritterfolgreichste Österreicher der Geschichte hinter Benjamin Raich (10) und Toni Sailer (8).

"Mal sehen, wie sich alles entwickeln wird. Das Training am Mittwoch ist für mich sehr gut verlaufen, die letzten Rennen im Riesen waren super." Seinem Ärger über harte mediale Kritik und Spott in Online-Foren nach dem Teambewerb hat er Luft gemacht, er will ohne Wut im Bauch fahren. "Ich kann nicht mehr machen, als mein Maximum rausholen. Ich glaube, wenn man überpowert, ist das niemals wirklich gut. Speziell hier in St. Moritz, da sind doch viele Flachstücke drinnen, wo man mit einer guten Linie sehr viel Zeit machen oder auch verlieren kann."

Pinturault wartet noch auf sein erstes Einzel-Gold bei Weltmeisterschaften, er wäre der erste französische Riesentorlauf-Weltmeister seit Jean-Claude Killy 1968. Auch sein Teamkollege Mathieu Faivre ist hoch einzuschätzen. 2015 war Pinturault hinter Ted Ligety und Hirscher und vor dem Deutschen Felix Neureuther WM-Dritter.

Nicht mit dabei ist in St. Moritz der verletzte Ligety, der dreimal in Folge Weltmeister wurde und 2014 in Sotschi auch Olympiasieger. "Ich wäre froh, wenn Ted da wäre. Er gehört eigentlich dazu", betonte Hirscher. Auch 2007-Weltmeister Aksel Lund Svindal aus Norwegen musste die Saison verletzungsbedingt bereits beenden. Neureuther beißt sich mit Rückenproblemen durch. "Es ist besser geworden, aber es liegt noch viel Arbeit vor mir. Morgen gibt es keine Ausreden, ich werde alles probieren." Jeder könne nachempfinden, was ein Hexenschuss bedeute, sagte Hirscher.

Fit sind die weiteren drei ÖSV-Starter. Bei Philipp Schörghofer wurde nach dem Weltcup-Rennen in Garmisch-Partenkirchen die Zeit aber knapp, er musste seine Knieüberreizung therapieren. "Seit Samstag fahre ich wieder Ski, ich habe zwei Tage gut im Pitztal trainiert, musste wieder Vertrauen finden. Den Speed habe ich, ich weiß, wie es geht. Wenn ich entschlossen in den Schwung reinfahre, mich richtig überwinde, dann bin ich schnell", ist der Salzburger überzeugt.

Es sei auf keinen Fall so, dass Gold und Silber schon vergeben sind. "Blödsinn. Von den ersten zwanzig kann jeder eine Medaille machen. Bei einer WM ist alles möglich." Auch für ihn: "Es zählt nur eine Medaille, rein vom Speed her traue ich es mir zu." Er ist bereit für eisige Verhältnisse, aber auch für eine Piste "mit 'Wandln'". Auf der "Abfahrtstrecke mit Steilstufen" gehe es darum, die Geschwindigkeit vom Steilen ins Flache mitzunehmen", weiß der 34-jährige Bronzegewinner der WM 2011.

Roland Leitinger hat seine in Garmisch erlittene Schuhrandprellung ebenfalls ausgeheilt. "Ich bin einsatzbereit hoch zehn. Ich bin vier volle Tage gefahren, habe gut trainiert." Da die Erwartungshaltung von außen auf ihn praktisch nicht vorhanden sei, könne er nur überraschen. "Ich war in der ganzen Saison nie in den Top Ten, für mich wäre es ein gutes Rennen, wenn ich Top Ten fahre. Aber ich weiß, wenn es richtig dahingeht, dann kann es auch weiter nach vorne gehen, weil ich den Speed habe. Warum soll ich mich mit irgendwas limitieren, einfach Gas geben, nicht lange herumdenken." Sollten die Bedingungen aggressiv sein, komme ihm das sehr entgegen.

Hirscher und Pinturault sind für Manuel Feller "definitiv" die zwei Goldanwärter. "Bei mir wäre das Wort Podest schon ein bisserl weit aus der Welt gegriffen. Aber grundsätzlich muss ich an den Start gehen und sagen, ich möchte um eine Medaille fahren, sonst bin ich am falschen Platz. Alexis und Marcel sind so überlegen, sie werden sehr schwer bis gar nicht zu biegen sein. Aber ab Platz drei werden sich viele streiten, natürlich bräuchte ich sehr viel Glück, dass es aufgeht", sagte der Tiroler. Sein bisher einziges Weltcup-Top-Ten-Ergebnis war Platz fünf in Alta Badia.

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