Carolin Kebekus: "Auf der Bühne habe ich die Hosen an"

Carolin Kebekus
Die Kölnerin Carolin Kebekus mischt mit derben Sprüchen und Feminismus die Comedy-Szene auf.

Hübsches Beiwerk oder Stichwortgeberin für den lustigen Mann – lange Zeit sah so im deutschen Fernsehen die weibliche Rolle im Humor aus. Zumindest erzählt das Carolin Kebekus, die es an die Spitze der deutschen Comedy-Szene geschafft hat. Dieses Jahr ist sie für die ROMY in der Kategorie Unterhaltung nominiert.

KURIER: Bekommen Sie öfters auch Gegenwind?

Carolin Kebekus: Ja, dauernd, vor allem, wenn es um Gleichberechtigung geht. Der Körper einer Frau und dass sie selbst bestimmt, was damit passieren soll, das macht viele Menschen sauer.

Warum ist das so?

Ich glaube, dass sich das über Jahrhunderte so eingeschliffen hat und es vielleicht unterschwellig auch eine komische Angst vor weiblicher Sexualität gibt. Sie wird ja auch in jeder Religion verteufelt.

Sie haben mehrmals die deutsche Debatte rund um das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche thematisiert. Wie findet man da einen humoristischen Zugang?

Was mich daran interessiert hat, war die unterschwellige Argumentation, wenn Gesetze in Deutschland zugunsten von Frauen reformiert werden sollen. Diese lautet, dass Frauen irgendwie eh ein bisschen zu dämlich sind, mit den neuen Privilegien ordentlich umzugehen. Wenn man das darauf runterbricht, ist das extrem lustig.

Was dachten Sie, als der US-Comedian Louis C.K. sexuelle Belästigung zugegeben hat?

Es ist schrecklich, wenn sich ein Idol plötzlich als ekelhaftes Arschloch herausstellt. Ich habe Gerüchte dieser Art über ihn schon ein Jahr zuvor gehört und fand die total absurd. Obwohl ich den nicht kenne. Als er dann gestanden hat, habe ich mich erschrocken, wie wenig einer Frau erst Mal geglaubt wird. Das ist nichts anderes, als wenn eine Frau einen Mann beschuldigt, sie in einer Firma sexuell belästigt zu haben, und die Kollegen sagen: ,Nein, das kann nicht sein’.

Sie haben in einem Interview über sexuelle Belästigung gesprochen und darauf viele negative Reaktionen bekommen. Hat Sie das überrascht?

Ja, total. Ich habe erzählt, dass mir sexualisierte Gewalt im Beruf noch nicht passiert ist und ich da auch noch keinen Machtmissbrauch erlebt habe, ich aber natürlich schon einmal sexuell belästigt wurde. Dass mir auf einer Party schon mal an den Hintern gefasst wurde. In den Reaktionen hieß es dann: ,Naja, jetzt will sie auch ein Stück vom Kuchen.’ Es wurde mir nicht geglaubt, dass das passiert ist und mir wurde zudem unterstellt, ich würde auf irgendeiner Welle mitschwimmen wollen, damit ich Aufmerksamkeit bekomme.

Ein Beispiel für Täter-Opfer-Umkehr…

Ja, da habe ich mich echt gefragt, was die Leute glauben, wie viel Ruhm und Ehre Frauen in der Geschichte bisher abbekommen haben, die einen Mann beschuldigt haben, sie belästigt zu haben. Keine der Frauen, die ich kenne, sind in irgendeiner Art und Weise ruhmreich aus so einer Situation rausgegangen. Das ist ziemlich absurd.

Wenn man jemanden zum Lachen bringen kann, hat man auch Macht. Führen mehr Frauen in der Comedy zu mehr Geschlechtergerechtigkeit?

Es ist sicher auch eine Art Kontrollverlust, wenn man die Humorschiene an Frauen abgibt. Klar ist, dass ich die Hosen anhabe, wenn ich auf der Bühne stehe.

Sie haben sechs Mal hintereinander den Deutschen Comedypreis gewonnen und sind für die ROMY nominiert. Sind Sie überhaupt noch aufgeregt?

Ich freue mich total über Preise. Es ist immer schön, von einer offiziellen Stelle Bestätigung zu bekommen. Und die ROMY ist ja eine sehr angesehene Auszeichnung und es ist wahnsinnig cool, dafür nominiert zu sein.

Tour und Gewinnspiel

Kebekus gastiert mit ihrer "PussyNation"-Tour in Österreich. Der KURIER verlost 3x2 Tickets für die Show in Wien am 20. Oktober. Mehr Infos und detaillierte Teilnahmebedingungen unter: KURIER.at/gewinnspiele. Teilnahmeschluss: 10. April 2019

Ab dem 30. Mai zeigt das Erste wöchentlich acht neue Folgen ihrer Fernseh-Show "PussyTerror TV".

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