Kosice und Marseille lösen Guimaraes und Maribor als europäische Kulturhauptstädte ab.
17.12.12, 06:03
Kosice und Marseille (oder auf Deutsch: Kaschau und Marburg): Die beiden zweitgrößten Städte der Slowakei und Frankreichs tragen im Jahr 2013 den Titel Kulturhauptstadt Europas und lösen das slowenische Maribor und das portugiesische Guimaraes ab. Die Konzepte der beiden neuen Titelträger könnten unterschiedlicher nicht sein. Während das ostslowakische Kosice auf sanfte Stadterneuerung und Sanierung des Bestehenden setzt, trumpft die südfranzösische Hafenstadt mit zahlreichen Neubauten auf. Eins ist den beiden Städten gemeinsam: Das Bestreben, die gelebte Diversität in ihr kulturelles Programm einzubinden. Auch die umliegende Region spielt in beiden Metropolen eine zentrale Rolle.
Während Marseille mit dem Ruf als Hort der Bandenkriminalität zu kämpfen hat und sein Image ordentlich aufpolieren will, trachtet Kosice grundsätzlich eher nach der Etablierung des Bekanntheitsgrads überhaupt und will nachhaltig zum Touristen-Ziel werden. Nach Bratislava ist sie die zweitgrößte Stadt der Slowakei und liegt an der Grenze zu Ungarn, der Ukraine und Polen, die Einwohner sind bunt gemischt. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Kosice zur Industriestadt. Im Zentrum des Programms steht die Suche nach der postsozialistischen Gegenwart. Marseille investiert in eine Kulturmeile am Hafen und lockt das Publikum nicht nur mit neuen, hypermodernen Bauten wie dem MuCem, dem J1 oder dem Musee Regards de Provence. Die mehr als 900 Events finden in insgesamt 80 Orten der Provence statt.
Im Jahr 2012 trugen Guimaraes in Portugal und Maribor in Slowenien den prestigeträchtigen Titel. Guimaraes, ein mittelalterliches Städtchen in der nähe von Porto gilt als Geburtsstadt des heute krisengebeutelten Atlantikstaates. Schon vor der Wirtschaftskrise wurde die 50.000-Einwohner-Stadt hart vom Verfall der einst starken Textilindustrie getroffen - nicht unähnlich der Geschichte des nahe der steirischen Grenze gelegenen Maribor. Einst eines der bedeutendsten Industriezentren am Balkan, gingen der 100.000-Einwohner-Stadt nach dem Krieg in den 90er-Jahren die Märkte verloren.
EPAepa01728084 A view of the Church of Nossa Senhora da Oliveira in Guimaraes, Portugal, 12 May 2009. The city of Guimaraes together with the Slovenian city of Maribor has been considered the European Capital of Culture in 2012, ending a selection process
EPAepa03026113 A picture made available on 06 December 2011 shows a view of Salados arches at Oliveira square in Guimaraes, Portugal, 25 November 2011. Guimaraes together with the Slovenian city of Maribor has been considered the European Capital of Cultu
EPAepa03026115 A picture made available on 06 December 2011 shows a close up view of the granite covering the ground at Santiago square in Guimaraes, Portugal, 25 November 2011. Guimaraes together with the Slovenian city of Maribor has been considered the
APA/LUSA/JOSE COELHOAPA6278190-2 - 23122011 - GUIMARAES - PORTUGAL: ZU APA-TEXT KA - THEMENBILD - Illustration zum Themenbild-Paket "Guimaraes - Europäische Kulturhauptstadt 2012": Das potugisische Guimaraes ist Europas Kulturhauptstadt 2012. Im Bild die
APA/LUSA/JOSE COELHOAPA6278186-2 - 23122011 - GUIMARAES - PORTUGAL: ZU APA-TEXT KA - THEMENBILD - Illustration zum Themenbild-Paket "Guimaraes - Europäische Kulturhauptstadt 2012": Das potugisische Guimaraes ist Europas Kulturhauptstadt 2012. Im Bild die
APA/LUSA/JOSE COELHOAPA6278182-2 - 23122011 - GUIMARAES - PORTUGAL: ZU APA-TEXT KA - THEMENBILD - Illustration zum Themenbild-Paket "Guimaraes - Europäische Kulturhauptstadt 2012": Das potugisische Guimaraes ist Europas Kulturhauptstadt 2012. Im Bild ein
REUTERSTwo women talk in downtown Guimaraes August 26 , 2011. Portugal must sharply reduce its budget deficit, cut spending, raise taxes and sell off state assets to keep receiving rescue funds agreed in May, when it became the third euro zone country aft
Beide Städte wollten den Kulturhauptstadt-Titel nutzen, um eine neue Identität zu finden. Die finanzielle Ausstattung dafür war allerdings sehr unterschiedlich: Während man in Maribor nach einer Halbierung des Budgets mit 21 Millionen Euro auskommen musste, konnten die Finanzzusagen in Guimaraes gehalten werden: 70 Millionen Euro wurden in Infrastrukturprojekte wie neue Kulturbauten, Sanierungen, Kinodigitalisierung und mehr investiert, 40 Millionen Euro flossen ins Programm. Während man durch das schmale Budget in Slowenien keine Großprojekte realisieren konnte und gegen Ende des Jahres auch von den Protestbewegungen gegen die Stadtregierung eingeholt wurde, fokussierte Guimaraes auf die nachhaltige Stärkung und strukturelle Ausstattung der lokalen Kreativwirtschaft. Neben neuen Studiengängen wurden zahlreiche Geschäftsstandorte, etwa im Bereich Design, etabliert und die Stadt als Filmproduktionsstätte gerüstet.
Kulturhauptstadt Maribor. Slowenien, Partnerland der Ferien-Messe, küsst eine nette verschlafene Region wach.
Kriterien für die Auswahl der Kulturhauptstadt sind die europäische Dimension der Bewerbung sowie die Beteiligung der Bevölkerung an Kulturangeboten. Ab 1985 hat die Europäische Union mehr als 40 Städten der Gemeinschaft den Titel Kulturhauptstadt verliehen. Seit 2011 werden zwei Städte aus verschiedenen EU-Ländern für jeweils ein Jahr ausgewählt. Die erste österreichische Kulturhauptstadt war im Jahr 2003 Graz, 2009 teilte sich Linz den Titel mit und Vilnius (Litauen).
Kommentare