"Frauen können besser über sich selbst lachen"

Existenzängste und die Zores mit dem Älterwerden: Andrea Händler in ihrem aktuellen Programm "Naturtrüb".
Mit ihrem Porgramm "Naturtrüb" eröffnet Andrea Händler am Montag das Kabarettistinnenfestival im Wiener Kosmos-Theater. Wir trafen eine der erfolgreichsten Kabarettistinnen Österreichs, um mit ihr über den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau zu sprechen.

Frauen können besser über sich selber lachen." Davon ist Andrea Händler überzeugt. In ihren Programmen verzichtet sie aber auf das ewige Thema vom Unterschied der Geschlechter. Dort spricht sie lieber darüber, was sie wirklich bewegt, denn "das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben." In "Naturtrüb" erzählt sie deswegen auch einfach nur von ihrer Entdeckung der eigenen Spießigkeit - mit Kochbüchern und Träumen von Johann Lafer. Und vom Älterwerden – inklusive Hitzewallungen und "Lebensendzeitpartner" Bärli.

Unabhängig davon: Ein Festival nur mit Frauen - wie jenes, das sie am Montag im Kosmos-Theater eröffnet - findet Andrea Händler wichtig. „Die Leute sollen mitbekommen, dass es lustige Frauen gibt.“ Bis inklusive Samstag treten dort jeden Abend zwei Kabarettistinnen auf. Von arrivierten Künstlerinnen wie Andrea Händler bis zu Nachwuchshoffnungen wie den „Kernölamazonen“ – den aktuellen Preisträgerinnen des Wiener Kabarett-Talent-Preises.

KURIER.at hat Händler, eine der erfolgreichsten Kabarettistinnen Österreichs, in ihrer Wohnung im 5. Wiener Gemeindebezirk besucht, um mit ihr über ihre Karriere, und den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau - auf und vor der Bühne - zu reden.

KURIER: Haben Frauen einen anderen Humor als Männer?Andrea Händler: Ja, Frauen haben so einen Galgenhumor. Wir machen uns über uns selbst lustig. Wenn zum Beispiel eine Gruppe von Frauen beisammen steht – weil wir, keine Ahnung – Gewand probieren oder irgendsowas – und jetzt kommen wir nicht in die Hosen rein, dann wird daraus kein großes Drama gemacht. Ich schaue in den Spiegel und nehm's mit Humor. Ich finde ja, Frauen haben mehr Humor. Die können über sich selber viel besser lachen. Das ist halt nun mal so.

"Frauen können besser über sich selbst lachen"

Lachen umgekehrt auch Männer über Frauen? Also wenn man so eine Tussi-Nummer spielt, dann lachen sie alle. Wenn man mal eine Nummer über einen Mann in der gleichen Richtung spielt, dann ist das immer ein bisschen komisch. Ich glaube, Männer sind ein bisschen befindlicher. Das scheint in ihrem Wesen zu liegen.

Man geht von Vornherein davon aus, dass Männer lustiger sind.

Wieso gibt es im Vergleich zu den Männern so wenige Kabarettistinnen? Weshalb die anderen Frauen nicht Kabarett spielen, kann ich nicht sagen.Ich kann aber auf die Frage antworten, ob Frauen es im Kabarett schwerer haben. Da kann ich mitreden. Meine Antwort hat sich da über die Jahre verändert. Als ich begonnen habe, habe ich immer gesagt: "Nein, es gelten für alle die gleichen Gesetze." Und nach langen Jahren des Spielens kann ich sagen. "Natürlich hat mans schwerer. Und zwar viel schwerer."

Inwiefern? Männer bekommen mehr Vorschusslorbeeren. Ich kann mich erinnern, dass der Reinhard Nowak mit seinem Programm ein Jahr nach meinem ersten Programm rausgekommen ist. Und ich weiß, dass er viel mehr Vorbestellungen hatte als ich - obwohl wir mit "Schlabarett" eigentlich die gleichen Voraussetzungen hatten. Also man geht einmal von Vornherein davon aus, dass Männer lustiger sind. Es gibt da einen Satz, den wahrscheinlich nur Kabarettistinnen kennen: "Ja sie sind ja eh lustig." Dieses "eh" habe ich noch nie von einer Frau gehört. Er geht also mal grundsätzlich davon aus, dass es nicht lustig ist. Seine Frau hat ihn mitgeschleppt und jetzt kommt er drauf: Das ist ja "eh" lustig.

Haben sie eigentlich ein anderes Publikum als ihre männlichen Kollegen? Also ich habe nicht unbedingt ein anderes Publikum, aber definitiv einen höheren Frauenanteil. Bei mir schleppen die Frauen die Männer mit. Außerdem gibt es bei mir immer viele Frauengruppen. Am Anfang kamen einige Frauen, die hören wollten, wie man sich auf Kosten der Männer lustig macht und sehr männerfeindlich ist. Und das hat natürlich gar nicht funktioniert - mein erstes Programm war ja über eine Peepshow.

Gibt es Dinge, die man als Frau auf einer Bühne nicht machen kann? Man darf keine Kraftausdrücke verwenden. Es funktioniert definitiv nicht. Das weiß ich, weil ichs probiert habe. Männer dürfen das. Man muss nur einmal in ein Programm von Michael Niavarani gehen. Wie oft der das „Scheiße“ und „Arschloch“ sagt, ist wirklich unglaublich. Aber es funktioniert.

Dafür, dass die Memosen sind, kann ich nichts.

Sie haben 1984 mit „Schlabarett“ begonnen, 1995 kam dann das erste Soloprogramm. Wieso sind sie tatsächlich eine der wenigen Kabarettistinnen, die sich in Österreich auch über diesen langen Zeitraum halten konnten? Ich glaube, es sind zwei Sachen: Erstens habe ich zu einem ganz guten Zeitpunkt damit begonnen Solo zu spielen. Und zweitens habe ich so ziemlich als einzige Frau, die Kabarett gespielt hat, definitiv nichts Männerfeindliches gemacht. Nicht einmal annähernd. Auch wenn sich jeder Mann dauernd angegriffen fühlt – aber dafür, dass die Memosen sind, kann ich nichts. Bei meinen Kabaretts müssten sich eigentlich Frauen viel mehr angegriffen fühlen, weil ich mich über die immer viel mehr lustig mache.

Inwiefern war 1995 ein besonders guter Zeitpunkt anzufangen? Weil damals irrsinnig wenige Solisten am Werk waren. Es gab damals noch lange Spielserien, die drei Wochen und mehr gedauert haben. So etwas gibt es heute gar nicht mehr. Auch, weil es eben mehr Kabarettisten gibt.

Aber es gibt viele junge Kollegen, die nachkommen. Auch viele Frauen. Das ist eh Zeit geworden. Da hat sich lange Zeit gar nichts getan. Ich hoffe sehr, dass ich vielen den Weg geeebnet habe. Das würde mich zumindest sehr freuen.

Andrea Händler ist seit bald dreißig Jahren nicht aus der österreichischen Kleinkunstszene wegzudenken: 1984 gründete sie gemeinsam mit Alfred Dorfer, Roland Düringer und Reinhard Nowak die Kabarettgruppe "Schlabarett" ("Atompilz von links", "Muttertag"). Es folgten TV-Rollen in "Die kranken Schwestern" (1995 - 1998) und "Kaisermühlen Blues" (1996-1999). "Diskret - Eine Peep-Show" war 1995 ihr erstes Solokabarett - sechs weitere sollten folgen. 1999 wurde ihr der " Salzburger Stier" für "Auszeit" verliehen. Seit 2011 tourt sie mit ihrem aktuellen Programm "Naturtrüb" durch Österreich.

"Frauen können besser über sich selbst lachen"

Programm

Mo: 19.30 - Eröffnung 21.00 - Andrea Händler

Di: 19.30 - Schmähtandler 21.00 - Nadja Maleh

Mi: 19.30 - Aida Loos 21:00 - Kenrölamazonen

Do: 19.30 - Regina Hofer 21:00 - Vaginas im Dirndl

Fr: 19.30 - frau franzi (Marika Reichhold) 21.00 - Marie Thérèse Escribano

Sa: 19:30 - Eva D. 21:00 - Christine Prayon

Weiterführende Links

"Frauen können besser über sich selbst lachen"

Kommentare