Hary Prinz: Die E-Zigarette im Steirerkrimi überlebte nicht lang
Nur beim Googeln besteht Verwechslungsgefahr, wenn man „Hary Prinz“ eingibt. Da können sich Suchergebnisse über einen „Prinz Harry“ einschleichen.
Im deutschsprachigen Fernsehen ist Hary Prinz aber längst zur unverwechselbaren Marke geworden. Und mit dem Sascha Bergmann aus den steirischen ORF-Landkrimis hat der gebürtige Wiener eine richtige „Signature“-Rolle: Der stets etwas angegrantelt wirkende Macho mit lakonischem Witz, aber gutem Herz.
Was wenige wissen: Prinz hatte eigentlich schon eine ausgedehnte Theaterkarriere hinter sich, bevor er zu Film und Fernsehen kam. Diese führte ihn schon früh ans Burgtheater.
Noch jetzt sei er ein bisschen stolz drauf, dass er einmal mit dem legendären Burgdirektor Claus Peymann ins Streiten gekommen ist. Bei einer Probe zu „Macbeth“ gab es ausgedehntere Umstimmigkeiten darüber, wie der Speer zu halten sei. Er habe seinen Unmut darüber bekundet, worauf Peymann geantwortet habe: „Der Herr Voss lässt sich noch was sagen, der Herr Prinz nicht, ne?“
Er habe geantwortet: „Sind S’ jetzt beleidigt?“
Die Speerangelegenheit sei dann kein Thema mehr gewesen. „Manche dieser Regiediktatoren brauchen es, dass man ihnen Kontra gibt, sie wollen eigentlich gar nicht, dass man sich unterwirft“, erinnert sich Prinz.
Herausragend
Einem richtigen Regiediktator des Films war Oskar Roehlers Kinofilm „Enfant Terrible“ gewidmet: Rainer Werner Fassbinder. Prinz’ herausragende Darstellung des Schauspielers Kurt Raab wurde sogar mit einer Nominierung für den Deutschen Filmpreis belohnt. Nominell für eine „Nebenrolle“, wobei sich Prinz’ Performance wie eine Hauptrolle anfühlte. Die Preisverleihung Anfang Oktober in Berlin war dann die erste Publikums-Gala nach vielen pandemiebedingten Absagen – was Prinz, obwohl er die Lola letztlich nicht gewann, sehr genossen habe.
Am 23. April hat der Schauspieler wieder Gelegenheit, einen glamourösen Kollegentreff zu besuchen – die große ROMY-Gala in Wien.
Er freue sich „natürlich sehr“ über die Nominierung, das allein sei „eine große Anerkennung und auch nicht selbstverständlich“. Angesichts der großen Konkurrenz habe er keine Favoritenstellung, aber: „Man weiß ja nie.“
Große Momente
Schon bei seiner ersten Nominierung 2012 sei er neben Nicholas Ofczarek nominiert gewesen, dieser habe den Preis dann gewonnen. Eine Dankesrede werde er heuer jedenfalls wieder vorbereiten, das gehöre dazu. „In Berlin hab’ ich meiner Frau erzählt, was ich gesagt hätte, damit ich es wenigstens los geworden bin“, sagt er schmunzelnd.
Er erinnert sich auch an schöne Abende bei der ROMY mit „großen Momenten“, etwa als Udo Jürgens nach der Verleihung der Platin-ROMY gesungen habe.
Er schätze, dass es trotz des Glamours entspannter ablaufe als bei vergleichbaren Anlässen in Deutschland.
Humor
Beim nördlichen Nachbarn feiert er mit den Steirerkrimis beachtliche Quotenerfolge. Die ARD-Premiere 2017 mit sieben Millionen Zusehern machte auch das ZDF hellhörig, danach stiegen die Mainzer bei den anderen ORF-Landkrimis ein.
„In den Steirerkrimis geht es mehr um Beziehung als um den Fall, die Dialoge sind sehr wichtig – und der Humor“, sagt Prinz, das sei in Deutschland eher ungewöhnlich. „Ich glaube, das ist ein Markenzeichen der Steirerkrimis.“
Die deutsche Kooperation bringe es aber mit sich, dass Bergmann zum Beispiel nicht mehr rauchen dürfe. Die verordnete E-Zigarette wurde aber schnell aus der Serie rausgeschrieben. Und das ging so: „Da hatte er einen Autounfall, weil er nicht mit der E-Zigarette umgehen konnte. Dann hat er sie daunig’haut.“
Letztere Formulierung hätte übrigens bei der deutschen Version keine Chance, weswegen Prinz auch immer spezielle Dialektszenen nachsynchronisieren müsse.
Seit mehr als sieben Jahren spielt Prinz in den Steirerkrimis, die großteils auf den Romanen von Claudia Rossbacher beruhen. Besonderes Aufsehen sorgte im Vorjahr die aufwühlende Folge „Steirertod“, in der Bergmann seine Kollegin Sandra Mohr (Miriam Stein) verlor. Sie wurde durch Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) ersetzt.
Besonders gefreut habe ihn, dass ein echter Kriminalpolizist, der für Regisseur Wolfgang Murnberger die Drehbücher auf Realitätsnähe checkt, ihm gesagt habe, dass ihm seine Rolle sehr gefalle. „Das ist ein super Kompliment von einem Fachmann, der viel mit Kriminellen zu tun hat“, meint Prinz.
Die nächsten beiden Folgen, die im Herbst ausgestrahlt werden, wurden im Vorjahr in Hartberg und Weiz in der Oststeiermark gedreht. „Steirerstern“ (siehe Foto links unten) spielt im Milieu der volkstümlichen Musik. Ein Volksmusikstar (Emily Cox), Gesicht von „Jana und die Lausbuam“, ist mit einer Rocksängerin (Anna F.) nicht nur durch den selben Produzenten (Sascha Geršak) verbunden, sondern auch durch eine umstrittene Liebe.
Die Handlung von „Steirergeld“ soll entfernte Ähnlichkeiten mit einem echten Bankenskandal haben. Der betroffene Fußballverein wurde allerdings durch ein Eishockeyteam ersetzt.
Teil 9 und 10 der Steirerkrimis, "Steirerglück" und "Steirerkunst", werden heuer wieder im Spätsommer gedreht. Teil 7 und 8 sind im Herbst in ORF und ARD zu sehen.
Mit Oskar Roehler ("Die Unberührbare") ist ein neuer Kinofilm geplant. Der deutsche Regisseur verfilmt seinen Roman "Selbstverfickung", eine Abrechnung mit der Filmbranche, unter dem Titel "8 1/4". Gedreht werden soll noch diesen Sommer.
Ländlich
Prinz, der im damals nicht so urbanen Aspern am Rande Wiens aufgewachsen ist, ist das Ländliche nicht fremd. Er berichtet von einer Nachbarin, einer Bäuerin. „Als sie im Sterben gelegen ist, war ihre größte Angst, dass sie dann im Himmel ihren Mann wieder trifft“, erzählt Prinz. Das sei „schrecklich“ gewesen.
Aktuell sei „sehr belastend und erschütternd, dass man mitten in Europa, wo man sich auf einer Insel gewähnt hat, wieder einen Krieg erleben muss“. Plötzlich werde einem bewusst, auf welch „dünnem Eis“ sich alles bewegt. Prinz: „Alle Kriege haben mit Kleinigkeiten angefangen.“
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