Reifensymposium: Da bleibt die Luft weg

Reifensymposium: Da bleibt die Luft weg
Ab 2012 sind Luftdruckkontrollsysteme in der EU verpflichtend. Die Reifenhersteller favorisieren eine Sensorlösung.

Die Frage war durchaus passend gestellt: "Wie intelligent kann die Verbindung zwischen Auto und Straße werden?", wollte der ÖAMTC von eingeladenen Experten wissen. Bridgestone und Continental nutzten die Gelegenheit, kräftig die Trommel für ihr Konzept eines automatischen Luftdruckkontrollsystems zu rühren.

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Das sperrige Wort, dessen englische Übersetzung mit "TPMS" abgekürzt wird, wird bald in aller Munde sein. Ab 2012 muss jeder in der EU neu typisierte Pkw so ein System haben, ab 2014 jeder Neuwagen. Bis dato ist jedoch ungeklärt, ob ein indirektes System (der Druck wird nicht gemessen, sondern aus dem Radumfang berechnet) hinreichend genau sein kann, um die (noch fehlenden) EU-Vorgaben zu schaffen. Also machen sich Reifenhersteller inzwischen für das direkt messende und viel genauere, aber auch teurere Sensorsystem stark.

Ein batteriebetriebener Sensor, der wahlweise am Ventil sitzen kann oder innen in die Mitte der Lauffläche geklebt wird, sendet Daten alle vier Sekunden an eine Zentraleinheit im Fahrzeug. Bridgestone bietet das seit heuer zunächst für Busse und Lkw an, Continental ebenfalls (ab 2012). Bei Continental soll der Sensor nur 11 Gramm wiegen und die Batterie sechs Jahre durchhalten.

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Dass sich Reifenhersteller für dieses System starkmachen, hat einen Hintergrund: Viele von ihnen bauen und verkaufen selbst oder mit Partnern neben Pneus auch technische Systeme. Und da die EU-Verpflichtung absehbar ist, stehen auch gigantische Stückzahlen ins Haus. Zu genauen Kosten will sich allerdings noch niemand so recht äußern.

Continental ist schon weiter. Der Sensor könnte eigentlich mehr, wie Andreas Topp in seinem vielbeachteten Vortrag ausführte. So könne die Bodenaufstandsfläche des Reifens detektiert werden (und daraus und dem Innendruck die Radlast errechnet werden), der richtige Reifen (Dimension usw.) erkannt und auch inklusive Temperatur und erlaubter Höchstgeschwindigkeit ins Wageninnere (oder an Flottenmanager usw.) übertragen werden. Weitere künftige Funktionen nicht ausgeschlossen, was auch Datenanlieferung an Fahrerassistenzsysteme meint.

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Apropos Zukunft: Continental geht von einer weiteren deutlichen Spreizung des Reifenangebotes wegen immer neuer Fahrzeugsegmente aus. Für die E-Mobilität gelte es überhaupt, neue Konzepte anzudenken. Ein Beispiel: Der linke Reifen im Bild links. Er hat die äußerst ungewöhnliche Dimension 195/55 R20 - aber genau deshalb und wegen einer speziellen Mischung gut 15 % weniger Rollwiderstand als sein konventioneller Bruder.

Von "innovativer Dimensionierung" spricht Continental, schon ist eine neue Produktlinie im Werden. "eContact" soll Sommer-, als auch Winterreifen bringen und gute Rollwiderstandswerte zeigen. Und zum Drüberstreuen wird auch noch das Kürzel "Blueco" dazugeschrieben.

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