Ostslowakei: Versteckte Schätze
Zwei Wochen lang strahlte internationales Rampenlicht über Košice. TV-Stationen zoomten bei der Eishockey-WM die Reize der Altstadt optisch effektvoll heraus aus der Abgeschiedenheit der Ostslowakei. Die Stadt bedankte sich mit perfekter Organisation der Spiele.
Mittlerweile ist der letzte Fan ab- und der Alltag wieder eingezogen in der Weite des Kaschauer Kessels im Hornád-Tal. Doch 2013 wird die erste richtig große Völkerwanderung nach der Wende erwartet, wenn Košice als Kulturhauptstadt Europas erneut ins Rampenlicht drängt und die Slowakei noch immer touristisches Billigland ist - außerhalb des "Hauptstadt-Malus" von Bratislava kosten Unterkunft und Verpflegung oft nur die Hälfte gegenüber Österreich.
Meister-Architektur
Das alte Kaschau ist reif für den neuen Titel Kulturhauptstadt, hat die EU-Millionen sichtbar gut investiert, wie sich beim KURIER-Besuch in der Stadt und ihrer Region bestätigt hat.
Das historische Zentrum, mit viel Aufwand restauriert, ist ein Ausbund an meisterlicher Architektur. Der gotische St.-Elisabeth-Dom, der Renaissance-Glockenturm, die Reste der Stadtmauer, die barocke Pestsäule, Adelspaläste und Residenzen, frisch leuchtende Bürgerhäuser-Fassaden, Museen und Galerien - alles sehr gut in Schuss und Zeugnis wechselhaften Schicksals an der Schnittstelle von westlicher und östlicher Kultur und Zivilisation. Dazu urige Bier- und Wirtshaus-Stuben, quirliges Nachtleben, feine Restaurants und aufstrebende Hotellerie, alles verpackt in ganz typische Atmosphäre, das macht das besondere Flair der Stadt aus.
Als Kultur-Destination genießt Košice in der Slowakei schon lange guten Ruf: Legendär sind das Fest zum "Tag der Stadt Košice" mit Musik, Tanz und Folklore in der ersten Mai-Woche; der Musikfrühling mit internationaler Klassik oder der Kultursommer mit den Schanigärten. Leider löst bei der Essens-Bestellung eine kleine Abweichung von der Karte noch Verwirrung in der Küche aus. Von diesem kleinen Manko abgesehen sind Tage in Košice richtig erlebnisreich und genussvoll.
Historisches Spa-Hotel Bankov
Gepflegtes Quartier bietet am waldreichen Stadtrand das historische Spa-Hotel Bankov. 4*-Qualität in Zimmern und Suiten zum Preis von 80 € für das Doppelzimmer, Frühstück inklusive. Für 20 € lässt man sich ein 3-Gang-Menü schmecken.
Verborgene Schätze Vom Bankov aus folgen die Sternfahrten hinaus in die verborgene Ostslowakei, die voller touristischer Überraschungen steckt.
80 Kilometer nördlich von Košice Richtung Polen liegt Bardejov. Musterbeispiel für eine richtig gut renovierte historische Altstadt mit der berühmten Basilika des Hl. Ägidius, einer dreischiffigen gotischen Kirche mit einer der wertvollsten Altarkompositionen in Europa und einer derart wuchtigen Akustik, dass Experten vom besten Konzertsaal des Landes sprechen. Gut geführt unterwegs ist man mit einem Stadtführer, den man im Tourismusamt buchen kann. Ein paar Kilometer abseits, in der Waldluft der Niederen Beskiden, lohnt sich ein Besuch des Badeorts Bardejovské Kúpele, in dessen Gästeliste auch Zar Alexander I. oder Kaiserin Sisi eingetragen sind. Heute verraten manch bauliche Schwachstellen im Ort, dass wohlhabende Klientel wieder willkommen wäre, um dringende Renovierungsarbeiten schneller in Auftrag geben zu können. Sehr idyllisch: das benachbarte Freilichtmuseum.
Wasserspiele
30 Kilometer östlich von Košice staunt man über ein unvermutetes Naturwunder namens Herlany: Im Slanské vrchy (Gebirgszug) schießt der einzige Geysir der Slowakei seit 1872 alle 24 bis 32 Stunden 15 Meter hohe Kaltwasser-Fontänen aus dem Boden. Manche Eruption dauert eine halbe Stunde. In der Nähe tut sich eine andere Fundstätte auf - das Opallager in Dubník. Hier führen 21 Kilometer Opal-Wege in die Stollen, wurde 1775 einer der größten Edelopale (60 Deka) gefunden, der heute im Naturhistorischen Museum in Wien ausgestellt ist. Richtung Süden lohnt sich ein Besuch der Burgruine Slanec mit dem Panorama über sanfte Landschaft.
Im äußersten Nordosten trifft man im Kunstmuseum von Medzilaborce auf das Erbe von US-Szenekünstler Andy Warhol. Dessen Eltern namens Varchola stammen als Nachfolger eingewanderter Ruthenen aus dem Nachbardorf Miková. 1991 wurde das Museum gegründet. 25 Originale gibt's übrigens auch in der Mihal Gallery des Hotel Múza in Košice zu sehen.
Slowakische Weinkultur
60 Kilometer südöstlich von Košice, nahe der ungarischen Grenze wiederum, gedeiht neue slowakische Weinkultur. Die Winzer-Dynastie Macik füllt in ihrem dunklen Keller aus dem 13. Jahrhundert fantastischen Tokajer und Süßweine ab, betreibt neben der "Buschenschank" eine Pension (Doppelzimmer 53 €). Auf der Strecke dahin erinnern neben der Europastraße in die Ukraine am Dargov-Pass zwei Panzer an schwere Schlachten im 2. Weltkrieg.
80 Kilometer westlich von Košice lädt das Herrenhaus Betliar zum Besuch - kulturelles Nationaldenkmal und Schloss der Grafen Andrássy mit neugotischem Treppenhaus und einer riesigen Sammlung von Liebhaber-Stücken aus aller Welt. Besonders auffallend die vielen Jagdtrophäen wie Elefanten-Schädel, Krokodil oder Eisbär. Daneben ein gutes Restaurant, empfehlenswert eine Kostprobe vom "Brimsen", den einst die zugezogenen Walachen mit ihrer Schafzucht eingeführt haben.
Ein paar Kilometer weiter westwärts die Tropfstein-Höhle Domica, die längste im slowakischen Karst im Naturreservat Domické škrapy. Bizarre Sinter-Konfigurationen, zwei unterirdische Flüsse (Bootsfahrten) und ein seltener Artenreichtum an Fledermäusen verleihen der Höhle ihren besonderen Reiz.
Infos
Anreise
Bahn: Bratislava-Košice (sechs Stunden) mit dem slowakischen Schnellzug 18 €, 1. Klasse 27 €.
Auto: Ab Wien 460 km: A 4, Bratislava, weiter nach Košice, großteils Autobahn, Sprit um ca. 10 Cent teurer als in Österreich.
Flug: AUA-Direktflüge Wien-Košice 4 x wöchentlich, hin/zurück ab 300 €.
Unterkunft-Tipps
Hotel Bankov, stilvolles Vier-Sterne-Haus am Stadtrand von Košice,
29 Zimmer, Terrasse mit Sommer-Grill, Pool, Minigolf, in der Nähe Golfplatz, sehr gutes Restaurant.
Ab 40 € pro Person und Nacht im Doppelzimmer mit Frühstück.
T.: +421/55/632 45 22
www.hotelbankov.sk
Pension Slovakia, Orila 6,
solide 3*-Unterkunft mit Restaurant im Zentrum. Ab 32 €/Person im Doppelzimmer mit Frühstück;
T.: +421/55/728 98 20
Restaurant-Tipps
Med Malina, Hlavná 81, kleines,
uriges Haus mit traditioneller
polnischer und slowakischer Küche zu günstigen Preisen;
T.: +421/55/622 03 97
Villa Regia, Dominikánske námestie 3, charmante Wirtsstuben mit
klassischer slowakischer Küche;
T.: +421/55/625 65 10
Ausflugs-Tipps
Bardejov, UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt mit prächtiger Kirche, in der
Nachbarschaft liegt der alte Kurort Bardejovské Kúpele mit idyllischem Freilichtmuseum
www.slowakei.com/slowakei/bardejov/bardejov.html
Kaltwasser-Geysir Herlany im
Gebirgszug Slanské vrchy
Tokaj-Weingut Macik in Malá Tŕňa an der ungarischen Grenze,
www.tokajmacik.sk
Tropfstein-Höhle Domica (mit unterirdischem See) in der Gemeinde Kečov bei Plešivec
www.ssj.sk
Schloss und Herrenhaus Betliar bei Rožňava im Slowakischen Erzgebirge,
www.snm.sk
Auskünfte Slowakische Zentrale für Tourismus, Handelskai 265,1020 Wien, T.: 01/513 95 69
www.slovakia.travel
www.kosice.sk
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