"Ich kann das nimmer hören"

Franz Posch nimmt seinen Auftrag ernst: „Ich fühle mich als volksmusikalischer Denkmalschützer“
Der Gastgeber von "Mei liabste Weis" über Brauchtumspflege, Volksmusik, Andreas Gabalier und warum die Grünen die neuen Konservativen sind.

Er ist das Gegenteil eines Fernsehstars. Unglamourös. Spricht bedächtig. Für ihn hat man das Wort "authentisch" wohl erfunden. Selbst wenn sich Franz Posch mit den Worten: "I bin der Franz" vorstellt, wirkt er nachdenklich. Franz Posch, geboren 1953 in Hall in Tirol, nimmt die Volksmusik ernst. Der promovierte Musikwissenschaftler ist seit 1988 Gastgeber bei "Mei liabste Weis" und trotz Abgrenzung zum Volkstümlichen anhaltend erfolgreich. Und nun für eine KURIER ROMY nominiert.

KURIER: Sind Sie ein Missionar in Sachen Volksmusik?

Franz Posch: Ja. Wir machen keine Kompromisse. Das, was die Volksmusik ausmacht, nämlich die regionalen Unterschiede, pflegen wir. Das gilt auch für Dialekt und Brauchtum. Die Gefahr der Nivellierung ist allgegenwärtig. Dazu die Angst vor der Globalisierung ...

... die die Leute auch zum Volkstümlichen treibt.

Ja, der Gabalier lebt auch von der Sehnsucht nach Heimat. Aber auf andere Art ...

... die bei Ihnen in der Sendung keinen Platz hat.

Nein, das hat bei mir keinen Platz. Ich verurteile das aber auch nicht.

Es gibt aber bestimmt eine Schnittmenge?

Bestimmt. Aber ich fühle mich als volksmusikalischer Denkmalschützer.

Sie sind außerdem leidenschaftlicher Jazz-Musiker.

Ja. Privat höre ich aber am liebsten Klassik. Bruckner, Mahler, Wagner.

Was halten Sie von Crossover von Volksmusik bis Jazz?

Ich kann das nimmer hören, dieses ewige Kraut und Rüben. Da wird alles vermischt. Dazu ein bissele Moll, das muss neuerdings sowieso überall sein, ein paar Synkopen, und im nächsten Teil geht’s eh schon in einen Landler über. Da ist viel Berechnung dabei.

Braucht nicht auch Brauchtumspflege Auffrischung?

Ja, aber in einer langsamen Entwicklung. Es muss nicht ständig etwas Neues geben, weil Volksmusik nicht kommerziell ausgerichtet ist. In der Schlagermusik muss immer was Neues her, auch wenn sie dann eh wieder auf Altes zurückgreifen, weil ihnen nix Neues einfällt. Volksmusik braucht das nicht, es gibt ja auch keinen Volksmusiker, der davon lebt. Nicht einmal ich, ich unterrichte am Konservatorium.

Die Gefahr, dass Volksmusik ausstirbt, sehen Sie nicht?

Nein, denn sie ist identitätsstiftend. Und wenn ich nach Tokio eingeladen werde, um einen Vortrag über Volksmusik zu halten, dann wird es dabei nicht um "Volxmusik" mit X und auch nicht um Gabalier gehen.

Geht Ihnen der Hype um Gabalier und Co auf die Nerven?

Da kann ich nicht mitreden, ich bin kein Konsument dieser Musik. Wenn ich Radio höre, dann Ö1.

Den Musikantenstadl kennen Sie aber. Was sagen Sie zur Absetzung?

Die Entscheidung, dass man etwas ändern musste, ist mit Sicherheit richtig. Auch das Erscheinungsbild wird sich ändern müssen.

Dabei liegen Stadl-Look und Pseudofolklore doch im Trend.

Des vergeht wieder. Vor zwanzig Jahren waren die vielen Jungen mit Dirndl und Janker undenkbar. Heut’ tragen sie es gerne. Aber ein bissele Weltanschauung wird schon auch dabei sein.

Das Dirndl ist also politisch?

Ja, konservativ.

Was ist mit Linken, die Trachten tragen wollen?

Gut, das Bewahren ist per se konservativ, das liegt im Namen. Denkmalschützer sind ja auch Bewahrer. Ohne die wären viele alte Palais Schuhgeschäfte.

Die Denkmalschützer von heute sind aber meist die Grünen.

Ja, die sind ja in vieler Hinsicht konservativer als die Schwarzen.

Wieso scheinen 28 Jahre in der Unterhaltungsindustrie keine Spuren bei Ihnen hinterlassen zu haben?

Ich habe diese Karriere nie angestrebt. Ich red’ nicht gern. Ich spiel lieber. Mein großes Glück ist, dass ich in der Sendung so sein kann, wie ich bin.

Wie sind Sie denn?

Ich trink gern einen Wein und ich red’ mit jedem. Ich mag die Leut.

Sie haben keine politischen Berührungsängste. In Ihre Sendung kommen alle Landeshauptleute.

Das geht nicht von mir aus. Aber ich freu mich über jeden. Leider hat der Häupl noch keine Zeit gehabt.

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